Seoul – Bei einer Militärparade in Nordkorea ist eine neue ballistische Rakete vorgeführt worden. Wie nordkoreanische Staatsmedien am Freitag berichteten, kann die in Anwesenheit von Machthaber Kim Jong-un zur Schau gestellte Rakete von U-Booten aus abgefeuert werden.

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Die neue Pukguksong-5ㅅ-Rakete. Das "ㅅ" steht für "수상용" – "zur Verwendung im Wasser".
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Die Parade in Pjöngjang fand aus Anlass des Kongresses der regierenden Arbeiterpartei statt, bei dem Kim einen Ausbau des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals angekündigt und die USA als "größten Feind" des Landes bezeichnet hatte.

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA bezeichnete die neue Rakete als die "mächtigste Waffe der Welt". Mit ihr sei "kraftvoll die Macht" der nordkoreanischen Streitkräfte demonstriert worden. Laut KCNA wurden bei der Militärparade auch Raketen präsentiert, die in der Lage seien, "Feinde in präventiver Weise außerhalb des Territoriums auszulöschen". Diese Wortwahl deutet darauf hin, dass die Reichweite der Rakete womöglich über die koreanische Halbinsel hinausreichen und sich bis mindestens nach Japan erstrecken könnte.

Es dürfte kalt sein in Pjöngjang.
Foto: AFP/KCNA VIA KNS

Die Vorführung der Rakete lässt sich als Demonstration der Stärke in Richtung des neuen US-Präsidenten Joe Biden interpretieren, der am Mittwoch in sein Amt eingeführt wird. Die USA haben 28.500 Soldaten in Südkorea stationiert und auch eine bedeutsame Militärpräsenz in Japan.

Ballistische Feststoff-Rakete KN-23, erstmals präsentiert im Februar 2018.
Foto: AFP/KCNA VIA KNS

Nach Einschätzung von Experten könnte Kim mit seinen Signalen der Konfliktbereitschaft Konzessionen von Biden zu erreichen versuchen. Die nordkoreanische Wirtschaft leidet schwer unter den internationalen Sanktionen, die wegen des Atom- und Raketenprogramms gegen das Land in Kraft sind. Die ökonomischen Probleme werden noch durch die Abschottungsmaßnahmen verschärft, die sich das Land in der Corona-Pandemie selbst auferlegt hat.

Neue Kurzstreckenrakete.
Foto: AFP/KCNA VIA KNS

Kim hatte in den vergangenen Jahren auf eine Annäherung an US-Präsident Donald Trump gesetzt, um eine Aufhebung von Sanktionen zu erreichen. Die Staatsoberhäupter trafen einander dreimal persönlich. Das letzte Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim im Februar 2019 in Hanoi scheiterte jedoch.

Der Gipfel in Hanoi, Juni 2020.
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Seitdem liegen die Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang über einen Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms auf Eis. Auch die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea verschärften sich wieder.

Der nordkoreanische Machthaber hatte Biden in der Vergangenheit scharf attackiert. Unter anderem nannte Kim den ehemaligen US-Vizepräsidenten einen "tollwütigen Hund". Biden wiederum bezeichnete Kim während des US-Präsidentschaftswahlkampfs als "Verbrecher". (red, APA, AFP, 15.1.2021)