Nach dem gestohlenen Laptop wird noch immer gesucht.

Foto: AFP/Roberto Schmidt

In den Tagen nach dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol kamen nach und nach immer mehr Details über die Pläne der Trump-Supporter ans Tageslicht. Videos zeigen mehrfach Personen dabei, wie sie Unterlagen der Kongressabgeordneten durchwühlen, wohl auf der Suche nach Beweisen für eine scheinbare Verschwörung. Nun wird bekannt: Ein Eindringling soll den Laptop der demokratischen Politikerin Nancy Pelosi gestohlen haben, um ihn an russische Spione zu verkaufen.

Laut einem am vergangenen Sonntag bekanntgewordenen Bericht des FBI handelt es sich bei der Beschuldigten um eine Frau namens Riley June Williams. Ihr werden einerseits Hausfriedensbruch und die Behinderung von Regierungstätigkeiten vorgeworfen. Andererseits verdächtigt die Ermittlungsbehörde Williams auch im Fall des gestohlenen Laptops. Diesen wollte sie offenbar an einen russischen Kontakt schicken, berichtet "Gizmodo".

Freunde in Russland

Identifiziert wurde die Verantwortliche offenbar von britischen Medien, kurz darauf bestätigten US-Behörden Williams' Identität mithilfe des Fotos auf ihrem Führerschein und im Rahmen eines Gesprächs mit ihren Eltern. Ein ehemaliger Lebenspartner der Beschuldigten soll den Behörden zudem weitere Details zu ihren Diebstahlplänen übermittelt haben, so "The Verge".

"Der Zeuge sagt, dass Williams den Computer zu einem Freund in Russland schicken wollte, der diesen anschließend an den dortigen Auslandsgeheimdienst verkaufen sollte", heißt es diesbezüglich im Bericht des FBI. Aus unbekannten Gründen soll der Versuch jedoch fehlgeschlagen sein.

Albtraum für die Cybersicherheit

Der Diebstahl von Geräten und die Tatsache, dass hunderte Angreifer Zugang zu den Büros, Computern und Dokumenten von Abgeordneten hatten, könnte auch langfristige Schäden für die Cybersicherheit des US-Kapitols bedeuten. Denn teilweise wurden auf der Flucht Computer ohne Bildschirmsperre zurückgelassen. Diese waren also frei zugänglich für die Angreifer, berichtete der STANDARD.

"Ich glaube nicht, dass ich gut schlafen könnte, bis die Netzwerke von Grund auf neu aufgebaut sind", gab ein früherer IT-Mitarbeiter des Kongresses deshalb schon am Tag nach dem Angriff auf Twitter zu bedenken.

Aufenthaltsort unbekannt

Williams soll sich am Montag den Behörden gestellt haben und wurde anschließend festgenommen, heißt es aus dem US-Justizministerium. Nach offiziellen Angaben des FBI wird ihr bisher allerdings noch nicht der Diebstahl, sondern die Beteiligung am Sturm auf das Kapitol vorgeworfen. Die anderen Vorwürfe würden nun geprüft. (mick, APA 19.1.2021)