Ein Bild aus besseren Zeiten: der Barocksaal im ehemaligen Hotel Europa.

Foto: Grand Hotel Europa

Innsbruck – Im edlen sogenannten Barocksaal des ehemaligen Hotels Europa in Innsbruck hatten in der Vergangenheit reihenweise Veranstaltungen stattgefunden. Von der ehemaligen Noblesse ist aber nicht mehr viel übrig. Denn Gemeinderat Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) veröffentlichte in dieser Woche Bilder des aktuellen Zustands des sogenannten Barocksaals. Und diese lösten in Innsbruck Entsetzen aus, wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtet. Der Stuck des Prunksaals wurde anscheinend abgetragen. Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) sagte, dass "hier mit verwerflichen Methoden nicht nur Tiroler Kulturgut, sondern auch ein Teil der Innsbrucker Geschichte zerstört wurde".

Wie es dazu kommen konnte, ist Teil der Diskussionen in Tirols Landeshauptstadt. Das ehemalige Nobelhotel erhielt im Herbst nach der Insolvenz der PIMM Hotel Europa Tyrolbesitz GmbH einen neuen Besitzer. Laut Walter Hauser vom Bundesdenkmalamt stand der Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Saal nicht unter Denkmalschutz, man habe aber darüber nachgedacht, dies zu ändern. Eine Begehung habe aber nach längerem Hinhalten erst Ende Dezember erfolgen können. "Da sah der Saal dann aber schon so aus wie auf den nun veröffentlichten Bildern. Ich war schockiert", zitiert die "Tiroler Tageszeitung" Hauser. Auch er spricht von einer "klammheimlichen Kulturgutvernichtung".

(Ex-)Besitzer weisen Verantwortung von sich

Der neue Hotelbesitzer dementiert aber, etwas mit den Umbauarbeiten zu tun zu haben. "Das ist nicht auf unserem Mist gewachsen", sagt ein Geschäftsführer der Carl Ludwig Immobilien GmbH. Die Übergabe des Gebäudes sei erst für Februar geplant gewesen. Die Carl Ludwig Immobilien GmbH ist laut "meinbezirk.at" eine Tochtergesellschaft der Bauwerk Immobilien GmbH und der Moser Immobilien Holding GmbH. Vertreter Stefan Moser kann zu "den Vorkommnissen um den Barocksaal keine Aussage treffen, "da dies noch nicht in unserem Einflussbereich liegt". Weiters sagt er: "Hinsichtlich der Entwicklung der Liegenschaft erfolgt dies in einem gemeinsamen Entwicklungsverfahren mit der Stadtplanung und Stadtpolitik der Gemeinde Innsbruck. Diverse Nutzungsmöglichkeiten werden derzeit geprüft."

Aber auch Dietmar Czernich, Rechtsvertreter der Verkäufer, weist die Schuld von sich: "Das Gebäude wurde Ende November übergeben. Seitdem haben die ehemaligen Besitzer auch keinen Zutritt mehr."

Kritik aus der Politik

Die SPÖ fordert eine Überprüfung, ob denkmalschutzrechtliche Verstöße vorliegen. Gerhard Fritz (Grüne), Mitglied im Bauausschuss, sagt: "Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung des Objekts einer sehr gründlichen Diskussion bedarf, weil dieser Vandalenakt unsere Stadt erschüttert hat." (red, 15.1.2021)