Einer der fünf Kandidaten: der Große Argonaut.
Foto: Marco Gargiulo

Zoologisch Interessierte haben die seltene Gelegenheit, das Ziel eines Forschungsprojekts zu bestimmen. Bei der Online-Abstimmung zum Weichtier bzw. der Molluske des Jahres 2021 geht es nämlich nicht um die Wahl eines Namens oder ähnliches. Das Tier, das aus dieser Wahl als Sieger hervorgeht, dessen Genom soll vollständig sequenziert werden.

An der Aktion beteiligt sind das Senckenberg-Naturmuseum Frankfurt, das Loewe-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und die weltweite Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacolgica). Im Dezember hatten sie zunächst dazu aufgerufen, Weichtierspezies zu nominieren – mit Erfolg: "Wir waren erstaunt über das riesige Interesse an der Ausschreibung. Mehr als 120 Nominierungen aus der ganzen Welt erreichten uns", sagt Carola Greve vom TBG.

Die Kandidaten

Wissenschafter der drei Institutionen haben aus den Einreichungen nun einen Fünfervorschlag herausdestilliert. Vier der acht Weichtierklassen sind darin vertreten: Schnecken, Muscheln, Käferschnecken und Kopffüßer, letztere doppelt. "Unser Ziel war es, Molluskenarten auszusuchen, die in der Öffentlichkeit noch nicht so gut bekannt, aber dennoch faszinierend sind. Wir wollten auch Arten hervorheben, bei denen die Analyse ihrer Genome wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über deren Evolution und Anpassung offenbaren kann", sagt Julia Sigwart vom Senckenberg-Naturmuseum.

Die beiden Kopffüßer sind zum einen das Posthörnchen (Spirula spirula) der einzige heute lebende Kopffüßer mit gewundener Schale, und zum anderen der Große Argonaut (Argonauta argo), ein Krakenverwandter aus dem Mittelmeer. Die Muscheln vertritt die im Süßwasser lebende Höhlenmuschel (Congeria kusceri), die Schnecken die vom Aussterben bedrohte Kubanische Landschnecke (Polymita picta), welche zu den am schönsten gefärbten Schnecken der Welt gehört.

Schön anzuschauen, aber stark gefährdet: die Kubanische Landschnecke.
Foto: Bernando Reyes-Tur

Sypharochiton pelliserpentis schließlich, die Schlangenhaut-Käferschnecke, steht für eine weniger bekannte Weichtierklasse. Trotz ihres Namens sind Käferschnecken keine Schnecken, sondern ein ganz eigener Tierzweig. Die Meeresbewohner haben eine aus gegeneinander beweglichen Platten bestehende Schale, die ihre Oberseite bedeckt und auf den ersten Blick eher an den Panzer von Gliederfüßern erinnert. Porträts der fünf Kandidatenspezies finden Sie hier.

Abstimmung bis Monatsende

Die Abstimmung läuft noch bis 31. Jänner auf der Webseite des Loewe-Zentrums, der Gewinner wird am 1. Februar bekannt gegeben. Und anschließend wird der Ball an die Wissenschafter zurückgespielt: Das gesamte Genom der ausgewählten Spezies wird am Loewe-Zentrum sequenziert werden. (red, 19. 1. 2021)