Es ist richtig, radikale Influencer von Facebook und Co zu verbannen.

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Bye-bye, QAnon. Twitter hat im Kampf gegen die aus den USA stammende rechtsextreme Bewegung, die auf Verschwörungsmythen setzt, 70.000 Konten gesperrt. Auch Amazon, Paypal und Konsorten werfen rechtsradikale Trump-Fans nach dem Sturm auf das US-Kapitol in Scharen von ihren Plattformen. Das Zensur zu nennen wäre Unfug, denn schließlich handelt es sich um private Firmen, die frei entscheiden können, wer mitmachen darf und wer nicht. Weniger problematisch wird das sogenannte Deplatforming damit aber nicht, denn es treibt die gefährlichsten Ideologien in jene Ecken des Internets, die kaum von Behörden beobachtet werden können, und dort wuchern sie weiter.

Es ist eine gut dokumentierte Strategie von Rechtsextremen und Islamisten, Nutzer zu ködern, indem sie ihnen eine vermeintliche Opferrolle vortäuschen – und sie dann Schritt für Schritt gezielt indoktrinieren, indem sie ihnen ein Feindbild einflüstern. Auf Plattformen wie Telegram, die auf Inhaltsmoderation pfeifen, nur teilöffentlich sind und persönlichere Kontakte ermöglichen, lässt sich dieses Phänomen etwa an dem Aufschwung der "Querdenker"-Bewegung beobachten.

Trotzdem ist es richtig, radikale Influencer von Facebook und Co zu verbannen. Viel zu leicht werden soziale Medien als Propagandamaschinen missbraucht, ob von Verschwörungsideologen oder populistischen Politikern. Die Plattformen sind gebaut, um Aufmerksamkeit zu belohnen, und die lässt sich mit Hass leicht generieren, vor allem, wenn Fakten keine Rolle spielen. Stattdessen werden Gegenstimmen durch eine Übersättigung mit derartigen Inhalten gezielt verstummt und seriöse Diskussionen verunmöglicht. Deswegen ist Deplatforming – leider – notwendig. Solche Gruppierungen werden zwar nicht aufhören, gegen Feindbilder zu hetzen. Aber dann müssen ihnen zumindest nicht mehr alle dabei zuhören. (Muzayen Al-Youssef, 12.1.2021)