Walter Rieger, Leiter des Bereiches Technology & Innovation Excellence bei Infineon Austria, gibt Einblick, wie er mit seinem Team Mikrochips von der Skizze am Whiteboard ins reale Leben bringt und mit neuen Halbleitermaterialien den CO2-Fußabdruck reduziert.

"Uns begeistert es, mit Technologien die Zukunft zu gestalten und die Träume unserer Kunden Wirklichkeit werden zu lassen!" Walter Rieger, Infineon Head of Technology & Innovation Excellence

Was macht ein Leiter für Technology & Innovation Excellence?

Rieger: Wir sind die zentrale Forschungs- und Entwicklungseinheit für den Geschäftsbereich PSS. Ich leite ein 300-kopfstarkes Team, verteilt auf drei Kontinente und an den fünf Standorten in Villach, München, Dresden, Malaysia und USA. Bei uns geht es um die Entwicklung von Technologie-Plattformen für zukunftsweisende Mikroelektroniksysteme, die dann in unterschiedlichen Produkten zur Anwendung kommen. Wir sind an vorderster Front, finden, entwickeln und validieren neueste Technologien, bringen Entwicklungen auf den Weg und begleiten sie bis zur Serienproduktion und Anwendung. Dazu gehört es auch, die Denksätze und bisherige Lösungen immer wieder infrage zu stellen und sich selbst immer wieder neu zu erfinden. Das ist besonders spannend und abwechslungsreich.

In welchen Produkten sind die Innovationen zu finden?

Infineon steht zwar nirgends drauf, jeder nutzt aber praktisch 1000-Mal am Tag Produkte, die als Herzstück unsere Mikrochips in sich tragen. Ob im Smartphone, in der mobilen Infrastruktur, im Auto, bei der Nutzung von Wind- oder Solarstrom, in Ladestationen, beim bargeldlosen Zahlen, in Akkus und Netzteilen für Laptops oder in medizinischen Geräten. Mikrochips von Infineon helfen Energie zu sparen und verbessern die Interaktion des Nutzers mit der digitalen Welt. Was wir sehen: Das Tempo der Digitalisierung steigt und hält Einzug in immer mehr Bereiche des Lebens.

Ein globales Team zu leiten, das an Innovationen für die Welt von morgen arbeitet, klingt sehr spannend. Was sind die größten Herausforderungen?

Es ist faszinierend, zu sehen, wie aus ersten Ideen Konzept-Skizzen werden und diese dann in die Serienfertigung und schließlich in reale Anwendungen kommen. Die größte Herausforderung ist es, sich nicht auf das zu verlassen, was bisher erfolgreich war. Die technische Welt dreht sich extrem schnell. Die Produkte werden leistungsfähiger, komplexer und die Karten ständig neu gemischt. Auch mit neuen Mitbewerbern ändern sich die globalen Spielregeln. Wir sind konsequent zukunftsorientiert und müssen uns immer wieder neu erfinden, um erfolgreich zu bleiben. Dabei ist es entscheidend, neue Trends früh zu erkennen.

Wie gelingt das und wie kann eine Führungskraft sein Team auf diese Zukunftsreise mitnehmen?

Klare Ziele, vorbehaltslose Zusammenarbeit und der kontinuierliche Informationsaustausch sind zentral. Unsere Mitarbeiter*innen sind hochqualifiziert und motiviert, agieren wie kleine Unternehmer, die aktiv Ideen einbringen, um Lösungen zu finden. Führen bedeutet für mich daher einen Rahmen, ein Umfeld für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu schaffen. Die gegenseitige Wertschätzung ist wichtig, auch die Freude am Erfolg des anderen. Essentiell ist es auch, dass man Probleme und Fehler offen anspricht, um daraus gemeinsam zu lernen und auch die "Extra-Mile" geht. Alle Mitarbeiter*innen sollen am Projektende sehen, welchen Erfolg ihr Projekt für unser Unternehmen bedeutet. Dieses Empowerment beflügelt die Brain-Power des gesamten Teams und ermöglicht maximale Innovationsleistung.

Wie wichtig ist die Diversität im Team?

Für mich ist die beste Basis für Innovation ein guter Mix aus erfahrenen und jungen Mitarbeitern aus unterschiedlichen Geschlechtern und Nationalitäten. Je verschiedener die Menschen und deren Fähigkeiten sind, umso höher ist die Chance, zu den besten Lösungsansätzen zu kommen. Dieser Ansatz muss aber auch ganz klar von der Führungsseite vorgelebt werden. Wir tun es jedenfalls.

Was ist außerdem wichtig?

Eine gute Organisationsstruktur, die ein Optimieren und Ausbalancieren von Prozessen und Abläufen ermöglicht und gleichzeitig agile und schnelle Entscheidungen unterstützt. Ich empfinde es als ganz besonders wichtig, die richtigen Leute einzusetzen. Unterschiedliche Personen und Charaktertypen eignen sich für unterschiedliche Innovationsphasen. Wer kann mit disruptiven Veränderungen umgehen, sie mit Begeisterung mittragen und weitertreiben? Wer eignet sich, um die evolutionären Produktentwicklungen konsequent in der Infrastruktur einer großen Firma weiterzubringen? Das zu steuern, ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Das Team soll weiterwachsen, welche Fachkräfte werden gesucht?

Der wachsende Markt der Digitalisierung ist sehr Forschungs- und Know-how intensiv. Wir brauchen daher gut ausgebildete Experten aus den Bereichen Elektrotechnik, Physik, Chemie, Materialwissenschaften oder der Automatisierungstechnik. Gleichzeitig braucht es auch die Fähigkeit im Team zu arbeiten, zu kommunizieren und: Es soll auch Spaß machen, sich mit der Zukunft zu beschäftigen und sich mit der globalen Konkurrenz zu messen. Diese Eigenschaften sind übrigens aus meiner Überzeugung nicht nur in unserem Bereich wichtig, sondern die Voraussetzung, dass die jetzigen Industrienationen auch in Zukunft den Lebensstandard halten können.

Technische Fachkräfte sind gefragt, warum sollte man sich für Infineon in Villach entscheiden?

Es ist die enge Verbindung von Forschung, Entwicklung, Produktion sowie globaler Geschäftsverantwortung, die den Standort auszeichnet. Wir schaffen Hightech Jobs in einer Region, in der andere Urlaub machen. Das Besondere ist, dass man die Geschäftsentwicklung hautnah miterlebt: von der Marktanalyse über die Idee, zur Entwicklung, in Zusammenarbeit mit dem Qualitätsmanagement bis hin zur Fertigung. Es gibt auch die Möglichkeit, zwischen den Bereichen zu wechseln und neue Tätigkeiten auszuprobieren. Der Geschäftsbereich PSS ist aus meiner Sicht sowohl für junge Talente als auch für erfahrende Fachleute ein sehr spannender Bereich.

Warum?

Das beginnt mit hochattraktiven Arbeitsinhalten, inkludiert zeitgemäße Angebote für die Flexibilität in der Arbeitsorganisation, wie auch die Unterstützung bei der Ansiedlung, um nur einige Beispiele zu nennen. Unser Bereich lebt vom Blick über den Tellerrand, von Diversität und unserem Infineon "Spirit". Es gilt, neue Trends frühzeitig zu erkennen, um den Markt rechtzeitig mit den geeigneten Produkten zu bedienen. Die neuen Halbleitermaterialien sind neben Silizium eine wichtige Basis und zeichnen den Standort weltweit aus.

Wie können diese Materialien die Produkte und Anwendungen verbessern?

Siliciumkarbid und Galliumnitrid haben einen größeren Bandabstand als Silizium. Das bedeutet, sie halten höhere Spannungen und Temperuren aus, der Strom fließt effizienter. Das spart noch mehr Energie und minimiert den CO2-Fußabdruck. Wir verbessern die Leistung bei noch kleineren Baugrößen. Infineon ist hier weltweit Vorreiter. Galliumnitrid finden wir als Basismaterial im LED-Licht, in der Radartechnik oder im USB-Schnellladeanschluss, ein Stecker kann dadurch mittlerweile mehrere Geräte gleichzeitig laden. Im Bereich der Powerelektronik stehen wir am Beginn, das große Potenzial auszuschöpfen. Beispielsweise bei "On-Board" Ladegeräten im E-Auto, der Netzeinbindung von Solarstrom oder Windkraft, der ultraschnellen Mobilfunktechnik, dem Internet der Dinge und der Interaktion Mensch und Maschine.

Wohin geht die Entwicklung und wie wird diese Vorreiterrolle ausgebaut?

Als High-Performance Anbieter kann Infineon das komplette Leistungshalbleiter-Spektrum vom klassischen Silizium als auch der neuen Halbleitermaterialien anbieten und entscheidend weiterentwickeln. Durch die Übernahme des amerikanischen Halbleiterherstellers Cypress erweitert sich zudem das Chip Angebot. All das stärkt unsere weltweit führende Position und auch die globale Verantwortung von PSS am Standort Villach. Wir forschen daran, die nächste Generation der Energiesparchips in hoher Qualität und hohem Volumen bereitzustellen.