Protest gegen illegale Schlägerungen, Bukarest, November 2019.

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Wien / St. Johann in Tirol / Salzburg – Holzkonzerne und Rumänien, das ist eine lange währende Geschichte voller Kontroversen um illegale Waldrodungen. Laut Umweltschützern finden sich dort zwei Drittel der unberührten Wälder in der EU außerhalb Fernostskandinaviens. Immer wieder sprachen sie von systematischen Abholzungen in Natura-2000-Gebieten ohne entsprechende Prüfung der Auswirkungen. Immer wieder geriet dabei auch die heimische Firma Schweighofer – die mittlerweile HS Timber heißt – ins Visier der Umweltschützer. Der Holzverarbeiter stellte seine Wertschöpfungskette vor einigen Jahren auf neue Beine und gelobte auch Besserung.

Jetzt sind laut der Investigativplattform "Rise" neben einer Schweighofer-Tochter die Töchter der österreichischen Holzkonzerne Kronospan und Egger in Rumänien in einer anderen Sache, nämlich wegen illegaler Marktabsprachen in der Holzindustrie zu Millionenstrafen verurteilt worden. Insgesamt wurden 31 Firmen mit Strafen belegt. 13 von ihnen – darunter die Austro-Konzerne – haben einen Vergleich mit der rumänischen Wettbewerbsbehörde geschlossen.

Beschaffungsmarkt

Konkret analysierte die Wettbewerbsbehörde mehrere Ausschreibungen, die von verschiedenen Forstverwaltern oder -besitzern in den Jahren 2011–2016 organisiert wurden, und kam zum Schluss, dass die Unternehmen durch Absprache den Wettbewerb außer Kraft setzten – meist zum Nachteil des Staates, der weniger Geld einnahm.

Aus Österreich gerieten dabei die Egger Romania SRL, die HS Timber Productions SRL sowie die drei Kronospan-Firmen Romania SRL, Kronospan Sebes SA sowie Kronospan Trading SRL ins Visier, geht aus einer Mitteilung der rumänischen Behörde hervor. Gemeinsam zahlen sie für die erzielten Vergleiche nun umgerechnet gut 26 Millionen Euro. Bei Schweighofer sind es mehr als zehn Millionen, bei Kronospan rund 9,5 Millionen und bei Egger fast fünf Millionen Euro.

Schweighofer gelobt Besserung

Bei den festgestellten Mängeln seien "umgehend die notwendigen Korrekturmaßnahmen ergriffen" worden, teilte HS Timber (Schweighofer) dem STANDARD mit. Man habe das Sorgfaltspflichtsystem der Firma verbessert, klare Regeln definiert und Maßnahmen zur Förderung einer sicheren Holzlieferkette in Rumänien implementiert. Für Lieferanten wurde ein verpflichtender Verhaltenskodex eingeführt. Mit dem Vergleich könne nun "endlich ein Schlussstrich unter dieses Kapitel" gesetzt werden, heißt es. Laut Angaben der Wettbewerbsbehörde und des WWF haben auch Egger und Kronospan wettbewerbsrechtliche Verfehlungen eingestanden.

Egger habe sich "innerhalb dieses Verfahrens von Beginn an kooperativ verhalten und den Mitarbeitern der rumänischen Wettbewerbsbehörde im Rahmen des Verfahrens mit umfassenden Angaben zur Verfügung gestanden", so Thomas Leissing, Sprecher der Egger Gruppenleitung in einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD. Er betont, dass sich "Mitarbeiter von Egger Romania in Einzelfällen nicht wettbewerbsrechtlich korrekt verhalten haben". Deswegen habe man das Strafzahlung zugestimmt. "Diese Mitarbeiter haben die festgestellten Verstöße zwar nicht initiiert, es aber versäumt, die beanstandeten Vorgänge zu unterbinden. Deshalb haben wir uns auch vorbehaltlos bereit erklärt, diese Strafzahlung zu leisten", heißt es. Strafmindernd hätte sich unter anderem ausgewirkt, dass "das Unternehmen ein eigenes Programm zur Einhaltung des Wettbewerbsrechts verfolgt und nicht nur seine Mitarbeiter in diesen Belangen schult, sondern auch Handelspartner auf Lieferantenseite in diese Schulungen einbezogen hat."

Es zeige sich immer wieder, dass illegales Holz aus Kahlschlägen auf den Markt komme, so der WWF in einer Aussendung. Der Grund dafür seien säumige Behörden und die Politik. Hinweisen würde "entweder gar nicht oder nur völlig unzureichend nachgegangen".

Der WWF Österreich fordert daher "jetzt eine volle Aufklärung seitens der involvierten österreichischen Holzkonzerne sowie europaweit schärfere Kontrollen des Holzhandels". "In Rumänien liegen Europas wertvollste Urwälder, die aufgrund massiver Kahlschläge extrem bedroht sind", so Hanna Simons von den Umweltschützern. "Daher muss die gesamte Holzbranche ihr Geschäftsmodell ändern. Zusätzlich muss das geltende EU-Recht gegen den illegalen Holzhandel endlich wirksam umgesetzt werden."

Vorwürfe gegen Köstinger

"Auch in Österreich gibt es hier sehr große Defizite", so Simons. "Das Bundesamt für Wald kontrolliert viel zu wenig, hat zu wenige personelle Ressourcen und entsprechend geschultes Personal." Die zuständige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) müsse "endlich tätig werden, um bestehende Schlupflöcher für illegale Aktionen zu schließen", so die WWF-Vertreterin. "Es kann nicht sein, dass Politik und Verwaltung den Raubbau an den weltweiten Wäldern einfach nur achselzuckend hinnehmen." (red, 19.1.2021)

Dieser Artikel wurde am 20.1. durch die Stellungnahme von Egger ergänzt.