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Die Katze kann die Teamkollegen nicht ersetzen: Im Homeoffice fehlt der soziale Kontakt.

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Kind auf der Schoß, Katze auf der Tastatur, Pfanne auf dem Herd, das Internet im Delirium und der Chef am Telefon: Wer kennt sie nicht, diese und ähnliche Szenen des Corona-Jahres 2020/21. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, fehlende soziale Kontakte und teils abenteuerliche Arbeitsbedingungen zu Hause haben viele Beschäftigte strapaziert – und strapazieren immer noch. Viele Arbeitgeber überlegen längst, diesen Zustand zu verlängern, lässt sich doch dank Homeoffice Miete sparen.

Große Ablehnung

Dass eine Homeoffice-Pflicht mit den am Sonntag verkündeten, verschärften Corona-Maßnahmen trotz entsprechender Forderungen aus der Wissenschaft nicht kommen wird, dürfte in Österreich auf Zustimmung stoßen. Denn die Beschäftigten beurteilen das Arbeiten von zu Hause extrem schlecht, wie aus einer Umfrage des Gallup-Instituts hervorgeht. Gefragt nach dem Arbeitsmodell der Zukunft, sprechen sich nur 26 Prozent für und 61 Prozent gegen ausschließliche Tätigkeit zu Hause aus.

Zum Vergleich: Wird nach Dienstverrichtung ausschließlich im Büro gefragt, sind 50 Prozent dafür und 43 Prozent dagegen. "Homeoffice allein ist nicht mehrheitsfähig", sagt dazu Gallup-Chefin Andrea Fronaschütz im Gespräch mit dem STANDARD. Den Menschen fehle Interaktion mit dem Team.

Andrea Fronaschütz hält Homeoffice allein nicht für mehrheitsfähig.
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Sehr wohl gefragt sind hybride Modelle: Ortsunabhängiges Arbeiten – zu Hause, unterwegs oder im Büro – kommt auf eine Zustimmung von 55 Prozent. Die Ablehnung ist mit 35 die niedrigste der drei Varianten. Jüngere (15 bis 30 Jahre) zieht es viel stärker zum Homeoffice und zu hybriden Arbeitsformen als Ältere. Keine signifikanten Unterschiede nach dem Alter gibt es bei der Zustimmung zu flexiblen Arbeitszeiten – sie werden von rund 80 Prozent begrüßt und nur von 15 Prozent abgelehnt.

Gute Kombi gefragt

Für Fronaschütz zeigt das Ergebnis, dass jetzt innovative Arbeitszeitmodelle und ein Wechsel zwischen Remote- und Präsenzarbeit gefragt seien. Ganz so schlecht schneidet das Homeoffice übrigens nicht ab, wenn man in die Details der kurz vor Weihnachten unter 1000 Befragten durchgeführten Erhebung blickt. Unter den Heimarbeitern – im Vorjahr immerhin 42 Prozent der Arbeitnehmer – ist die Zustimmung zum Berufsleben zu Hause deutlich höher.

Die Attraktivität eines Arbeitsmodells hänge deutlich mit den Erfahrungen während der Krise zusammen, erläutert Fronaschütz. Demnach gibt es auch eine recht hohe Zufriedenheit mit der Ausrüstung. Zwei Drittel der Befragten geben an, der Arbeitgeber habe ausreichend für Geräte, Internet und Infrastruktur im Homeoffice gesorgt.

Noch viel zu tun

Auf politischer Ebene sind freilich noch einige Punkte für das Arbeiten zu Hause zu klären, auch wenn sich die Sozialpartner auf Eckpunkte geeinigt haben. Der neue Arbeitsminister Martin Kocher dürfte zu einer Homeoffice-Regelung nicht mehr viel beitragen können. Es spießt sich nur noch an Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), an den die steuerliche Absetzbarkeit anfallender Kosten etwa für Strom, Heizung und Internet herangetragen wurde.

Sicherheitsgefühl im Job

Gallup hat bei der nach eigenen Angaben in Eigenregie durchgeführten Umfrage auch überraschende Ergebnisse betreffend Jobsicherheit gewonnen. Trotz der Meldungsflut über Rekordarbeitslosigkeit und drohende Pleitewelle glauben 84 Prozent der Befragten, dass sie ihren Arbeitsplatz behalten können. Exakt gleich hoch ist die Zustimmung zur Aussage, dass der Arbeitgeber die Krise wirtschaftlich gut überstehen wird. Auch das Informationsverhalten und die Entlohnung in der Krise werden sehr gut bewertet.

Die Zuneigung zum Unternehmen ist laut der Gallup-Umfrage so groß, dass die Beschäftigten ganz klar beim aktuellen Arbeitgeber bleiben möchten. Lediglich Beamte beurteilen das Verhalten des Dienstgebers in der Krise relativ schlecht. (Andreas Schnauder, 17.1.2021)