Daumen hoch, Zeigefinger raus: Laschet wird die CDU leiten.

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Der Parteitag der CDU findet in Berlin statt – und in den Homeoffices der Delegierten.

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Es geht um den Parteivorsitzenden von morgen.

Der neue Vorsitzende der Christlich Demokratischen Union (CDU) heißt Armin Laschet. Der 59-Jährige erhielt in einer Stichwahl mit Friedrich Merz 521 von 991 abgegebenen Stimmen, sein Kontrahent 466. Der ehemalige Umweltminister Norbert Röttgen war beim digitalen Parteitag bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden. Damit soll Laschet die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer an der Spitze der CDU einnehmen.

Bei der ersten Stimmabgabe lag der Wirtschaftspolitiker Merz noch hauchdünn vorne. Er erreichte 385 Stimmen (38,8 Prozent). Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet folgte mit 380 Stimmen (38,3 Prozent). Der dritte Kandidat Norbert Röttgen erhielt 224 Stimmen.

Zuvor hatten Röttgen, Laschet und Merz in ihren Reden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Die Reden im Überblick.

Die Rede von Armin Laschet

"Gerade jetzt wäre es wichtig, dass wir uns persönlich sehen", beginnt Armin Laschet seine Rede und bedauert, dass er in einer "riesigen, leeren Messehalle" seht. Er erinnert zudem an den Sturm auf das Kapitol in Washington, also daran, dass gerade schwierige Zeiten herrschen.

Dann spricht er von seinem Vater, der unter Tage gearbeitet hat und Steiger war. Der habe zu ihm gesagt: "Wenn du unter Tage bist, ist es egal woher dein Kollege kommt. Entscheidend ist, dass du dich auf ihn verlassen kannst."

Vertrauen, so Laschet, sei auch das "was uns trägt". Es gehe um Haltung und Werte.
Er erinnert an Walter Lübcke, den ermordeten Regierungspräsidenten von Kassel und sagt: "Wir lassen uns unser Land von Rechtsterroristen und geistigen Brandstiftern nicht kaputt machen." Er will zuhören und integrieren und das Land zusammenhalten.

Laschet will die CDU wieder zur Ideenschmiede formen.
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"Ich bin Armin Laschet"

Dann schaut er in die Zukunft und sagt: "Weiter so erfolgreich sein, heißt, nicht alles weiter machen so wie bisher. Wir werden vieles neu und anders machen nach der Pandemie."
Er spricht auch seine Konkurrenten an und betont die Gemeinsamkeiten. Doch er wirbt natürlich für sich: "Man muss das Handwerkszeug einer Politik der Mitte beherrschen." Wenn andere abstrakt davon reden, Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen, sei er bei den Runden zum Kohleausstieg im Kanzleramt gesessen und habe dann mit den Bergleuten gesprochen.

Er sagt: "Das Deutschland, das ich mir vorstelle, ist ein europäisches Deutschland und führt in der Welt durch Exzellenz und Menschlichkeit. Dafür müsse die "CDU wieder zur Ideenschmiede werden". Er betont auch: "Die CDU ist keine One-Man-Show, wir brauchen mehr Frauen bei uns. Wir werden nur gewinnen, wenn wir in der Mitte stark bleiben."
"Ich bin vielleicht nicht der Mann der perfekten Inszenierung, aber ich bin Armin Laschet und darauf können Sie sich verlassen."

Glücksbringer

Zum Schluss kommt er noch einmal auf seinen Vater zu sprechen. Er zeigt dessen Erkennungsmarke aus Bergmanns-Zeiten und dass sein Vater sie ihm als Glücksbringer mitgegeben habe, mit dem Hinweis, dass die Leute ihm, Armin Laschet, vertrauen könnten.

Die Rede von Friedrich Merz

"Was war das für ein Jahr 2020?" Auch Friedrich Merz nimmt gleich zu Beginn Bezug auf die Pandemie, betont aber, dass die CDU dadurch, mit diesem digitalen Parteitag zeigen könne, dass sie digital die Nummer Eins sei.

Er blickt auf die Bundestagswahl am 26. September und betont, dass die CDU wieder die Bundesregierung anführen wolle. "Die Ausgangslage ist gut", sagt er und verweist auf die "Mannschaft, die heute gewählt wird". Sie werde das Gesicht der CDU "für viele Jahre prägen".

Zukunft und Klima

Auch Deutschland sei gut aufgestellt, daher werde es einen Weg aus der Pandemie herausgeben. "Wir wollen ein modernes, zukunftsfähiges und sozial gerechtes Deutschland sein". Das gelte auch für den Klimawandel. Dieser sei einer der größten Herausforderungen der Menschheit.

Aber, sagt Merz: "Die Welt geht morgen nicht unter. Wir werden dieses Problem lösen. Und wir wollen es mit Technologie lösen."

Mit Wind und Sonne allein werde allerdings der Energiebedarf in Deutschland nicht zu decken sein: "Hier müssen wir nacharbeiten." Aber, so Merz, die Wirtschaft sei ja nicht alles, "Corona führt uns vor Augen, wie schnell Normalität in unserem Leben zu Ende sein kann."

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Merz weiß, dass die Frauenpolitik besser werden muss.
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"Gegner" von links

Es leide vor allem der gesellschaftliche Zusammenhalt. Man müsse "Maß und Mitte" halten. Um das zu schaffen, "muss in einer Demokratie gerungen werden, mit Leidenschaft". Er sei damals in die CDU eingetreten, um linke Mehrheiten zu verhindern. SPD, Linke und Grüne seien keine Feinde, aber unsere "Gegner", mit denen man um die Sache streiten müsse.

Explizit spricht er Frauenpolitik an: "Ich höre und lese, ich hätte da ein altes Bild vor Augen. Wenn das so wäre, dann hätte mir meine Töchter längst die Gelbe Karte gezeigt." Seine Frau hätte ihn auch nicht vor 40 Jahren geheiratet. Aber, sagt Merz: "Ich weiß, dass wir da besser werden müssen." Die CDU müsse eine "Partei der Ideen" sein. Er bewerbe sich als CDU-Chef, weil er für die nachfolgende Generation Politik machen wolle. Und er verspricht: "Es wird mit mir, wenn ich die Partei übernehme, keine Zusammenarbeit mit der AfD geben.
Eine Stimme für die AfD ist eine halbe Stimme für Rot-Rot-Grün."

Zum Schluss wirbt er eindringlich für seine Wahl: "Ich werde es mir nicht leicht machen, Ihnen aber auch nicht. Ich werde mich persönlich fordern, Sie aber auch."

Die Rede von Norbert Röttgen

"Ich lade Sie ein auf unseren Weg am Anfang eines neuen Jahrzehnts", beginnt Norbert Röttgen und verweist ebenfalls auf die schwierigen Zeiten durch Corona. "Unsere Aufgabe ist es, die Menschen dabei mitzunehmen", sagt er. Es gehe "eigentlich nur um eines: um Zukunftskompetenz". Er wolle, "dass wir als Partei der Orte werden, wo Zukunftsfragen diskutiert werden". Dafür kandidiere er.

Er sei "stolz darauf, dass Angela Merkel unser Land gut und sicher durch diese Zeit gebracht hat". Hier müsse und wolle man anknüpfen.

Kein Lager, kein interner Wettbewerb

"Auch wir haben Veränderungsbedarf", betont er, "wir müssen Volkspartei bleiben". Dafür müsse man weiblicher und jünger werden. Es sei die Pflicht der CDU für die Stabilität Deutschlands zu sorgen. "Ich traue mir zu, neue Wählerinnen und Wähler für die CDU zu gewinnen", sagt Röttgen, "CDU ist unser Programm." Er spricht von der Würde des Menschen und die Absage der CDU an Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Aber auch davon, dass die CDU keine Schulden machen dürfe, die die "nächsten Generationen erdrücken". Er wolle, dass die CDU die "Partei der Nachhaltigkeit" sei.

Auch er spricht den Sturm auf das Kapitol in Washington an und dass es auch in Deutschland Verächtlichmachung der Institutionen gebe. Diesen Angriffen müsse man noch entschiedener entgegentreten. "Zusammenhalt ist für uns das A und O." Auch Röttgen wirbt dann noch für sich: "Ich bin kein Lager, ich möchte integrieren, ich kann integrieren." Ja, sagt er, "ich habe mit meiner Kandidatur für Überraschung gesorgt." Aber es habe damit auch Wettbewerb gegeben. Ab heute aber müsse gelten: "Es gibt nur noch Wettbewerb mit den anderen Parteien."

Röttgen steht für eine vereinte CDU, die nur noch mit anderen Parteien im Wettbewerb stehen soll.
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Liebe zum Vaterland

Bildung will er in das Zentrum einer "nationalen Debatte" führen. Weil so viel auf dem Spiel stehe, "werden wir gebraucht" – auch bei der inneren und äußeren Sicherheit. Zudem brauche das transatlantische Verhältnis einen neuen Start. Und, sagt Röttgen: "Klimaschutz geht nur mit der Wirtschaft." Er erinnert auch an den bereits verstorbenen Altkanzler und sagt: "Wir werden die historische Leistung von Helmut Kohl niemals vergessen."

Zum Schluss schaut er in die Zukunft: "Wir werden alles geben aus Liebe zu unserem Vaterland, aus Leidenschaft zu Europa." Es werde nicht immer ein Spaziergang werden, aber so Röttgen: "Wenn es ganz hart wird, dann suchen wir einen Moment der Ruhe und stellen uns für einen Moment die Gesichter unserer Kinder und Enkelkinder vor. Dann wissen wir ganz schnell und ganz tief, für wen wir Politik machen." (Birgit Baumann, REUTERS, 16.1.2021)