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Auf der indonesischen Insel Sulawesi wurde eine Höhlenmalerei entdeckt, die älter sein dürfte als alle bisher bekannten. Wenn sich die erste Datierung anhand von Uran-Isotopen als korrekt erweist, übertrifft sie mit einem Alter von mindestens 45.500 Jahren nicht nur all die altsteinzeitlichen Höhlenmalereien aus Spanien und Frankreich, sondern auch die ältesten Felszeichnungen der Aborigines und eine erst 2018 entdeckte Darstellung auf Borneo.

Foto: AFP/ADHI AGUS OKTAVIANA

Und es handelt sich um keine abstrakte Malerei wie viele der allerältesten Höhlenmalereien, sondern um eine figürliche Darstellung. Das mit roten mineralischen Pigmenten angefertigte Bild in der abgelegenen Leang-Tedongnge-Höhle zeigt ein Schwein. In seiner Nähe finden sich noch Handabdrücke und weitere Schweinedarstellungen, die aber nur mehr in Ansätzen erkennbar sind. Das Archäologenteam um Adam Brumm von der australischen Griffith University vermutet, dass die Darstellungen zusammen eine Erzählung ergeben.

Illustration: AA Oktaviana

Laut Brumm, der den Fund in der Fachzeitschrift "Science Advances" vorstellte, handelt es sich bei dem Tier aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Pustelschwein. Die südostasiatische Inselwelt wird von mehreren Arten von Pustelschweinen bewohnt, ihren Namen haben sie von Schwellungen im Gesicht, die wie Pusteln oder Warzen aussehen. Mit den nur in Afrika vorkommenden Warzenschweinen haben sie dennoch nichts zu tun, es sind nahe Verwandte unseres Wildschweins.

Foto: EPA/Adam Brumm

Mit dem Hirscheber lebt auf Sulawesi zwar noch eine andere Schweineart. Es ist aber unwahrscheinlich, dass der steinzeitliche Künstler dessen spektakulär lange und eingedrehte Hauer in seiner Darstellung nicht berücksichtigt hätte. Pustelschweine hätten sich hingegen als Motiv angeboten, weil sie seit Jahrtausenden eine wichtige Nahrungsquelle für die Menschen der Region sind. Der Übergang von der Jagd zur halbdomestizierten Nutztierhaltung war dabei immer wieder fließend.

So sieht ein Pustelschwein in natura aus.
Foto: APA/AFP/CHESTER ZOO

Nicht hundertprozentig klären lässt sich auch die Artzugehörigkeit des Künstlers selbst. Denn theoretisch käme nicht nur Homo sapiens in Frage, sondern auch ein regionaler Nachfahre des Home erectus, der Asien schon lange vor dem modernen Menschen besiedelt hatte. Angesichts der bisher bekannten figürlichen Darstellungen, die von Homo sapiens stammen, geht Brumm aber eher davon aus, dass die Höhlenmalerei von einem Angehörigen unserer eigenen Art angefertigt wurde. (jdo, 15.1.2021)