Michael Völker:

Es ist eine etwas seltsame Wahl, ich geb’s zu. Kein Protzauto und kein Sparefroh, nicht rasend innovativ, weder sehr sportlich noch sehr praktisch. Aber ich habe mich im vergangenen Jahr selten in einem Auto so wohl- und so daheim gefühlt wie in diesem Audi Q3 Sportback 45 TFSI. Da hat einfach alles gestimmt. Ein apartes Erscheinungsbild, weit weg vom provokanten Protz der massigen SUVs. Obwohl das hier ja genau jene seltsame Mischung ist, die wir sonst nicht so schätzen: SUV und Coupé, da kommt aus zwei Welten oft das Böse zueinander, hier aber überwiegt das Leichte und Elegante.

Elegante Leichtfüßigkeit, perfektes Zusammenspiel der Technik: Audi Q3 Sportback.
Foto: Stockinger

Tolle Verarbeitung, luxuriös-komfortabler Innenraum, perfekte Technik. Der auch vom Golf GTI bekannte Zweiliter-Turbo leistet 230 PS, dazu ein fantastisches Getriebe, da spielt alles perfekt zusammen. Von ganz bequem, wie es Frau und Kind lieben, bis zu sportlichem Anspruch erfüllt dieser Wagen alle Wunschvorstellungen. Das Fahrwerk macht wirklich Spaß und fühlt sich dazu angenehm sicher an, es war das pure Vergnügen, mit diesem Auto unterwegs zu sein.

Natürlich hätte ich auch den Ferrari mit in die Liste nehmen können, da hätten ein paar Ohren geflattert, 800 PS und so, aber der ist ohnedies am Cover dieser Ausgabe. Stattdessen reihe ich das pure Gegenteil an die zweite Stelle: den ersten elektrischen Mazda. Sorry, schon wieder ein SUV-Coupé, also hier wird einmal mehr (relative) Schönheit vor den praktischen Nutzen gereiht, der Wagen ist aber ein Versprechen an die Zukunft, weil kein Benzin mehr verbrannt wird.

Der MX-30 zeigt gut auf, was geht und was noch nicht geht, hier zumindest. Das Problem ist nämlich einmal mehr die Reichweite. Etwa 170 bis 180 Kilometer sind nämlich ein Witz, damit kommt man nicht weit, somit ist dieser Mazda ein Auto mit Schwerpunkt Stadtbetrieb. Was schade ist. Weil sich dieser Wagen supergut anfühlt, ein Vergnügen zu fahren, sehr knackig, ohne unbequem zu werden. Da gibt es nicht den Hauch von Gesundheitsschuhen, wie das bei anderen elektrischen Fahrzeugen manchmal die Anmutung ist. Am ehesten würde ich den MX-30 vom Fahrspaß her mit dem elektrischen Jaguar I-Pace vergleichen.

Mazdas elektrischer MX-30 macht Spaß, muss aber noch an der Reichweite arbeiten.
Foto: Mazda

Ein witziges Detail sind die hinteren Türen, die vorne aufgehen. Das erleichtert das Einsteigen, man muss aber sagen, dass auf der Rückbank nicht rasend viel Platz ist.

Das Problem mit der Reichweite liegt an der Batterie. Mehr Reichweite wäre schon möglich, aber das würde erstens den Preis des Fahrzeugs erhöhen, der mit etwa 40.000 Euro ohnedies nicht ganz günstig ist, und zweitens die Agilität einschränken, wenn das Gewicht zunimmt. Aber das war schon alles, diese Probleme werden hoffentlich bald gelöst sein.

Eine wirklich innovative und witzige Lösung bietet der Honda Jazz an, deshalb, und nur deshalb, landet er auf Platz drei dieses sehr subjektiven Rankings. Auf vier Metern Länge entfaltet sich im Inneren erstaunlich viel Platz, das liegt auch an den "Magic Seats". Bei den hinteren Sitzen lässt sich die Sitzfläche hochklappen, wodurch erstaunlich viel Raum zur Nutzung frei wird. Preis: ab 22.000 Euro.

Außen ein Schwammerl,
innen viel Platz dank zauberhafter Sitze: Honda Jazz.
Foto: Stockinger

Rudolf Skarics:

Obwohl eine Fahrzeugklasse darunter angesiedelt, macht der Renault Clio seit Jahrzehnten erfolgreich dem VW Golf Konkurrenz und hat ihn nun auch in der europäischen Zulassungsstatistik als Führenden überholt. Während der Golf aus der idealen Größe für ein gutes Preis-Preis-Leistungs-Verhältnis hinausgewachsen ist, ist der Clio dort hineingewachsen. Und jetzt gibt es ihn auch noch mit einem echten Hybridantrieb. Kein Mildhybrid mit 48 Volt, nein, vollwertig auf der Spannungsebene von 230 Volt und mit gründlich leistungsverzweigter Koppelung von Elektro- und Benzinmotor.

Die Hybrid-Version des Renault Clio überzeugt auf ganzer Linie, ohne Komfortverlust kann man so die Welt ein kleines bisschen besser machen.
Foto: Renault

Das faszinierende daran: Man erhält nun einen kleinen Kompaktwagen mit bisher nie dagewesen dezenter Geräuschkulisse, mit einer angenehmen Atmosphäre über alle Fahrsituationen hinweg. Das alles geht weit über die Erwartungen an ein Auto dieser Fahrzeugklasse hinaus. Das heißt, wohl, man hat das ganze Auto mit aller Konsequenz überarbeitet. Die komfortable Grundabstimmung ergänzt wunderbar das geschmeidige Fahrgefühl.

Hauptgrund für meinen ersten Platz ist aber, dass man den Clio aus automobilistischer Perspektive als eine der ernsthaftesten Möglichkeiten sehen kann, die Welt ein kleines Stück besser zu machen, ohne Komfortverlust zu erleiden. Er ist sehr kompakt und bietet ausreichend Platz und Bequemlichkeit für zwei Personen plus. Die Fahrleistungen ermöglichen ein beschwingtes Vorankommen ohne Verzicht. Die feinste und für viele immer noch erschwinglichste Art, umweltfreundliche Auto zu fahren, ohne eine Steckdose zur Verfügung zu haben.

Der zweite Platz geht an den Suzuki Across Plug-in-Hybrid. Erwähnt werden muss, dass es dieses Auto als Toyota RAV4 in fast identischer Ausführung gibt. RAV4/Across sind ein Kuriosum auf höchstem technischem Niveau. Toyota hält ja nicht viel von Plug-in, baut ihn aber trotzdem, weil damit extrem niedrige CO2-Ausstöße ausgewiesen werden können. Die Krux: Der normale Hybridantrieb ist genau dort optimal sparsam, wo dann eh der Elektromotor benützt werden sollte, nämlich auf der Kurzstrecke und in der Stadt. Doppelt gemoppelt also. Heißt abgekürzt: Wer den Plug-in-Hybridantrieb fleißig zum rein elektrischen Fahren nutzt, kommt gar nicht in den Genuss der Vorzüge des Hybridantriebs an sich. Anderseits: Es ist außergewöhnlich vergnüglich, dieses Auto zu fahren, ganz besonders im E-Modus, weil ein besonders starker Elektroantrieb mit vorne und hinten zusammen 174 kW (237 PS) Leistung und 391 Nm Drehmoment sehr beschwingtes Vorankommen garantiert. Nützt man das aus, kommt man allerdings nicht die versprochenen 75 km weit rein elektrisch, aber an die 50 sind es allemal.

Platz 2 für den Suzuki Across, der rein elektrisch bis zu 75 km weit kommt.
Foto: Suzuki

Mein sozusagen dritter erster Platz geht an die neue Mercedes S-Klasse. Mercedes will die Latte im Automobilbau legen und musste diesmal etwas schaffen, was in Zukunft immer mehr Bedeutung bekommen wird: Nicht alles einzubauen, was technisch machbar ist, sondern einen klugen Weg zu gehen, um eine hohe Benutzerfreundlichkeit zu erreichen. Man hat zum Beispiel nervige Spielereien und die Kamera-Außenspiegel weggelassen. Als Nächstes werden vielleicht auch die klemmenden elektrischen Türschnallen wieder verschwinden.

Dann noch: Mercedes S-Klasse. Diesmal: Nicht alles einbauen, was machbar ist.
Foto: Mercedes-Benz

Andreas Stockinger:

Das abgelaufene Jahr sollte eines der Mobilitätswende sein, erstmals ein ganzer Schwung an Elektromobilen signalisieren, jetzt gehe es richtig los. Grosso modo ha das auch geklappt, bei allen coronabedingten Verzögerungen, und aus diesem Grund verzichte ich diesmal bewusst auf verbrennungsmotorische Schmankerl, deren es durchaus gegeben hätte – stellvertretend erwähnt sei der Porsche 911 Targa.

Porsche Taycan, derzeit das Nonplusultra unter den Elektromobilen.
Foto: Stockinger

Mit Porsche ist dennoch gleich meine Nummer 1 genannt, und zwar: Taycan. Ein praktisch unleistbares, aber auf ganzer Linie begeisterndes Elektro (sport)mobil, das die Markenkernwerte glaubhaft in die neue Mobilitätsära transferiert. Die fast fünf Meter blendend gut aussehende Limousine bewegt sich mit für Größe und Masse geradezu unerhörter Leichtigkeit, und selbstverständlich haben sich die ingenialen Ingenieure etliche technische Leckerlis einfallen lassen. Etwa die 800-Volt-Technologie, vermittels derer der Taycan auch beim Laden verdammt schnell ist. Bei den maximal möglichen 270 kW Ladeleistung ist der Akku nach 22,5 Minuten zu 80 Prozent voll.

Die Dreikammer-Luftfederung beschert dir ein Fahrwerk, das zwischen Langstreckenkomfort und kompromissloser Rundkurshärte variierbar ist, und der Taycan Turbo S (ab 190.571 Euro), den zu bewegen ich das Vergnügen hatte (nein, eigentlich hat er mich bewegt), kommt auf eine Spitzenleistung von 560 kW (761 PS), die 93,4-kWh-Batterie erlaubt Reichweiten von bis zu 412 km.

Nach dem Kennenlernen dieses ersten "Großserien"-Elektromobils der deutschen Kultschmiede muss jedenfalls niemand besorgt sein, dass Porsche nicht mehr Porsche sein wird (nur den 911er, den lasst bitte noch länger unangetastet). Die nächsten E-Porsches stehen in den Startlöchern: Taycan Cross Turismo und der SUV Macan.

Der ID.3, sozusagen der Golf der Elektroära, kündet an, was von VW alles kommt.
Foto: Volkswagen

Letzterer kommt dann auf die gemeinsam mit Audi entwickelte Premium Plattform Elektro (PPE), die zweite eigens geschaffene E-Architektur im VW-Konzern, und mit der erster – MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten) – bin ich bei meiner persönlichen Nummer 2, dem VW ID.3. Schon die Formensprache signalisiert eine ganz eigene Linie gegenüber den verbrennungsmotorischen Markengeschwistern, und wer nur die Außenmaße kennt, 4,26 Meter Länge ist Golf-Niveau, wird erstaunt sein, wie geräumig es innen zugeht. Gegenwärtig startet der ID.3 bei 34.090 Euro, es ist aber noch was drunter avisiert, ab ca. 30.000 Euro (mit 45-kWh-Batterie) – zum Vergleich: Der Peugeot e-208, der in meinen Top-3-Überlegungen ebenfalls weit oben stand, kostet ab 32.450. VW-typisch die breite Auswahl – Akkus: 45 (kommt erst, wie gesagt), 58 und 77 kWh (Reichweite: max. 549 km), Motoren: 93, 110 (beide bei 45 kWh-Akku), 107 und 150 kW. Außerdem, zurück zu den Wurzeln: Heckantrieb!

EQV, zweiter elektrischer Sendbote von Mercedes. VIP-Shuttle auf ökokorrekt.
Foto: Mercedes-Benz

Der EQV (ab 81.696 Euro) belegt auch insofern meinen dritten Platz, weil er aufzeigt, wie breit die E-Palette bereits ist, sie reicht vom Kleinwagen bis zu diesem komfortablen, noblen VIP-Shuttle mit Platz für bis zu acht. Rahmendaten: Frontantrieb, 150-kW-Motor, 100-kWh-Batterie, 110-kW-Schnellladung (80 Prozent): 45 min, Reichweite: 348 km. (Michael Völker, Rudolf Skarics, Andreas Stockinger, 16.01.2021)