Die Schweizer Entwicklung setzt auf elektrochemische Sterilisierung.
Foto: ZHAW/Hannes Heinzer

Anstatt gewaschen oder gar im Backrohr getrocknet werden zu müssen, könnte ein neuer – vorerst noch nicht erhältlicher – Mund-Nasen-Schutz sich selbst sterilisieren. Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen Osmotex eine wiederverwendbare Maske entwickelt, die Viren auf Knopfdruck unschädlich machen soll. Die Wirkungsweise: Eine geringe elektrische Spannung erzeugt reaktive Sauerstoffmoleküle, die Erreger – Viren ebenso wie Bakterien – inaktiv machen soll.

Entwicklung und Tests

Die Entwicklung des Teams um den ZHAW-Chemiker Chahan Yeretzian besteht aus einem mehrlagigen Spezialstoff, wobei zwischen zwei leitenden Schichten eine isolierende Membran liegt, sowie Elektroden und einer Spannungsquelle. Dank einer integrierten Batterie wird auf Knopfdruck eine elektrische Spannung von wenigen Volt angelegt. Diese ist laut ZHAW für Menschen absolut unbedenklich und sei niedrig genug, dass die Maske sogar während des Tragens sterilisiert werden könnte.

ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Um die Wirksamkeit zu überprüfen, führten die Forscher Tests mit Bakteriophagen durch, also Viren, die Bakterien befallen – in diesem Fall Escherichia coli und andere Enterobakterien. Solche MS2-Bakteriophagen seien viel resistenter als Coronaviren, sagt Yeretzian. Da die elektrochemischen Textilien dennoch eine antivirale Wirkung von über 99 Prozent zeigten, gehe man davon aus, dass die Maske auch SARS-CoV-2 zerstören könne.

Der weitere Weg

Das Verfahren wurde bereits patentiert, im Frühling könnte das Produkt marktreif und für umgerechnet etwa 23 Euro erhältlich sein. Aktuell hat die Maske allerdings nur ein Zertifikat für die Filterwirkung, das beispielsweise demjenigen des omnipräsenten hellblauen Mund-Nasen-Schutzes entspricht. Weil es laut Yeretzian noch keine Zertifikate für antivirale Textilien gibt, wollen er und sein Team nun ein standardisiertes Prüfverfahren entwickeln, das ein Gütesiegel für die Sicherheit und Effizienz von solchen Materialien erlaubt.

Außerdem planen die Forscher, ihre Entwicklung auf andere Anwendungen auszudehnen. Dabei denken sie etwa an Sitzbezüge im öffentlichen Verkehr, Türklinken oder Geldbeutel, die Münzen desinfizieren können. (red, 19. 1. 2021)