Boris Johnsons wissenschaftlicher Chefberater Patrick Vallance warnt vor dem mutierten Virus

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London – Die zuerst in England nachgewiesene Coronavirus-Mutante B.1.1.7 ist nach britischen Erkenntnissen offenbar tödlicher als frühere Virus-Varianten. Es gebe mittlerweile "Hinweise", dass die Mutante nicht nur ansteckender sei, sondern auch "mit einer höheren Sterblichkeitsrate in Verbindung gebracht werden" könne, sagte Premierminister Boris Johnson am Freitagabend in London. Die Virus-Variante hatte sich zuerst in London und Südengland verbreitet.

Johnsons wissenschaftlicher Chefberater Patrick Vallance erklärte, dass die Beweise für eine erhöhte Sterblichkeit "nicht sehr stark" seien: "Es ist noch mehr Arbeit erforderlich, um die Zahlen genau zu verstehen", aber es gebe Grund zur Sorge.

Erhöhte Sterblichkeit

Ein Beispiel: Bei Männern im Alter von 60 bis 69 Jahren war laut Vallance bisher unter 1000 Infizierten mit zehn Todesfällen infolge der Infektion zu rechnen. Bei der mutierten Virus-Form liege diese Zahl hingegen bei rund 13 bis 14 Todesfällen. Die erhöhte Sterblichkeit betrifft offenbar alle Altersgruppen.

Großbritannien gehört zu den am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern der Welt. Mehr als 96.000 Infizierte starben bereits. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurde B.1.1.7 mittlerweile in rund 60 Ländern nachgewiesen, darunter Österreich. Nach Experteneinschätzung ist die Virus-Variante bis zu 70 Prozent ansteckender als das ursprüngliche neuartige Coronavirus.

Die Verbreitung der Mutante ist ein Grund dafür, dass in vielen Ländern die Corona-Restriktionen zuletzt wieder verschärft wurden. Überdies ist in Südafrika eine ebenfalls deutlich ansteckendere Coronavirus-Mutante aufgetreten, die mittlerweile in mehr als 20 Ländern nachgewiesen wurde. (red, APA, AFP, 22.1.2020)