Rund eine Million Tonnen Heizöl: So groß ist der Bedarf allein in Österreich, wo nach wie vor mehr als 600.000 Haushalte eine Ölheizung betreiben. Die Branche will ab 2022 synthetisches Heizöl (Power to Liquid) mittels erneuerbarer Energien in einer Anlage in Österreich erzeugen.

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Eine Ölheizung, das war einmal was, speziell auf dem Land. Meist im Frühjahr oder Herbst blieb der Tankwagen vor dem Haus stehen. Der Fahrer zog den Schlauch heraus, hob den Tankdeckel an und führte den Stutzen ein. Eine halbe Stunde später war das, was vor allem Kinder lange Zeit magisch angezogen hat, schon wieder vorbei.

Die Zeiten haben sich geändert. Das Image der Ölheizung ist unten durch, weil selbst modernste Öl-Brennwertkessel nicht emissionsfrei laufen. Moderne Anlagen sind zwar um bis zu 40 Prozent effizienter als alte und benötigen somit auch um bis zu 40 Prozent weniger Heizöl; dennoch entsteht beim Verbrennen klimaschädliches CO2, wiewohl in Summe weniger als bei Altanlagen.

Einstieg in den Ausstieg

Der Einstieg in den Ausstieg ist bei Ölheizungen jedenfalls gemacht. Seit 2020 dürfen bei Neubauten österreichweit keine Ölheizungen mehr installiert werden. Seit heuer gilt das auch im Sanierungs- und Renovierungsfall. Ab 2025 soll die Ölheizung mit gesetzlichen Mitteln sukzessive aus allen Haushalten hinausgedrängt und durch ein alternatives Heizsystem ersetzt werden.

"Einerlei ob Erd- oder Luftwärmepumpe, Fernwärme, Holz- oder Pelletskessel: Uns ist wichtig, dass erneuerbare, saubere Energien zum Einsatz kommen", heißt es im Büro von Energie- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Gemäß dem Plan der Bundesregierung sollen bis 2035 möglichst alle der rund 630.000 Haushalte, die in Österreich noch mit Öl heizen, auf ein erneuerbares Heizsystem umgestellt sein.

300.000 Ölheizungen weniger seit Jahrtausendwende

Die Herausforderung ist gewaltig, auch wenn die Zahl der Ölheizungen seit der Jahrtausendwende schon um rund 300.000 zurückgegangen ist. Um die Zahl bis 2035 auf null zu drücken, müssten pro Jahr an die 40.000 Anlagen verschrottet und durch alternative Heizsysteme ersetzt werden.

Bisher lag man deutlich darunter, trotz Förderungen für den Ausstieg. Vom Bund gibt es 5000 Euro "Raus aus dem Öl"-Bonus, die Länder legen zusätzlich einige Tausender drauf, am meisten Salzburg mit 6000 Euro pro Umstieg. Heuer stellt der Bund für "Raus aus dem Öl" 200 (2010: 100) Millionen Euro zur Verfügung; inklusive Sanierung sind es 350 (2010: 142,7) Millionen, nächstes Jahr dann 400 Millionen Euro.

15.000 Anträge und Registrierungen für die "Raus aus dem Öl"-Förderung seien 2020 eingegangen, heißt es im Büro von Gewessler. Hinzu kämen noch rund 8000 Anträge für thermische Sanierungen.

Was die Bemühungen zum Teil konterkariert, sind die vergleichsweise günstigen Heizölpreise von rund 60 Cent je Liter im Österreichschnitt. So mancher Hausbesitzer hat seinen alten Kessel deshalb im Vorjahr gegen einen neuen getauscht. Und dies, obwohl die Mineralölindustrie ihre Kampagne "Heizen mit Öl" Ende 2019 auslaufen ließ. Über einen Zeitraum von zehn Jahren ist zuvor in etwa 50.000 Fällen der Ölkesseltausch mit bis zu 5000 Euro bezuschusst worden.

Abhängig von Geopolitik

"Wer mit Öl heizt, holt sich die geopolitischen Unsicherheiten in den Heizöltank. Denn der Heizölpreis folgt über weite Strecken und oft sogar ohne größere zeitliche Verzögerung dem Rohölpreis", gibt der Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, Peter Traupmann, zu bedenken. "Politische Spannungen, Handelskriege, Säbelrasseln im Nahen Osten oder im Vorjahr auch die Corona-Pandemie beeinflussen die Rohölpreise stark." Tatsächlich gab es Zeiten, in denen der Liter Heizöl einen Euro und mehr gekostet hat. Die jüngste Preisspitze liegt gut zwei Jahre zurück. Im November 2018 kostete der Liter Heizöl mehr als 90 Cent.

"In Neubauten ist der Ölkessel kein Thema, die sind sehr gut isoliert, der Energiebedarf ist gering," sagt Martin Reichard, Geschäftsführer des Instituts für Wärme- und Öltechnik (IWO). Anders sei das bei älteren Häusern, die kaum eine kostengünstigere Alternative zu Heizöl hätten. Das Auswechseln aller Anlagen koste bis zu 15 Milliarden Euro.

"Tatsache ist, dass Europa in Richtung Fossilfreiheit geht. Deshalb sind wir dabei, Europas effizienteste Power-to-Liquid-Anlage zu bauen", sagt Reichard. Die Standortentscheidung soll noch im ersten Quartal 2021 fallen. Ziel sei es, die rund eine Million Tonnen Heizöl, die in Österreich verbraucht werden, künftig synthetisch mittels erneuerbarer Energien herzustellen. (Günther Strobl, 15.1.2021)