Lange hielten die rechtsextremen Proud Boys wie brave Vasallen dem US-Präsidenten die Treue. Nun, wo Donald Trump anstatt im Weißen Haus wieder im sonnigen Mar-a-Lago residiert, wenden sich die "stolzen Burschen" von ihrem einstigen "Imperator" ab. Trump sei nichts weiter als ein "Lockvogel" und "außergewöhnlich schwach", zitiert die "New York Times" aus einschlägigen Kanälen im Kurznachrichtendienst Telegram.

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Am 6. Jänner waren auch Proud Boys bei den Unruhen in Washington zugegen.
Foto: REUTERS/Jim Urquhart

Im Wahlkampf hatte Trump immer wieder Signale an die in schwarze T-Shirts gekleidete Männertruppe ausgesandt. Am prominentesten während der TV-Debatte mit Joe Biden, als Trump die Proud Boys bat, sich zurückzuhalten – und sich dann aber bereitzuhalten.

Keine Unterstützung mehr

Dass sich der 45. Präsident nun tatsächlich Biden beugte und diesem trotz seiner Behauptung, die Wahl sei gestohlen worden, den Weg ins Weiße Haus freimachte, nimmt ihm so mancher Proud Boy nun übel. Auch dass Trump zwar eine ganze Reihe seiner Verbündeten begnadigte, die Kapitol-Stürmer vom 6. Jänner aber nicht, stößt dort sauer auf. Vergangene Woche war etwa in Florida ein führender Kader des Männerbunds festgenommen worden, dem die Beteiligung an dem Aufstand vorgeworfen wird.

Joseph Biggs wurde in Florida festgenommen.
Foto: Sam Thomas via www.imago-images.de

Am Mittwoch war auf dem Proud-Boys-Telegram-Kanal sogar ein Willkommensgruß für den neuen Präsidenten zu lesen: "Diese Regierung ist zumindest ehrlich, was ihre Absichten betrifft." Nach der – für Trump verlorenen – Wahl im November hatte die Gruppe noch dazu aufgerufen, die "Stop the Steal"-Kundgebungen des Präsidenten zu besuchen. "No Trump, no peace" war die Parole, die von den Proud Boys dazu ausgegeben wurde.

Kurz vor der Gewalt im Kapitol wurde der Anführer der Gruppe, Enrique Tarrio, in Washington verhaftet. Tarrio wurde vorgeworfen, am Rande einer Pro-Trump-Demonstration im Dezember am Verbrennen eines Black-Lives-Matter-Transparents beteiligt gewesen zu sein, das von einer Kirche entwendet worden war. Tarrio hatte die Tat in einem Interview mit der "Washington Post" unumwunden zugegeben.

Enrique Tarrio, kubanischstämmiger US-Patriot, wurde verhaftet.
Foto: EPA/GAMAL DIAB

Mögliche Beteiligung am Kapitol-Sturm

Das FBI berichtete am Dienstag, dass es Hinweisen auf eine organisierte Beteiligung der Proud Boys an den Unruhen in Washington nachgeht. Die Gruppe habe den Sturm auf das Kapitol detailliert vorbereitet, heißt es von der US-Bundespolizei. Mitglieder hätten sich per Walkie-Talkies koordiniert und den anderen Beteiligten Kommandos gegeben.

Die Proud Boys wurden 2016 vom ehemaligen Medienmanager Gavin McInnes gegründet und beschreiben sich selbst als "westliche Chauvinisten". Unter ihren Mitgliedern finden sich aber auch einige, die antimuslimische und antisemitische Botschaften verbreiten. (flon, 21.1.2021)