Haustierhalter, die an Covid-19 erkrankt sind, sollten ihre Vierbeiner nach Möglichkeit von jemand anderem betreuen lassen – vor allem Katzen sind anfällig für Sars-CoV-2.

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Die weltweite Corona-Pandemie macht auch vor Haustieren nicht halt: Immer wieder gibt es Berichte von mit Sars-CoV-2 infizierten Vierbeinern. Eine Übertragung von Haustier zu Mensch konnte bislang noch nicht nachgewiesen werden – ganz ausschließen lässt sich diese Möglichkeit aber dennoch nicht.

Das erste je beschriebene Coronavirus, das Infektiöse Bronchitis-Virus, wurde 1937 aus Hühner-Embryonen isoliert. Seitdem konnten diverse Coronaviren in verschiedensten Tierarten nachgewiesen werden. Einige der Viren sind wirtsspezifisch, kommen also nur in einer Art vor, während andere mehrere Spezies befallen können. Sars-CoV-2 ist bekanntlich von einer – noch nicht identifizierten – Tierart auf den Menschen übergesprungen und breitet sich seitdem rasant von Mensch zu Mensch aus. Aber wie sieht es diesbezüglich im Tierreich aus?

Eine Frage des Rezeptors

Die Empfänglichkeit einer Tierart für Sars-CoV-2 hängt in erster Linie davon ab, wie ähnlich die Struktur der benötigten Bindungsstelle – des vielzitierten Rezeptors ACE2 – jener des menschlichen Rezeptors ist. In einer Studie des deutschen Friedrich-Löffler-Instituts wurde versucht, verschiedene Haus- und Nutztiere mit dem Virus zu infizieren. Das erwies sich bei Schweinen, Meerschweinchen, Hühnern, Enten und Truthähnen als unmöglich.

Rinder weisen zwar eine geringe Empfänglichkeit für den Erreger auf, entwickeln aber keine Krankheitssymptome und können ihn auch nicht weitergeben. Sehr wohl infizieren ließen sich hingegen Kaninchen, allerdings ebenfalls ohne Symptome und ohne Weitergabe.

Auch wenn seit Beginn der Pandemie fallweise Berichte über positiv getestete Hunde für Aufsehen gesorgt haben: Hunde werden als kaum empfänglich für das neuartige Coronavirus eingeschätzt. Bei den wenigen dokumentierten Fällen dürften sich die Vierbeiner das Virus durch Schnüffeln an und um ihre infizierten Besitzer buchstäblich in Nase und Rachen gezogen haben, ohne eine eigentliche Infektion zu erleiden.

Quarantäne auch für Katzen

Etwas anders ist die Lage beim zweiten Haustierliebling, der Katze: Aus mehreren Ländern gibt es Nachweise von positiv getesteten Tieren, wobei einige auch Krankheitssymptome entwickelten. Sie dürften sich bei ihren jeweiligen Haltern angesteckt haben. Eine Studie, bei der 102 Katzen aus der Stadt Wuhan nach dem Ausbruch der Krankheit auf Antikörper untersucht wurden, ergab, dass elf davon eine Infektion durchgemacht hatten.

Ob Katzen imstande sind, ihrerseits Menschen anzustecken, ist zwar nicht geklärt, es gibt aber bis jetzt keinerlei Hinweise darauf. Die Haltung von Katzen gilt demnach nicht als Risikofaktor. Im Übrigen gab es auch bei der vom Coronavirus Sars-CoV-1 ausgelösten Sars-Epidemie 2003 Infektionen bei Katzen, die jedoch keine Rolle bei der Weiterverbreitung spielten.

Die Veterinärmedizinische Universität Wien rät Katzenbesitzern, die Gesundheit ihrer Haustiere im Auge zu behalten: Sollten sie husten, niesen oder Atemnot entwickeln, sollte der Tierarzt darüber informiert werden. Außerdem sollten Freigängerkatzen während einer Covid-19-Erkrankung im Haushalt zu Hause bleiben und der Kontakt zu gesunden Menschen unter entsprechenden Hygienemaßnahmen erfolgen.

Ansteckung von Großkatzen in Zoos

Auch deutlich größere Katzen können sich mit Sars-CoV-2 anstecken: So wurden im New Yorker Bronx Zoo alle acht dort lebenden Tiger und Löwen positiv getestet, wobei ein Tigerweibchen auch einen trockenen Husten entwickelte. Alle acht dürften sich bei ihren Pflegern angesteckt haben, erholten sich aber rasch wieder.

Erst kürzlich wurden auch drei Schneeleoparden in einem Zoo in Kentucky, USA, positiv getestet. Auch bei ihnen dürfte die Quelle ein Mitarbeiter gewesen sein. Alle drei zeigen leichte Symptome wie Keuchen und trockenen Husten.

Bei Pferden gab es in den vergangenen Jahren in Österreich immer wieder Infektionen mit dem equinen Coronavirus, das bei den Tieren Fieber, Mattigkeit und Darmentzündungen auslöst. Das equine Coronavirus gehört zwar zur selben Virengruppe wie Sars-CoV-2, ist aber nicht eng damit verwandt. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass das neuartige Coronavirus, das den Menschen befällt, auch Pferde infizieren kann. Umgekehrt geht man auch davon aus, dass equine Coronaviren für Menschen ungefährlich sind.

Laut dem Friedrich-Löffler-Institut spielen Haustiere nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine Rolle bei der Verbreitung von Covid-19. Mit Sorge blickt die Wissenschaft hingegen auf die Entwicklung bei Nerzen: Infektionen der Tiere mit Sars-CoV-2 wurden aus mehreren Ländern gemeldet, in denen Nerze für die Pelzproduktion gezüchtet werden.

Die Ansteckung der Tiere erfolgte über infiziertes Personal, woraufhin das Virus unter den Nerzen offenbar problemlos weitergegeben wird – ein Umstand, der durch die Haltung vieler Individuen auf sehr engem Raum begünstigt wird.

Virusmutationen bei Nerzen

Unter diesen Umständen kann es leicht zu Mutationen des Virus innerhalb der Nerze kommen. Tatsächlich wurden sowohl in Dänemark als auch in den Niederlanden einige genetische Veränderungen des Virus nachgewiesen, die mit Nerzfarmen in Zusammenhang stehen dürften. Ob sich diese auf das Verhalten des Virus auswirken, ist noch ungeklärt. Vorsorglich wurden Millionen vorwiegend dänischer Nerze gekeult.

Die größte Gefahr einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 geht in jedem Fall immer noch vom Menschen aus. (Susanne Strnadl, 20.1.2021)