Bakkalaurea der Philosophie (Bakk. phil), Bachelor of Science (B. Sc.), Magister der Künste (Mag. art.), Master of Laws (LL. M.), Master of Business Administration (MBA), Diplomingenieur (Dipl.-Ing.), Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.), Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. soc. oec.) oder Doctor of Philosophy (Ph.D.): Die Liste akademischer Grade hierzulande ist weitaus länger als diese exemplarische Aufzählung.

Immerhin gilt Österreich als Land der Titel, wo man mit einem "Mag." oder "Dr." vor dem Namen hofiert wird. Mit dem Bachelor-Master-System der Bologna-Reform wurde die Titelsucht ein wenig eingeschränkt, zumal der Grad nach dem Namen gesprochen wird. Doch die Vielfalt der genauen Titelbezeichnungen liegt in den Händen der Hochschulen. Allein an öffentlichen Unis werden über 20 verschiedene Master vergeben.

Gleichzeitig hat das Bologna-System dazu geführt, dass Studierende versuchen, immer schneller ECTS-Punkte zu sammeln, in Mindeststudienzeit womöglich auch noch zwei Studien abzuschließen, um am Jobmarkt vermeintlich bessere Karten zu haben. Im Studienjahr 2018/2019 haben laut Statistik Austria 27.036 Personen ein Bachelorstudium an einer Uni oder Fachhochschule abgeschlossen und 15.753 einen Master. An den öffentlichen Unis haben außerdem 5473 ein Diplomstudium absolviert und 2182 promoviert. Solche Hochschulabschlüsse haben hierzulande laut OECD 18 Prozent, im OECD-Schnitt sind es 31 Prozent.

Wie viel ist ein Titel überhaupt noch wert? Wie sehr kann man sich damit bei einer Bewerbung von anderen Kandidaten noch abheben?
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Eintrittskarte am Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt werden für viele Jobs mindestens ein Bachelor, vielfach auch ein Master vorausgesetzt. Bei Jobs im naturwissenschaftlichen Bereich ist ein Doktor eher Standard als die Ausnahme. Wie viel ist da ein Titel überhaupt noch wert? Wie sehr kann man sich damit bei einer Bewerbung noch abheben? "Unternehmen, die Mitarbeiter suchen, legen bei den Anforderungsprofilen die Latte möglichst hoch", sagt Florens Eblinger, Geschäftsführer des gleichnamigen Personalberatungsunternehmens. Aus Unternehmersicht ergebe das Sinn, nur so würden auch Topkandidaten angesprochen. In der Praxis funktioniert das auch, es werde von Firmen möglicherweise gar nicht hinterfragt, ob eine Matura für die Aufgaben nicht auch ausreichend wäre.

In den Jobanzeigen stehen dann Formulierungen wie: "ein abgeschlossenes Hochschulstudium" oder "entsprechende Berufserfahrung". Jeder Bewerber möchte so viel wie möglich vorweisen, und wenn Einsteiger noch keine Berufserfahrung mitbringen, dann können sie zumindest mit einem abgeschlossenen Studium punkten, ergänzt Eblinger. Denn der Auswahlprozess sei hart, meist würden nur fünf Bewerber in die engere Wahl kommen. Und auch wenn aus Personalberatersicht ein Studium allein für die Entscheidung nicht ausreiche, eine Eintrittskarte für gute, höherqualifizierte Jobs könne ein Hochschulabschluss aber sehr wohl sein.

Erschwerter Aufstieg ohne Abschluss

Verallgemeinerungen seien aber schwierig, sagt Eblinger. Jedes Unternehmen tickte anders, und gerade Start-ups suchten Mitarbeitende, die keine klassischen Werdegänge haben, so seine Erfahrung. "Vom Lehrling in die Geschäftsführung schafft heute aber kaum jemand." Das liege auch an der hohen Wechselbereitschaft der jungen Generation, relativiert er. Laut dem Führungskräftemonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich haben rund 60 Prozent der heimischen Führungskräfte Matura oder einen akademischen Abschluss.

Ein Doktortitel sei aus karrieretechnischer Sicht weniger relevant. Denn um in die Führungsetagen aufzusteigen, würden, so Eblinger, andere Qualifikationen und Kompetenzen zählen.

Beim Gehalt macht sich ein akademischer Abschluss hingegen bezahlt, wie das HR-Netzwerk Forum Personal im ÖPWZ (Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum) alle zwei Jahre dokumentiert. Master-Absolventen eines technischen oder wirtschaftlichen Studiums verdienen beim Berufseinstieg rund 300 Euro mehr als ihre Bachelor-Kollegen. Mit steigender Berufserfahrung wird der Abstand deutlicher und liegt nach drei bis fünf Jahren zwischen 400 und 700 Euro. Aber auch ein Bachelor-Abschluss schlägt sich im Gehalt nieder. Im Vergleich mit HTL- oder HAK-Maturanten bekommen Bachelor-Absolventen eines technischen oder wirtschaftlichen Studiums rund 200 Euro mehr. (Gudrun Ostermann, Selina Thaler, 16.1.2021)