Auf dem Heldenplatz war ab dem frühen Nachmittag viel los. Masken trugen nur wenige Teilnehmer.
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Wien – Ab Samstagmittag haben sich in der Wiener Innenstadt tausende Teilnehmer zu Anti-Corona-Demos versammelt. Laut Polizei waren etwa 6.000 bis 7.000 Aktivisten zusammengekommen. Die Kundgebung war von 11.00 bis 22.00 Uhr anberaumt.

Zunächst versammelten sich auf dem Maria-Theresien-Platz und auf dem Heldenplatz zwei große Kundgebungen. Um etwa 14.30 Uhr marschierten beide Gruppierungen gemeinsam der Wiener Ringstraße entlang entgegen die Fahrtrichtung.

Gesammelter Marsch

Zuvor hatten die Veranstalter kurzfristig Sternmärsche abgesagt, die aus mehreren Richtungen zum Heldenplatz gehen sollten. Einem Polizeisprecher zufolge wollten die Manifestanten einen kurzen Marsch auf dem Ring absolvieren und dann wieder zum Heldenplatz zurückführen.

Die Polizei hatte im Vorfeld angekündigt, hart gegen Verstöße gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz vorzugehen. Vorerst wartet die Exekutive aber zu. Von den Veranstaltern gab es eine halbherzige Durchsage über Lautsprecher, ein wenig auf den Abstand achten zu wollen – stets mit dem Hinweis auf den freien Willen der Teilnehmer. Die Polizei teilte auf Twitter mit, dass über Lautsprecherdurchsagen regelmäßig darauf hingewiesen werde, den gesetzmäßigen Mindestabstand einzuhalten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

"Dreckiger Fetzen"

Eine Rednerin auf der Kundgebung wandte sich zunächst in derben Worten gegen die Pflicht, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Abstand zu halten: "Schmeißts den dreckigen Fetzen endlich weg", forderte sie die Demonstranten auf. Anmerkung: Zahlreiche Studien haben bereits die Wirksamkeit von Masken untersucht. Eine übergreifende Analyse mehrerer Studien, die im Juni 2020 im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht wurde, war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass eine Maske das Infektionsrisiko messbar verringert.

Das kümmerte die Aktivisten am Maria-Theresien-Platz und am Heldenplatz wenig: Aufforderungen der Polizei, den Abstand einzuhalten und den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, quittierten die Demonstranten zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum mit Pfiffen und Buh-Rufen. Ebenso wurde die Ankündigung der Exekutive quittiert, die Einhaltung des Covid-19-Maßnahmengesetzes zu kontrollieren. Die Polizisten starteten dann aber mit dezenten Kontrollen von Maskenverweigerern. Auf dem Heldenplatz hielt sich die Polizei im Hintergrund und sorgte dafür, dass die Demonstranten nicht zu den provisorischen Parlamentsgebäuden vordrangen.

Die Demonstration verlagerte sich im Laufe des Nachmittags auf den Ring.
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Konfliktpotenzial vorhanden

Unter den Teilnehmern befindet sich auch eine Gruppe von rund 20 Menschen aus der Identitären Bewegung. Eine weitere rechtsextreme Gruppierung um Gottfried Küssel ist ebenfalls vor Ort, beim Marsch entlang der Wiener Ringstraße bildeten beide Gruppen einen Block. Heinz-Christian Strache und auch einige Anhänger des Team Strache besuchten die Kundgebungen.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Freitag vor einem "nicht zu unterschätzenden Konfliktpotenzial" gewarnt. Mehrere "radikale Gruppen" hätten zu Versammlungen aufgerufen, darunter sollen sich laut Verfassungsschutz sowohl rechts- als auch linksextremistische Gruppierungen befinden. Unter anderem würden sich unter den mobilisierenden Gruppierungen Vertreter des Schwarzen Blocks, aber auch staatsfeindliche Verbindungen wie die Reichsbürger-Bewegung befinden. Von rechtsextremer Seite wurden vor allem die Identitäre Bewegung und "Die Österreicher DO5" genannt. (red, APA, 16.1.2021)