Eine Bank, die rechten Parteien diskret Kredite einräumt, wünschte sich die FPÖ. Kommuniziert wurde auch mit Thomas Schmid.

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Wien – Die FPÖ hat ihre Hoffnung, eine Bank zu finden, die die Partei und gleich auch alle anderen rechten Fraktionen in der EU finanziert, nicht so schnell begraben. Die Suche dauerte bis kurz vor Bekanntwerden des Ibiza-Videos im Mai 2019, danach brach die türkis-blaue Koalition unter Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) auseinander.

FPÖ-Protagonisten haben, wie berichtet, auf die Übernahme der Wiener Privatbank durch die slowakische Arca Capital gesetzt. Die wollte die Mehrheit von den Aktionären Günter Kerbler und Hannes Kowar kaufen. Unter den Eigentümern rund um den umstrittenen slowakischen Milliardär Pavol Krúpa, so dachten die Freiheitlichen, würde man diskret Kredite in Millionenhöhe bekommen und Europas Rechte ihre Wahlkämpfe finanzieren können. Freilich hat die Bankenaufsicht FMA einen Strich durch die blaue Rechnung gemacht: Sie ließ Arca nicht als Eigentümer zu, der Deal scheiterte im Herbst 2018.

Kerbler und Kowar ahnten von alldem nichts, wie sie sagen.

Sidlo: "FMA falsch eingeschätzt"

Beraten wurde Arca von Sigma Investment, bei der damals unter anderen Peter Sidlo (Ex-FPÖ-Bezirksrat und später im Casinos-Vorstand) zuständig war. In einer Einvernahme (zur Causa Ibiza) sagte er aus, dass er in Bezug auf die FMA "zu optimistisch" gewesen sei. Man habe nach dem Scheitern der Arca-Transaktion "noch weiter probiert", heraus kam dann eine Arca-Beteiligung von 9,9 Prozent an der Wiener Privatbank. Er bestätigte gegenüber den Ermittlern, dass es die Idee gewesen sei, dass die FPÖ "bei einer erfolgreichen Übernahme Kreditlinien für die genannten Zwecke (u. a. Wahlkmapffinzierung; Anm.) bekommen hätte".

Interesse an einer Bankverbindung dürfte auch Johann Gudenus (bis Mai 2019 FPÖ-Nationalratsmandatar) gehabt haben. Er erkundigte sich am 9. Oktober 2018 bei Sidlo, "welche Banklizenzen" es noch zu kaufen gebe und ob andere Interessenten "interessant" wären. Sidlo meinte, es komme drauf an, wer das sei. In seiner Aussage erklärte er, dass man überlegt habe, wer sonst noch für die Übernahme infrage käme. Sigma sei noch bis Herbst 2019 von Arca beauftragt gewesen. All das erschließt sich aus Unterlagen, die DER STANDARD kennt.

Gudenus wandte sich an Thomas Schmid

Gudenus hat das Thema auch im März 2019 offenbar noch beschäftigt. Anfang März ließ er Parteifreund und OeNB-Generalratsmitglied Sidlo wissen: "Habe gestern mit Thomas Schmid gesprochen bezgl Bank". Schmid war damals noch Generalsekretär im Finanzministerium und auf dem Sprung in den Alleinvorstandsposten der staatlichen Industrieholding Öbag. Dort landete er am 1. April 2019.

Was Gudenus und Schmid besprochen haben, das wusste Sidlo vor den Ermittlern nicht mehr zu sagen.

Schmid an Strache: "Bank is on track"

Noch als Öbag-Chef dürfte sich Schmid aber in irgendeiner Form mit dem blauen Bankthema beschäftigt haben. Jedenfalls legt das seine Nachricht an Vizekanzler Strache vom 29. April 2019 nahe: "Lieber HC! Bank is on track – hauen uns rein in deiner Sache", was Strache mit einem "Danke!" beantwortet hat. Was genau da auf Schiene gewesen ist? Sidlo konnte es den Ermittlern nicht erklären; sein Anwalt weist darauf hin, dass es in dem Bankkonnex keine Ermittlungen gebe.

Und was sagt Öbag-Chef Schmid dazu? Das lässt sich nicht eruieren: Er war trotz etlicher Anfragen nicht zu einer Stellungnahme bereit. Dasselbe gilt für Gudenus. Und Strache war auch nicht zu erreichen.

Sigma-Chef Braun von Grünen gerührt

Sigma-Chef Markus Braun wurde, wie schon vor ihm Sidlo, beim parlamentarischen Ibiza-U-Ausschuss zu Details rund um das Arca-Wiener Privatbank-Thema von Grünen-Mandatarin Nina Tomaselli befragt. Sie wollte etwa wissen, ob es ein zweiprozentiges Erfolgshonorar gegeben hätte – wenn der Deal geklappt hätte. Braun, Sidlos Schwager und Funktionär in diversen FPÖ-nahen Vereinen, die er nicht als FPÖ-nah sieht, war bei seiner Befragung sehr redefreudig, bei diesem Thema aber eher wortkarg. Er fand es zwar "rührend, dass Sie sich so für die Hochfinanz interessieren", meinte er einmal, berief sich aber bei Details aufs Bankgeheimnis. Zudem habe das Thema nichts mit dem Untersuchungsgegenstand zu tun, wie er sagte. (Renate Graber, 18.1.2021)