Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rettungsdienste arbeiten an vorderster Covid-Front, wie hier in Graz, und wollen ehestmöglich geimpft werden.

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Innsbruck – Der Unmut unter den Tiroler Rettungssanitätern ist groß. Am Freitag wurden sie von der Unternehmensleitung darüber informiert, dass für sie wegen der Knappheit an Vakzinen vorerst noch keine Impfungen abrufbar seien. Die Geschäftsführung betont, dass man alles daransetze, Impfdosen zu erhalten. Doch die Verteilung passiert über die Länder – und dort heißt es, dass Rettungsdienst-Mitarbeiter "noch im ersten Quartal" eine erste Dosis erhalten sollen. Bis dahin heißt es warten, weil zuerst Alten- und Pflegeheime, Mitarbeiter von Covid-Stationen sowie Personen über 80 an der Reihe seien.

Mit Stand Freitag sind gemäß Dashboards des Gesundheitsministeriums in Tirol 8.135 Personen geimpft worden. Damit liegt Tirol (1,07) nach Vorarlberg (1,87) österreichweit auf Platz zwei, was die Durchimpfungsrate pro 100 Personen angeht. Seitens des Landes sei man bemüht, "schnellstmöglich auch Rettungsdienst-Mitarbeiter" zu impfen. Ziel ist, dass bis zum Ende des ersten Quartals alle Sanitäter die erste Dosis erhalten.

Interne Priorisierungslisten

Für Andreas Karl, Geschäftsführer beim Rettungsdienst Tirol, ist Anfang April zu spät. Er setze alles daran, seine Mitarbeiter früher zu impfen, sagt er. Insgesamt, so die interne Erhebung, benötige man 4.700 Dosen für einen ersten Durchgang. Angesichts der Knappheit an Vakzinen habe man aber bereits interne Priorisierungen getroffen. Demnach wären 3.000 Mitarbeiter vorrangig zu impfen. Und zwar jene, die in den Covid-Teststraßen Dienst tun und dort die Abstriche vornehmen. Zudem zählen die Notfall- sowie Rettungssanitäter, Notärzte und der Blutspendedienst zu den priorisierten Gruppen.

Österreichweit gesehen ist der aktuelle Stand an bereits geimpften Rettungsdienst-Mitarbeitern sehr unterschiedlich. In Vorarlberg, Wien und Salzburg laufen bereits Impfprogramme. In Tirol, so die Information am Freitag, habe die Geschäftsführung zwar bereits am 5. Jänner die Zahl der benötigten Impfdosen an das Land gemeldet, doch es wurden noch keine zugeteilt.

Rotes Kreuz setzt alles daran, Impfstoff zu erhalten

Karl versichert, dass man alles daransetze, so schnell wie möglich Impfstoff zu erhalten. Dazu würde man alle Kanäle nutzen, die man zur Verfügung habe. "Ich würde auch mit sechs Dosen starten, wenn wir sechs Dosen erhalten", erklärt er. Verschärft werde die Situation zusätzlich, weil die Zahl der Impfwilligen in der Organisation täglich steige. Jene Mitarbeiter, die nicht an vorderster Covid-Front Dienst tun, könne man aber auch erst in Phase zwei, die im April beginnt, impfen, sagt Karl.

Bundesrettungskommandant Gerry Foitik weiß um das Dilemma und betont, dass Rettungsdienst-Mitarbeiter grundsätzlich zur jener Gruppe der obersten Priorität zu zählen sind. Allerdings obliege die Zuteilung der Impfdosen den Ländern – und zudem übersteige die Zahl der Personen, die zur Priorität eins zählen, die Zahl der verfügbaren Impfdosen deutlich. Trotzdem müsse klar sein, so Foitik, dass Rettungsdienst-Mitarbeiter einem besonderen Ansteckungsrisiko ausgesetzt seien und daher schnellstmöglich geimpft werden sollten. (Steffen Arora, 15.1.2021)