Kryenbühl auf dem Weg ins Krankenhaus.

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Cochran-Siegle im Netz.

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Feuz bei seiner nahezu perfekten Fahrt.

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Feuz mit seiner ersten goldenen Gams.

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Kitzbühel – Strahlender Sonnenschein, frühlingshafte Temperaturen und eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren vermeintlich zahme Streif. Es schien – abgesehen davon, dass die Zuschauer fehlten – angerichtet für ein perfektes Fest bei der 500. Weltcupabfahrt der Herren. Doch es sollte anders kommen.

Zunächst kam der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle auf der Traverse am Hausberg heftig zu Sturz. Der Sieger des Super-G in Bormio durchbrach die Fangnetze, saß dann im Schnee, bevor er mit dem Helikopter ins Krankenhaus St. Johann gebracht wurde. Laut US-Verband hat er sich eine "leichte Halswirbelfraktur" zugezogen.

Nach einer längeren Unterbrechung wurde das Rennen fortgesetzt, ehe den Zusehern vor den TV-Geräten erneut der Atem stockte, als Urs Kryenbühl beim Zielsprung schwer stürzte. Der Schweizer kam mit einer Geschwindigkeit von rund 145 km/h in Vorlage, schlug schwer auf und blieb zunächst regungslos liegen. Dabei wurden Erinnerungen an den fürchterlichen Sturz des Schweizers Daniel Albrecht 2009 wach.

Kryenbühl war wenig später wieder ansprechbar. Er wurde ebenso mit dem Hubschrauber abtransportiert. Nach Angaben des Schweizer Skiverbandes Swiss Ski erlitt der 26-Jährige neben einer Gehirnerschütterung und einem Bruch des rechten Schlüsselbeins auch einen Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie.

Erster Kitz-Sieg für Feuz

Seinen ersten Sieg in Kitzbühel hat sich indes sein Landsmann Beat Feuz gesichert. Der 33-Jährige gewann nach vier zweiten Plätzen (2016, 2018, 2019 und 2020) die Ersatzabfahrt für Wengen in 1:53,77 Minuten um 16 Hundertstelsekunden vor Matthias Mayer. "Wenn ein Matthias Mayer knapp hinter mir steht, dann war die Fahrt nicht so schlecht. Wir sind beide nicht perfekt unterwegs gewesen", sagte Feuz. Mayer wiederum war mit seiner Performance zufrieden: "Ich glaube, ich habe super gepusht von oben weg. Beat ist wirklich ein verdienter Sieger."

Dritter wurde der dreifache Kitzbühel-Champion Dominik Paris (ITA/+0,56). Für Vincent Kriechmayr lief es nicht nach Plan. Der Schnellste des Abschlusstrainings fasste ohne ersichtlichen Fehler 1,62 Sekunden Rückstand aus und wurde als Neunter unmittelbar hinter dem für Deutschland startenden Romed Baumann (+1,51) zweitbester ÖSV-Läufer. "Der Rückstand ist schon erheblich, mit dem habe ich nicht gerechnet", sagte Kriechmayr. Für Otmar Striedinger (13./+1,88) , Hannes Reichelt (16./+2,24) und Daniel Danklmaier (17./+2,47) lief es eher durchwachsen. Max Franz verpasste bei der Einfahrt in die Traverse ein Tor.

Marathonrennen

Feuz feierte seinen 14. Weltcupsieg, seinen elften in einer Abfahrt. Seit 2012 (Didier Cuche) hatte kein Schweizer mehr in Kitzbühel gewonnen. Feuz musste lange um seinen Erfolg – seinen ersten seit Jänner 2020 in Wengen – bangen. Wegen böigen Windes wurde das Rennen nach Startnummer 23 unterbrochen. Für eine Wertung des Rennens müssen jedoch zumindest 30 Läufer gestartet sein. Neben dem gefährlichen Zielsprung und den Böen bereiteten auch die schlechter werdenden Sichtbedingungen Sorgen. Mit Ach und Weh führte man das rund drei Stunden dauernde Rennen einem Ende zu. Nach Startnummer 30 wurde dann endgültig abgebrochen. Damit wurde der Schweizer Marco Odermatt, Dritter der Weltcup-Gesamtwertung, um die Chance gebracht, Punkte zu sammeln. Er wäre mit Startnummer 31 an der Reihe gewesen.

"Das war eine emotionale Achterbahnfahrt. Wenn früher angebrochen worden wäre, wäre ich morgen nicht am Start gestanden, das hält mein Kopf nicht aus", sagte Feuz. Es sei ein langer und intensiver Tag gewesen. "Die Fahrt war schwer am Limit, ich habe alles riskiert. Dann die Stürze, ein Teamkollege beim Zielsprung, da kamen sofort Erinnerungen hoch an Dani Albrecht. Dann auf einmal ist Wind, den keiner wirklich spürt, dann fast Rennabbruch, dann wurde wieder gefahren. Ein krasser Tag", so Feuz.

Kritik von Feuz

Der mächtige Zielsprung sorgte bereits in den vergangenen Tagen für Diskussionen. Der Franzose Johan Clarey war dort im Training schwer gestürzt, belegte zum Auftakt der 81. Hahnenkammrennen mit 0,89 Sekunden Rückstand den respektablen vierten Platz. Nach seinem Sturz am Donnerstag wurde die Absprungkante leicht entschärft.

Im Rennen flogen die Läufer erneut sehr weit, zu weit. "Der Sprung ist schon seit drei Tagen Thema. Ich bin auch 60, 70 Meter gesegelt. Das muss nicht sein", sagte Feuz, der 52.000 Euro Preisgeld für den Sieg einstreift.

Am Samstag steht die klassische Hahnenkammabfahrt (11.30 Uhr, ORF 1) am Programm. Die Bedingungen werden dann aber andere sein. In der Nacht wird Schneefall erwartet. Am Sonntag steht zum Abschluss noch ein Super-G am Programm. (Thomas Hirner, 22.1.2021)

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Ergebnis und Ticker zur ersten Abfahrt in Kitzbühel

Gesamtwertung nach der Abfahrt in Kitzbühel (nach 20 Rennen):

1. Alexis Pinturault (FRA) 778
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 560
3. Marco Odermatt (SUI) 501
4. Marco Schwarz (AUT) 466
5. Filip Zubcic (CRO) 462
6. Loic Meillard (SUI) 428
7. Henrik Kristoffersen (NOR) 420
8. Manuel Feller (AUT) 348
9. Matthias Mayer (AUT) 344

10. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 308

Abfahrtswertung (4):

1. Matthias Mayer (AUT) 238
2. Beat Feuz (SUI) 226
3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 190
4. Dominik Paris (ITA) 152
5. Johan Clarey (FRA) 137
6. Ryan Cochran-Siegle (USA) 136
7. Urs Kryenbühl (SUI) 133
8. Vincent Kriechmayr (AUT) 129
9. Martin Cater (SLO) 111
10. Romed Baumann (GER) 111

Mannschaft Herren (20):

1. Schweiz 2941
2. Österreich 2599
3. Norwegen 2260
4. Frankreich 2065
5. Deutschland 1083
6. Italien 856
7. USA 830
8. Kroatien 508
9. Slowenien 426
10. Kanada 219