Bernhard Gruber musste am Samstag nach dem Wettkampf ins Krankenhaus.

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Lahti – Der Comeback-Versuch von Bernhard Gruber hat nach einer dramatischen Wende im Krankenhaus geendet. 10 Monate nach seiner Herzoperation mussten dem Nordischen Kombinierer in Lahti nach erneuten Herzproblemen zwei Stents eingesetzt werden. Der 38-jährige Salzburger hatte am Samstag nach dem Weltcup-Teambewerb in der nordischen Metropole nach dem Auslaufen über Schmerzen im Brustbereich geklagt.

Nach der Erstdiagnostik vor Ort durch Sanitäter und die ÖSV-Teamärztin wurde im Spital erneut ein Teilverschluss eines Herzkranzgefäßes festgestellt. "Bernhard ist soweit in guter Verfassung und muss nun entsprechend seiner Genesung noch einige Tage im Krankenhaus bleiben", sagte ÖSV-Teamärztin Ines Berger-Uckermann.

Zuvor ein erfreuliches Comeback

Der Bad Hofgasteiner hatte schon Mitte März 2020 dieselbe Diagnose erhalten. Acht Monate danach erhielt er Anfang November nach umfangreichen Checks die medizinische Freigabe für den Hochleistungssport. Nach Aufnahme des Trainings mit dem österreichischen Team stieg Gruber am Samstag im Teamsprint von Lahti in die Weltcup-Saison ein. Gemeinsam mit Mario Seidl war er im Springen überraschend Erster gewesen, letztlich wurde es für das Duo ein hervorragender sechster Rang.

Er wolle "step by step" noch näher herankommen, hatte der 38-Jährige nach dem Wettkampf glücklich geäußert. "Da überwiegt die Freude, dass das Herz so gut läuft. Ich muss noch ein bisschen geduldig sein", hatte Gruber gemeint.

Seidl: "Einfach nur brutal"

Seidls 13. Platz am Sonntag im Weltcup-Einzel beim Sieg des Japaners Akito Watabe geriet in den Hintergrund. "Der Vorfall mit Berni Gruber ist uns natürlich allen nahe gegangen, da fällt es schwer, bei sich zu bleiben und sich auf den Wettkampf zu fokussieren. Wir waren gestern noch gemeinsam auslaufen und haben uns über sein Comeback gefreut." Es sei "einfach nur brutal", sagte der Salzburger.

Der Sportliche Leiter Mario Stecher zeigte sich in erster Linie froh, dass nicht mehr passiert sei und die Rettungskette aus der Ferne betrachtet gut funktioniert habe. "Ich bin froh, dass wir eine Ärztin dabei hatten, Bernie sofort ins Spital gebracht wurde und damit die ersten, wichtigen Schritte gesetzt wurden", sagte Stecher.

Offene Fragen

Er verstünde Fragen, warum Gruber angesichts der Vorgeschichte überhaupt noch einmal im Weltcup gestartet sei, meinte Stecher. "Außertourliche Ärzte vom ÖSV haben ihm die Freigabe für den Spitzensport erteilt. Wir leisten dem dann auch Folge, auch weil sich der Bernie wohlgefühlt hat und das unbedingt wollte."

Ein Karriereende des vierfachen Olympia- und achtfachen WM-Medaillen-Gewinners scheint nach dem neuerlichen Tiefschlag unvermeidlich. "Das Karriereende muss der Athlet selbst entscheiden und auch bekanntgeben", betonte Stecher. "Klar: Wenn man eins und eins zusammenzählt, dann wird es in diese Richtung laufen. Aber seine Gesundheit muss jetzt im Vordergrund stehen." (APA, 24.1.2021)