Demonstranten blockieren eine Straße in einem Vorort von Tunis.

Foto: AFP / Fethi Belaid

Tunis – Nach teils gewaltsamen Protesten in Tunesien ist die Armee in vier Städte des Landes ausgerückt. Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre wegen des Coronavirus zogen Demonstranten seit Freitag jede Nacht auf die Straße, um ihrem Unmut über die schlechte Wirtschaftslage Luft zu machen. Die Armee werde in den Städten Sousse, Bizerte, Kasserine und Siliana eingesetzt, um die Polizei zu unterstützen und Regierungsgebäude zu schützen, hieß es am Sonntag vom Verteidigungsministerium.

Misstrauen gegenüber Herrschenden

Die Proteste fallen auf den zehnten Jahrestag der Flucht des Langzeitherrschers Zine El Abidine Ben Ali am 14. Jänner 2011, der mehr als 20 Jahre lang an der Macht gewesen ist. Tunesien ist seitdem als einzigem Land, das von Aufständen in der arabischen Welt erfasst wurde, der schrittweise Übergang zur Demokratie gelungen. Korruption und die schlechte Wirtschaftslage – verstärkt durch die Pandemie – plagen das Land aber weiterhin. Das Misstrauen gegen die herrschende Elite und die etablierten politischen Parteien ist groß.

Tränengas gegen Demonstranten

In der Hauptstadt Tunis setzten Sicherheitskräfte laut Augenzeugen Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Demonstranten Straßen blockieren und Reifen in Brand setzen. Aus dem Innenministerium hieß es, mehr als 240 Menschen seien festgenommen worden. (APA, dpa, 18.1.2021)