Clubhouse ergänzt die bisherigen sozialen Netzwerke um eine neue Komponente.

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Prominente User wie Paris Hilton und Oprah Winfrey, eine Invite-only-Policy und Räume, in denen man sich sprechend anstatt schreibend unterhalten kann: Der Name der Hype-App Clubhouse verweist nicht umsonst auf coole Clubs, die aktuell geschlossen bleiben müssen. Das zeigt sich auch in der Bewertung: Schon im Mai 2020 wurde das Start-up hinter der App mit 100 Millionen Dollar bewertet – bei damals nur 1.500 Usern.

Wie Clubhouse funktioniert

Mit dem reinen Audio-Ansatz trifft Clubhouse den Zeitgeist, lädt die App doch zu Live-Podcasts, digitalen Diskussionen und mittlerweile auch Networking-Events ein. Die Basis ist immer ein vom Nutzer erstellter Raum, der danach Rollen vergibt. Moderatoren leiten Diskussionen und bestimmen Sprecher. Sprecher können aktiv teilnehmen und Wortbeiträge leisten. Zuhörer können einfach das Gespräch verfolgen und mit Handzeichen melden, dass sie etwas beitragen wollen. Wer selbst keine Idee für einen Raum hat, findet sich nach der Eingabe einiger Interessen schnell in Räumen anderer, die über Musik, Datenschutz oder Tagespolitik diskutieren.

In der App werden gerade aktive Räume angezeigt. Je nach Interessen variieren diese.
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Je nach zuvor ausgewählten Interessengebieten findet man dann einen Atheisten-Chat, einen Fintech-Talk oder den Raum "Daily Habits of High Performers". Auch Prominente bevölkern die App, etwa Paris Hilton und Kevin Hart, deren Räume man ebenfalls besuchen kann und dann beispielsweise etwas über Hiltons Kindheit erfährt. Aufgezeichnet werden die Gespräche nicht. Ähnlich wie beim Radio muss man sich an vorgegebene Zeiten halten – dem On-Demand-Trend zum Trotz. So werden Räume entweder spontan eröffnet oder in einen Kalender eingetragen, wo sie von anderen Nutzern gefunden werden können.

Clubhouse selbst bietet ebenfalls regelmäßig Räume zu passenden Fragen an, etwa wie man erfolgreich Moderator in der App wird oder wie man die wichtigsten Funktionen findet. Man ist sich offenbar des Zustroms laufend neuer Nutzer bewusst und will diese sanft in die neue Audiowelt voller Podiumsdiskussionen einführen.

Wie man Clubhouse beitritt

Ähnlich wie bei elitären Clubs darf auch bei Clubhouse aktuell nicht jeder hinein. Die App, die derzeit nur auf dem Apple-Betriebssystem iOS läuft, kann in der Testphase nur nach einer persönlichen Einladung via Telefonnummer verlässlich genutzt werden. Zwar kann man sich auch ohne Einladung anmelden – wann man dann aber wirklich "reindarf", ist ungewiss. Auf diese Art will der Betreiber offenbar den Zustrom neuer Nutzer regulieren, befindet man sich doch noch in der Beta-Phase. Ein anderer Grund der restriktiven Einladungspolitik könnte Marketing sein. Die "Fear of missing out", also die Angst, etwas zu verpassen, haben schon andere Firmen erfolgreich genutzt, um einen Hype zu generieren.

Einen Raum zu eröffnen gestaltet sich einfach.
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Warum es bei Clubhouse Probleme gibt

Die Gründer Paul Davison und Rohan Seth mussten sich trotz der restriktiven Einladungspolitik schon bald nach der Einführung der App im Jahr 2020 Vorwürfe gefallen lassen. Die meisten davon betrafen die nichtvorhandene Moderation vieler Räume sowie die zu Beginn fehlenden verpflichtenden Benimmregeln. So zitierte die Website "The Verge" im September einige User, die sich über antisemitische Räume beschwerten. Auch andere Websites zitierten in den vergangenen Monaten immer wieder sexistische oder rassistische Räume, die den Ruf von Clubhouse beschädigten. Die Macher der App arbeiten deshalb aktuell an Community-Regeln und einer Meldefunktion. Die Moderation eines rein auf Audio basierenden Forums wird bei weiterem Wachstum aber wohl eine Mammutaufgabe bleiben.

Die Sache mit dem Datenschutz

Wer die App benutzen will, der kann, muss aber nicht den Zugriff auf sein Telefonbuch erlauben. Diese Funktion ermöglicht allerdings, dass man Freunde in Gruppen einlädt. Generell steckt die App in puncto Datenschutz noch in den Kinderschuhen. Auch die Option, die eigenen Daten löschen zu lassen, findet sich nicht. Außerdem dürfen die Entwickler etwas, das dem User verwehrt ist: Gespräche aufzeichnen. Laut dem Hersteller Alpha Exploration dient das dazu, die mittlerweile aufgesetzten Richtlinien zu prüfen.

Was Clubhouse bis jetzt ebenfalls geschafft hat, ist ein aktuell noch sehr Business-lastiger Eindruck. Viele User sind mit Echtnamen angemeldet, wie man das sonst eher von Plattformen wie Linkedin kennt. Auch die Profilbilder scheinen zumeist tatsächlich zu den dazugehörigen Nutzern zu passen. Die App ruft zu diesen Informationen auch auf, bei anderen Social-Media-Kanälen ist das weniger selbstverständlich. Zusätzlich kann man Plattformen wie Instagram oder Twitter direkt verlinken, wohl um ein klareres Bild in den Datenzentren von Clubhouse zeichnen zu können – die Verlinkungen sind aber ebenfalls nicht verpflichtend.

Viele Nutzer nutzen echte Profilbilder.
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Wie das Start-up Geld verdient

Eine große Frage stellt sich aktuell noch: Wie verdient die Firma hinter der App Geld? Bis jetzt wurde Alpha Exploration von Investoren finanziert, die den aktuellen Wert auf 100 Millionen Dollar schätzen. Die Gratis-App verlangt kein Geld und blendet keine Werbung ein, weshalb man davon ausgehen muss, dass die Nutzer die Währung sind und die Firma entweder ebenfalls zu einem Datenhändler zu wachsen gedenkt oder auf einen Kauf durch Facebook, Google und Co hofft.

Clubhouse als Trendsetter

Die Idee hinter Clubhouse trifft einen Nerv der Community. Während man bei Tiktok und Instagram in erster Linie in eine Richtung kommuniziert, stehen bei Clubhouse die Diskussion und der Austausch im Vordergrund. Schon jetzt erkennen viele Fachleute die App als Networking-Plattform und als Möglichkeit, sich schnell fortzubilden und Gleichgesinnte zu treffen. Wenn die Nutzerbasis allerdings wächst, kann mit der aktuellen Benutzeroberfläche schnell die Unübersichtlichkeit siegen.

Der Hassproblematik muss sich Clubhouse aber ebenso rasch annehmen wie der für Europa angepassten Datenschutzrichtlinien, sonst werden sich viele potenzielle Nutzer zu Recht abgeschreckt fühlen. Wer sich für Audioformate interessiert und zeitlich flexibel ist, der kann sich die App ab sofort auf sein iPhone laden. (Alexander Amon, 19.1.2021)