Der verlängerte Lockdown und seit Monaten geschlossene Gastgewerbebetriebe treiben die Zahl der Arbeitnehmer in Kurzarbeit in die Höhe.

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Wien – Sie sei kein Dauerinstrument. Aber sie sei derzeit das wichtigste Kriseninstrument am Arbeitsmarkt, schrieb Martin Kocher am Sonntag auf Twitter über die Kurzarbeit. Am Dienstag durfte der Neo-Arbeitsminister dann die neuen Zahlen zur Kurzarbeit vorstellen. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl der von der Corona-Maßnahme betroffenen Arbeitnehmer um fast 26.000. Die Arbeitslosigkeit stagnierte bei rund 533.500 Personen.

Aktuell sind 440.384 Personen in Kurzarbeit. Ein Viertel der Betroffenen ist im besonders gebeutelten Tourismus tätig. Dass die Kurzarbeit Schlimmeres verhindert hat, verdeutlicht ein Blick auf die Arbeitslosenzahlen. Immerhin stammen mit rund 73.000 gut 16 Prozent aller Jobsuchenden aus der Tourismusbranche. Bereinigt man die Zahlen um saisonale Effekte – im Winter ist die Arbeitslosigkeit ja immer am höchsten –, entfällt rund ein Drittel der krisenbedingten Arbeitslosigkeit auf den Sektor, die Zahl der Arbeitslosen im Tourismus hat sich gegenüber dem Vorjahr um rund 40.000 erhöht.

Lockdown verzögert bloß

Arbeitsminister Kocher sprach am Dienstag von einer weiterhin schwierigen Lage am Arbeitsmarkt. Noch am Abend traf er mit den Sozialpartnern zusammen, um über eine Verlängerung der Kurzarbeit zu sprechen. Aktuell läuft das Kriseninstrument ja nur noch bis Ende März. Bisher wurden rund 5,7 Milliarden Euro an Kurzarbeitsbeihilfen an Unternehmen ausbezahlt, für die Phase 3 wurden 4,3 Milliarden Euro bewilligt.

Kocher versuchte aber auch etwas Optimismus zu versprühen. Dass die Arbeitslosigkeit zuletzt stagnierte, zeige, dass die Kurzarbeit wirkt. Selbst wenn der Lockdown verlängert werden sollte, werde das vor allem zu einem Anstieg der Kurzarbeit und nicht der Arbeitslosigkeit führen, prognostizierte der Minister. Und auch an der Dynamik des Aufschwungs würde ein längerer Lockdown wenig ändern. Jetzt gelte es, sich gemeinsam an die Maßnahmen zu halten – je besser das gelingt, desto eher der Aufschwung, so Kocher.

Arbeitsminister Martin Kocher und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger gaben am Dienstag eine gemeinsame Pressekonferenz.
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Veranstalter-Schutzschirm gestartet

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) versprach für das neue Jahr, den beschäftigungspolitischen Schwerpunkt auf den Tourismus zu legen. Schon vor der Krise sei es schwierig gewesen, Fachkräfte zu finden. 2020 ist die Zahl der Lehrlinge in Tourismus und Gastronomie noch einmal merkbar zurückgegangen, viel Personal habe während der Pandemie die Branche gewechselt, so die Ministerin. Die größte Sorge vieler Touristiker und Gastronomen sei es, ihr Personal zu halten. Man werde versuchen, die Branche für Arbeitnehmer so attraktiv wie möglich zu machen, versprach Köstinger, die auch Qualifizierungsmaßnahmen in Aussicht stellte.

Bewirtung und Beherbergung gehören auch zur Veranstaltungsbranche. Damit diese 2021 nicht völlig darniederliegt, hat die Bundesregierung einen Veranstalter-Schutzschirm von 300 Millionen Euro auf die Beine gestellt. Ab sofort können bei der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) Anträge gestellt werden, sagte Köstinger am Dienstag. Die EU-Kommission hat die Maßnahme genehmigt.

Förderbar sind nicht mehr stornierbare Kosten, Ziel des Geldtopfes ist, den finanziellen Nachteil durch Corona-bedingte Einschränkungen – oder gar eine Absage – abzufedern. Das erste förderbare Veranstaltungsdatum ist der 1. März. "Ziel ist, dass es wieder Veranstaltungen geben kann. Die müssen jetzt geplant werden, damit sie 2021 auch stattfinden können", sagte die Tourismusministerin. (ung, luis, 19.1.2021)