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Alexander Bolschunow gegen Joni Mäki, nichts für schwache Nerven.

Foto: AP/Jussi Nukari

Lahti – Norwegen hat am Sonntag die Langlauf-Staffel der Herren beim Weltcup in Lahti gewonnen. Für Aufsehen sorgte aber der Zielsprint um Platz zwei zwischen Finnland und Russland. Der finnische Schlussläufer Joni Mäki bog vor dem Russen Alexander Bolschunow auf die Zielgeraden ein. Die beiden kamen sich recht nahe, der Finne schnitt seinem Hintermann etwas den Weg ab. Der Russe kam ins Straucheln und reagierte aggressiv: Zuerst schlug Bolschunow mit der Faust beziehungsweise mit dem Stock nach dem Finnen, traf ihn aber nicht.

Sportart verwechselt

An diesem Tag markierte die Ziellinie aber nicht das Ende des Wettkampfes. Denn als Mäki bereits bei seinen Teamkollegen stand, rammte ihn der Gesamtweltcupführende Bolschunow von hinten in Eishockey-Manier per Bodycheck nieder. Die zunächst drittplatzierte Mannschaft Russland I wurde nach diesem doppelten Ausraster disqualifiziert. Stattdessen rückte Russland II aufs Podium.

Zielsprint ab 1:35.
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"Hinter seiner Stirn muss etwas gehörig schief laufen", war Mäki laut xc-ski.com nach dem Bewerb über seinen russischen Kontrahenten erzürnt. Der Finne trug leichte Verletzungen davon: "Die Hand ist ein wenig geschwollen, aber nicht besonders schmerzhaft. Wir werden das beobachten."

Norwegens Trainer Eirik Myhr Nossum zeigte sich ebenfalls schockiert. Bolschunows Verhalten erinnere ihn eher an Mixed Martial Arts und Ultimate-Fighting-Championship-Kämpfer Conor McGregor, zitiert ihn die schwedische Zeitung "Aftonbladet".

Kritik an Mäkis Spurwechsel

Russlands Trainer Markus Cramer scherzte, dass jeder wisse, dass Eishockey sehr beliebt in Russland sei. Er verurteilte das Verhalten seines Schützlings, sah den Auslöser aber auch in Mäkis Spurwechsel auf der Zielgeraden. "Das war nicht richtig", sagt er dem finnischen Fernsehsender "YLE". "Es muss ein fairer Kampf am Schluss gewährleistet sein. Es gibt drei Korridore und Bolschunow nahm den ganz rechten. Das wusste Mäki schon 100 Meter vorher. Er wollte nochmal die Spur wechseln. Aber die Ski haben sich zweimal berührt. Das machte Alexander wütend."

Wohl keine weiteren Sanktionen

Der Rennleiter des internationalen Skiverbandes (Fis), Pierre Mignerey, sah das anders und verteidigte Mäkis Spurwechsel. "Joni war vorne und konnte seine Spur frei wählen. Dann hat Alexander versucht, rechts vorbeizugehen. Da war aber kein Platz. Es kam zum Kontakt, aber sowas passiert eben. Das gibt es oft in Sprints". Mäkis Verhalten habe nicht gegen die Regeln verstoßen.

Er bezeichnete Bolschunows Verhalten als "Selbstjustiz". Die Disqualifikation sei aber Strafe genug: "Wenn es nach uns geht, darf er im nächsten Rennen antreten." Für eine weitere Sperre hätte sich der Russe wiederholt schlecht benehmen müssen. Das sei aber nicht der Fall.

Russland akzeptierte die Disqualifikation, forderte aber für die Zukunft einheitliche Regeln für den Spurwechsel.

Auch Norwegens Frauen gewannen

Der norwegische Sieg durch Paal Golberg, Emil Iversen, Sjur Röthe und Simen Hegstad Krüger wurde dadurch zur Randnotiz. Auch bei den Frauen gewann Norwegen. Angeführt von Therese Johaug und Heidi Weng siegten die Skandinavierinnen nach 4 x 5 Kilometern mit gut 43 Sekunden Vorsprung vor Schweden und Finnland. Österreichische Teams waren nicht am Start. (ag, APA, sid, 24.1.2021)

Ergebnisse – Männer, Staffel (4x7,5 km):
1. Norwegen (Golberg, Iversen, Röthe, Krüger) 1:07:56,8 Stunden
2. Finnland I (Hyvarinen, Hakola, Niskanen, Maki) +40,9 Sekunden zurück
3. Russland II (Semikow, Jakimuschkin, Melnitschenko, Ustjugow) +1:07,2 Minuten zurück
4. Deutschland (Dobler, Brugger, Notz, Moch) +1:39,4
5. Schweiz (Baumann, Cologna, Rüesch, Klee) +2:47,9
6. Schweden (Sandström, Andersson, Burman, Eriksson) +2:53,0
7. USA (Norris, Schumacher, Patterson, Wonders) +4:04,3
8. Finnland II (Vuorela, Mikkonen, Lindholm, Koivisto) +5:30,5
überrundet: 9. Kanada (Ritchie, Cyr, Boucher, Kennedy)
10. Estland (Kilp, Roos, Himma, Korge)

disqualifiziert: Russland I (Tscherwotkin, Below, Spizow, Bolschunow).

Frauen, Staffel (4x5 km):
1. Norwegen (T. Weng, Johaug, Fossesholm, H. Weng) 49:34,4 Minuten
2. Schweden (Kalla, Ribom, Modig, Andersson) 42,9 Sekunden zurück
3. Finnland I (Matintalo, Niskanen, Mononen, Pärmäkoski) +59,5
4. Russland I (Kirpitschenko, Neprjajewa, Netschajewskaja, Istomina) +1:30,7 Minuten
5. USA (Brennan, Diggins, Laukli, Patterson) +1:48,6
6. Deutschland (Gimmler, Hennig, Carl, Fink) +2:16,3
7. Finnland II (Nissinen, Kyllönen, Joensuu, Roponen) +2:48,5
8. Russland II (Mekrjukowa, Wasilijewa, Smirnowa, Ixanowa) +4:01,9
9. Kanada (Stewart-Jones, Beatty, Browne, Macisaac-Jones) +4:18,2
10. Estland (Uustalu, Kaasiku, Kaasiku, Kaasik) +7:26,4