Allein im Museum: Ohne Kulturvermittlerinnen fehlt die Verbindung zwischen Publikum und Institution. Trotz ihrer wichtigen Funktion arbeiten sie oft unter schwierigen Bedingungen.

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Man stelle sich ein Museum vor, in dem es weder Führungsangebote noch Informationen an den Wänden, Flyer oder Audio-Guides gibt. Touristengruppen und Schulklassen würden durch die Schauräume irren, sich kaum zurechtfinden – vielleicht auch gar nicht kommen. Wie bedeutend eine Funktion wie jene von Kulturvermittlung ist, merkt man oft erst, wenn sie fehlt.

Die aktuelle Situation geschlossener Einrichtungen und der nicht (real) stattfindenden Führungen hat genau das getan. Denn als die Museen vergangenes Jahr erstmals zusperren mussten, waren es Kulturvermittler, die zu den Ersten zählten, die Folgen im Kulturbereich zu spüren bekamen.

So wirft die Krise ein Schlaglicht auf ein Problem, das es schon lange gibt – und allen in der Branche bekannt ist: Viele Kulturvermittler arbeiten unter schwierigen Arbeitsverhältnissen, haben oft keine Festanstellung, viele müssen mehrere Jobs gleichzeitig ausüben. Bereits prekäre Rahmenbedingungen wurden letztes Jahr noch prekärer.

Mehr als Führungen

Eine Ende 2020 veröffentlichte Umfrage des Österreichischen Verbands der Kulturvermittler im Museums- und Ausstellungswesen zeigt, dass in der Branche hierzulande nur rund zwei Drittel der Kulturvermittler an den Museen fest angestellt sind, wovon sich 89 Prozent in Teilzeitverträgen befinden.

Das restliche Drittel arbeitet auf Projektbasis, in freiem Arbeitsverhältnis oder in Flexi-Verträgen, die sich rein nach der Nachfrage seitens der Besucher orientieren. Fallen diese aus, fehlen hier die Aufträge. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Personen, die für Museen in der Vermittlung tätig sind, um etwa 16 Prozent zurückgegangen.

Hier stecke man bereits im Dilemma, sagt Sandra Malez, Obfrau des Verbands. "Kulturvermittlung wird immer nur auf die personelle Vermittlung wie Ausstellungsführungen reduziert. Dabei ist das Aufgabenfeld viel weitreichender." Die Vermittlung sei der Draht zwischen Publikum und Institution und erfülle auch einen Bildungsbeitrag. Deshalb sei diese als wichtige Funktion im Museumsbetrieb anzuerkennen und auch so zu behandeln.

Brände löschen

Die starren Strukturen müssen sich endlich ändern, lautet es seitens des Verbands. Die Forderungen sind klar: Kollektivverträge brauche es in den Bundesmuseen, Festanstellungen der Vermittler in allen Museen, damit die Tätigkeit auch inhaltlich stärker verankert werde.

Hier gab es in einigen Landesmuseen positive Entwicklungen, sagt Malez. Diese seien in den letzten Jahren verstärkt dazu übergegangen, ihr Vermittlungspersonal anzustellen. "Wo das Feuer am heftigsten brennt, sind die Bundesmuseen", erklärt sie.

Als ein Grund dafür gelten stark variierende Tourismusströme, die je nach Saison nach zusätzlichem Personal verlangen. Museumstanker wie die Albertina müssen sich für größere Ausstellungen externe Vermittler ans Haus holen, die mit einem befristeten Vertrag beschäftigt werden. Da diese genauso wie Schulklassen jetzt aber vorerst ausbleiben, entsteht – trotz neuer digitaler Formate – ein Vakuum.

Lange Zeit habe dieses Angebot-Nachfrage-System funktioniert, sagt Wolfgang Muchitsch, Präsident des Museumsbunds Österreich. Probleme gab es zwar auch, allerdings war der Druck, etwas zu reformieren, nicht so groß, wie er es jetzt ist. Dennoch müsse man die angespannte budgetäre Lage berücksichtigen, so Muchitsch. Der Wille zur Veränderung seitens der Bundesmuseen sei da – und zeige sich jetzt.

Wille zur Reform

Denn sosehr der aktuelle Stillstand das Problem befeuert hat, so sehr hat er auch die Diskussionen angeheizt. Mithilfe des Kulturstaatssekretariats konnten beispielsweise die Flexi-Verträge in die Kurzarbeit mit übernommen werden. Mit der Regierung, die Fairpay in ihrem Programm verankert hat, befinden sich die Häuser, der Museumsbund sowie die Interessenvertretung im Gespräch – so weit waren diese noch nie fortgeschritten, heißt es.

So möchte sich beispielsweise das Belvedere im Laufe des Jahres um eine neue Organisationsform bemühen, die Vermittlerinnen nicht mehr als freie Dienstnehmer beschäftigt, sondern fest anstellt. Allgemeine Verhandlungen zu Kollektivverträgen für alle Mitarbeiterinnen in den Bundesmuseen sollen ebenfalls anlaufen. Generell zeigen sich die Einrichtungen bereit, einheitliche Maßstäbe zu schaffen.

Das Internationale Symposium für Kulturvermittlung der NÖ Kulturwirtschaft-Gruppe (NÖKU), das Ende Jänner online stattfindet, macht auch in diesen Zeiten auf die Bedeutung jenes Berufs aufmerksam. (Katharina Rustler, 16.1.2021)