Bregenz/Innsbruck – Die ungewöhnlich großen Neuschneemengen in Vorarlberg haben auch am Freitag weiter Probleme verursacht. Von Donnerstag, 19 Uhr, bis Freitagmittag meldete die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle 105 Einsätze, vor allem wegen umgeknickter Bäume und aufgrund von Unfällen. Zahlreiche Straßen und die Bahnverbindungen über den Arlberg und in die Schweiz waren gesperrt. Die Lawinengefahr blieb verbreitet groß.

Die Schneefälle hatten im 110 kV-Netz mehrere Erdschlüsse verursacht. Dadurch wurden die beiden Zuleitungen zum Umspannwerk Höchst automatisch vom Netz getrennt. Während Techniker an der Schadensbehebung arbeiteten, konnten durch Umschaltungen im Mittelspannungsnetz einzelne Bereiche rasch wieder mit Strom versorgt werden. Ab 20.20 Uhr waren alle Kunden wieder mit Strom versorgt, informierten die Illwerke.

In Feldkirch ist ein 66-jähriger Mann am Donnerstagabend bei Schneeräumarbeiten mit einem Traktor rund zehn Meter über einen Abhang abgestürzt. Dabei wurde der Lenker aus der Fahrerkabine des sich überschlagenden Fahrzeugs geschleudert und verletzt, informierte die Polizei. Er wurde mit Verdacht auf eine Rückenblessur ins Krankenhaus eingeliefert.

Die Schneelage in Klösterle in Vorarlberg.
Foto: APA/MATHIS FOTOGRAFIE

Weiterhin große Lawinengefahr

Die Lawinengefahr schätzte die Landeswarnzentrale verbreitet als groß ein. Damit herrschte in allen Höhenlagen die Warnstufe 4. Die Hauptgefahr gehe vom Neu- und vom frischen und älteren Triebschnee aus. Dieser liege auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche und sei sehr störanfällig. Fernauslösungen und viele spontane Lawinen seien zu erwarten. Diese könnten sehr große Ausmaße annehmen, hieß es. Dadurch könnten auch exponierte Verkehrswege gefährdet sein. Die Zahl der spontanen Schneebrettlawinen werde im Tagesverlauf mit Abklingen der Niederschläge abnehmen.

Gerade ältere umfangreiche Einwehungen seien überschneit und schwer zu erkennen. Einzelne Wintersportler könnten Lawinen daher sehr leicht auslösen. Unerfahrene sollten Aktivitäten abseits gesicherter Pisten unterlassen, so die Landeswarnzentrale. In Vorarlberg kamen über Nacht im ganzen Land weitere 50 bis 60 Zentimeter Neuschnee hinzu, in den Bergen auch mehr. Von Dienstagmittag bis Freitagfrüh fielen damit im Land 130 bis 150 Zentimeter Neuschnee, lokal auch mehr.

Traktorunfall in Feldkirch.
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Die Schneefälle nahmen im Laufe des Freitag ab, bis zum Nachmittag sollen sie überall aufhören. Mehr Neuschnee in 24 Stunden als am Freitag gab es an der ZAMG-Wetterstation in Feldkirch seit Messbeginn im Jahr 1896 erst drei Mal.

Straßensperren in Tirol

Auch in Tirol wirbelt der Schnee weiter. Freitagvormittag sind nach wie vor einige Straßen wegen großer Lawinengefahr und umgestürzter Bäume gesperrt gewesen. Einzelne Orte wie Sölden im Ötztal oder St. Christoph am Arlberg waren vorerst nicht erreichbar. Auch Zugreisende sahen sich nach wie vor mit vereinzelten Einschränkungen konfrontiert.

Im Bereich Imst und Roppen im Bezirk Imst waren zudem Freitagfrüh laut einem Bericht des ORF Tirol rund 200 Haushalte ohne Strom. Am Vormittag waren die Störungen jedoch großteils wieder behoben.

Die Schneelage in Tirol.
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Gesperrt waren vorerst weiter unter anderem die Lechtalstraße im Außerfern, die Felbertauernstraße zwischen Mittersill und Matrei in Osttirol sowie die Ötztal Straße zwischen Zwieselstein und der Hochalpenstraße und zwischen Huben und Sölden. Im Bahnverkehr war die Arlbergstrecke zwischen Landeck/Zams und Bludenz weiter gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet. Nach einer Einschätzung der Lawinenkommission von Donnerstagnachmittag soll die Arlbergbahnstrecke bis Samstag unterbrochen bleiben. Zudem war die Brennerstrecke zwischen dem Brenner und Steinach weiter nicht befahrbar, die ÖBB raten derzeit von nicht notwendigen Reisen in Westösterreich ab.

Weiterhin große Lawinengefahr

In Tirol herrschte am Freitag indes weiter verbreitet große Lawinengefahr, also Stufe 4 der fünfteiligen Skala. Zu den Schneefällen gesellte sich nämlich stürmischer Wind im Hochgebirge, was zu gefährlichen Triebschneeansammlungen führen kann, warnte der Lawinenwarndienst.

Das Wetter sollte sich im Bundesland am Freitag aber langsam beruhigen. Für Samstag wurde meist ruhiges Winterwetter mit Sonne prognostiziert. (APA, red, 15.1.2021)