Alexander Lukaschenko (li.) regiert Belarus seit Juli 1994, René Fasel den Eishockeyweltverband gut einen Monat länger.

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Minsk/Wien – Ein Treffen mit dem bekannt charmanten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko bringt René Fasel, den Präsidenten des Eishockey-Weltverbandes IIHF, in die Bredouille. Der 70-jährige Schweizer war kürzlich in Minsk wegen der WM der Top-Division der Herren vorstellig geworden, die Belarus zusammen mit Lettland (Riga) vom 21. Mai bis 6. Juni ausrichten soll.

Wegen der massiven Polizeigewalt gegen die Opposition im Land sowie mangelnder Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie sind die Spiele in Minsk allerdings höchst umstritten. "Wenn Lettland verzichtet, dann richten wir die Weltmeisterschaft in Belarus aus, und das wird die beste WM der Geschichte", sagte Lukaschenko, der gerne selbst auf dem Eis steht und – wunderbarerweise – trotz seiner 66 Jahre gegen gestandene Spieler seines Landes zu Torerfolgen kommt. Fasel ließ sich von seinem Gastgeber umarmen und bewirten.

Videoaufnahmen vom amikalen Zusammentreffen sind dem Langzeitpräsidenten der IIHF, der übrigens wie Lukaschenko seit 1994 im Amt ist, inzwischen selbst peinlich. "Es ist etwas blöd gelaufen", sagte Fasel im Schweizer Fernsehen. Er habe mit dem Feuer gespielt und sich dabei verbrannt. "Es tut mir leid, wenn das zur Interpretation führt, ich würde die Vorgänge und die Repression in Belarus akzeptieren. Aber ich wollte diese spezielle Beziehung zu Lukaschenko nutzen, um etwas Gutes zu tun." Eine Absage an Belarus würde die Lage nicht ändern. Am 25./26. Jänner wird im Rat des Weltverbandes erneut über das Turnier debattiert.

Offener Neos-Brief

Österreich ist bei der WM so oder so nicht mit von der Partie, unabhängig davon gibt es aber politischen Widerstand gegen das Turnier, das Lukaschenko beim Bemühen, Normalität im Land zu signalisieren, in die Hände spielt. Yannick Shetty und Helmut Brandstätter von den Neos wandten sich nach den Bildern aus Minsk in einem offenen Brief an Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) sowie Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und forderten sie "nachdrücklich dazu auf, für unsere europäischen Grundwerte sowie die Neutralität des Sports einzutreten, auf internationaler Ebene deutlich gegen die Ausrichtung der Eishockey-WM 2021 in Belarus Stellung zu beziehen und sich konstruktiv an der Findung einer Alternative zu beteiligen". (red, 13.1.2021)