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Tiktok ist in Italien nun für viele User bis Mitte Februar gesperrt.

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Seit kurzem ist Tiktok für viele Internetnutzer in Italien nicht mehr erreichbar. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein technisches Gebrechen seitens des Social Networks, sondern um die Folgen einer behördlichen Maßnahme.

Die Behörden haben sich entschlossen, den Dienst temporär zu sperren. Bis zum 15. Februar muss der Dienst den Zugang für alle User blockieren, deren Alter er nicht verlässlich ermittelt hat, was praktisch auf fast alle Nutzer zutreffen dürfte. Die Entscheidung ist Folge des Todes einer Zehnjährigen, berichten Deutsche Welle und der "Guardian". Damit wolle man unmittelbar Schaden von weiteren Minderjährigen abwenden.

Erstickungs-Challenge

Das Mädchen war am Mittwoch leblos im Badezimmer liegend von ihrer fünfjährigen Schwester entdeckt worden. Sie wurde von der Rettung in ein Spital in Palermo eingeliefert, konnte von den Ärzten aber nicht mehr gerettet werden. Festgestellt wurde Tod durch Erstickung. Die Polizei beschlagnahmte zwecks weiterer Ermittlungen das Handy der Verstorbenen.

Die Zehnjährige, die gemäß den Altersbestimmungen Tiktok noch gar nicht hätte nutzen dürfen, soll bei der Ausübung der hochriskanten "Blackout-Challenge" zu Tode gekommen sein. Diese "Herausforderung" sieht vor, sich die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn mittels eines Schals oder anderen Hilfsmittels einzuschränken, um ein daraus resultierendes Euphoriegefühl zu erleben.

Die Challenge kursiert aktuell auf Tiktok, war aber zuvor auch schon auf anderen Plattformen präsent. Die Eltern des Kindes gaben an, dass ihr jüngeres Kind ihnen gesagt hatte, dass ihre Schwester das "Blackout-Spiel" spiele, sie aber nicht gewusst hätten, was dies sei. "Wir dachten, dass sie auf Tiktok geht, um Tanzvideos zu sehen. Nie hätte ich an so eine Gräßlichkeit gedacht", wird der Vater zitiert.

Auch Ärger mit Datenschützern

Tiktok erklärte zum Fall, dass es keine Inhalte identifizieren habe können, die das Mädchen zur Teilnahme an dieser Challenge hätten bewegen können, man aber vollumfänglich mit den Behörden kooperieren wolle.

Es ist nicht das erste Mal, dass Tiktok in Italien ins Visier des Staates gelangt. Schon im Dezember mahnte die Datenschutzbehörde verschiedene Probleme an, darunter mangelnde Transparenz im Umgang mit Nutzerdaten und problematische Voreinstellungen, die die Privatsphäre der User verletzten. Damals wurde auch kritisiert, dass es für Kinder unter 13 Jahren – dem Mindestalter für Tiktok – viel zu leicht gemacht werde, den Dienst zu nutzen, da schon die Angabe eines falschen Geburtsdatums dafür ausreiche. (red, 25.1.2021)