Neue Grafikkarten, Prozessoren sowie massenweise Monitore, Fernseher und Laptops. Die diesjährige CES hat auch als Online-only-Veranstaltung eine Reihe neuer Produktvorstellungen gebracht.

Viele davon rangieren in Sachen Relevanz zwischen "spannend" und "hm". Manche der vorgestellten Geräte sorgen allerdings für Stirnrunzeln. Eine Reihe von Experten hat sich das Sammelsurium an Neuigkeiten angesehen und daraus die miesesten Produkte der diesjährigen Show gekürt.

Neugieriges Alarmsystem

Die Electronic Frontier Foundation, die sich für digitale Bürgerrechte und Datenschutz starkmacht, kürt im Bereich "Privatsphäre" ein System des Netzwerkgeräteanbieters Linksys zum Worst-of 2021. Linksys Aware ist ein Bewegungssensor, der auch alle anderen smarten Geräte im Netzwerk anzapfen kann, die Bewegung erkennen können.

Als Beispiel für die Anwendung des Systems nennt Linksys einen Alarm dafür, wenn die Großmutter stürzt. Für diesen Zweck werde jede Menge Technik eingesetzt, obwohl es einfachere und weniger invasive Lösungen gebe, um Stürze zu verhindern oder zu entdecken. Zu hinterfragen sei zudem die Angabe, dass alle Daten nur lokal gespeichert werden, wenn gleichzeitig damit geworben wird, dass Familienmitglieder am anderen Ende des Landes bei einem Sturz alarmiert werden.

iFixit

Lippenstiftmischer als Ressourcenvernichter

USPIRG, eine Nonprofit-Organisation im Bereich öffentliche Gesundheit, hat den YSL Rouge Sur Measure aufgrund seiner prognostizierbar horrenden Umweltbilanz zu einem der schlechtesten Produkte gekürt.

Hinter dem komplizierten Namen verbirgt sich ein per App bedienbares Gadget, das Lippenstift in der gewünschten Farbe mischt. Das Gerät kostet 300 Dollar und setzt auf teuer nachzukaufende Kapseln, während nur ein sehr geringer Mehrwert zu handelsüblichem Lippenstift geboten wird.

Foto: Coldsnap

Juicero für Softeis

Den "People's Choice"-Award via Twitter-Umfrage erhält ein Gerät, das Erinnerungen an Juicero weckt. Im Gegensatz zur zunächst von Investoren gehypten, smarten Saftpresse mit nachzukaufenden Säckchen mit Obst- und Gemüsemus werden bei Coldsnap allerdings Softeis und andere cremige, kalte Desserts serviert. Die Einzelportionen kommen in proprietären Aluminiumkapseln daher, die sich zumindest ungekühlt lagern und recyclen lassen sollen. Das Gerät soll 2022 erscheinen und wird voraussichtlich zwischen 500 und 1.000 Dollar kosten. Pro Portionskapsel sollen drei Dollar anfallen.

Reguläre Softeismaschinen für den Hausgebrauch gibt es für weniger als 100 Euro zu haben, bei diesen muss allerdings der Zubereitungsbehälter vorab im Tiefkühlfach gelagert werden. Darüber hinaus ergibt sich kaum ein Zeitvorteil zur Verwendung einer fertigen und deutlich günstigeren Speiseeismischung. Eismaschinen mit integrierter Kompressorkühlung sind ebenfalls für deutlich weniger als den Preis von Coldsnap zu bekommen.

Foto: John Deere

Teurer Mähdrescher mit proprietärem Anschluss

Als Sieger der Negativpreis-Verleihung geht allerdings der John Deere X9 hervor. Der um allerlei robotische Extras ergänzte Mähdrescher kostet nicht nur rund eine Million Dollar, sondern ist in wesentlichen Bereichen auch nicht reparierbar. Konkret hat der Hersteller einen proprietären Anschluss für den Mähdrescher und andere Frontaufsätze entwickelt und damit die Grundlage für einen "goldenen Käfig" gelegt. Käufer müssen zwangsläufig auf Zusatzequipment aus gleichem Hause setzen, hinzu kommt Elektronik, die nur der Hersteller selbst vernünftig austauschen oder reparieren kann.

Man sei nicht grundsätzlich gegen elektronische bzw. smarte Geräte per se, meint Sicherheitsexperte Cory Doctorow. Man wolle "bessere und sicherere" Produkte, die für den Anwender nicht komplett verschlossen seien. Man solle nicht in die Mentalität verfallen, dass man Verschlechterungen einfach akzeptiere, sondern müsse dafür kämpfen, dass die Hersteller ihren Kunden wieder "cooles Zeug" zugestehen, dass diesen "einfach nützt". (gpi, 18.1.2021)