Ein grünes Mascherl reicht Kunden nicht mehr. Sie wollen, dass ihre Finanzinstitute sich nachhaltig sozial und ökologisch engagieren.

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Nachhaltige Investments liegen im Trend. Das lässt sich auch an den aktuellen Zahlen der heimischen Fondsgesellschaften ablesen. Demnach waren im Vorjahr 17,4 Milliarden Euro in dieser Fondskategorie veranlagt – so viel wie noch nie. Das sind um 64,4 Prozent (6,8 Milliarden Euro) mehr als im Jahr davor. Mit 3,06 Milliarden Euro waren rund die Hälfte von diesem Zuwachs neu veranlagte Gelder – der Rest entstand durch Gewinne. Die Einjahresperformance dieser Fonds lag bei 20,1 Prozent.

Doch wie tief sitzt dieses Interesse an nachhaltigen Fonds? Ist es mehr als ein Trend? Das hat sich Zeb, eine Strategie- und Managementberatung im Bereich Financial Services, im Rahmen einer Studie angesehen, für die 1.080 Personen in Österreich befragt wurden.

Was vor ein paar Jahren als Nischenthema begonnen hat, ist jetzt fest im Anlagebereich etabliert. So fasst Ulrich Hoyer, Zeb-Partner und Studienautor, das Ergebnis grob zusammen. Die Affinität zu nachhaltigen Investments sei mittlerweile sehr hoch. Damit müssten sich auch die Finanzdienstleister immer mehr Gedanken machen, wie sie sich in diesem Bereich aufstellen. Ein grünes Mascherl als Verkaufserfolg reicht längst nicht mehr. "Die Verbraucher sind tendenziell schlau genug, um Greenwashing zu erkennen", sagt Hoyer.

Es reiche vielen Kunden nicht mehr, dass die Bank einen nachhaltigen Fonds im Angebot habe. Vielmehr müsse das Institut selbst auch nachhaltig agieren. Viele Kunden würden laut dem Zeb-Experten auch darauf achten, ob die Finanzinstitute E-Autos in ihrem Fuhrpark haben, Biosäfte bei Terminen reichten, das Gebäude ein Green Building sei, oder sie prüfen das soziale Engagement des Hauses.

Relevantes Lebensumfeld

Mehr als zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung sehen Nachhaltigkeit als grundsätzlich relevant für ihr Lebensumfeld an. Zehn Prozent dieser Gruppe definieren Nachhaltigkeit sogar als hoch relevant für Entscheidungen rund um das Thema Finanzen. In urbanen Regionen ist dieser Anteil sogar noch höher und liegt beispielsweise in Wien bei zwölf Prozent der Bevölkerung.

Ihre Bank beziehungsweise ihr Finanzinstitut empfinden bereits zwölf Prozent als nachhaltig. 40 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass sie bereit sind, für nachhaltig orientiertes Banking einen Aufschlag zu zahlen. Hierin liegt auch eine Chance für die Institute. "Im österreichischen Privatkundenbereich kann man derzeit rund 4,8 Milliarden Euro verdienen", erklärt Michaela Schneider, Zeb-Managing-Partnerin für Österreich. Zwei Drittel dieser Erträge seien bereits von Nachhaltigkeit tangiert. Würden Kunden wirklich einen Aufschlag zahlen, ergibt sich laut den Studienautoren eine zusätzliche Ertragschancen von etwa 160 Millionen Euro pro Jahr für die Finanzbranche in Österreich.

Hoyer weist darauf hin, dass Nachhaltigkeit auch immer stärker die Denk- und Verhaltensweise der Mehrheit der Bevölkerung bewegt. Auch wenn es dabei im Verhalten noch Brüche gebe – etwa wenn jemand ausschließlich Bioprodukte kaufe und dann dennoch mit dem SUV in der Stadt unterwegs sei –, sei erkennbar, dass die Relevanz des Themas zunehme. Dahingehend könnten Finanzdienstleister im Bereich der Beratung auch noch einiges verbessern, um die Kunden für ökologisch und nachhaltige Themen zu sensibilisieren.

EU schiebt das Thema an

Schwung in das Thema kommt auch durch den Green Deal der Europäischen Union. Damit werden Vorgaben, Ziele und Kriterien vereinheitlicht. Auch bei der Kreditvergabe werden die Banken künftig mehr darauf achten müssen, dass das Geld in nachhaltige Projekte fließt. Hoyer erwartet, dass Nachhaltigkeit in Zukunft das "new normal" wird.

Insbesondere die Kundengruppe mit einer hohen Affinität zum Thema Nachhaltigkeit wähle ihre Bankpartner bereits bewusst unter Nachhaltigkeitsaspekten aus. Diese bewusst getroffene Entscheidung führe zu einer hohen Zufriedenheit – mit der Nachhaltigkeit ihrer Hausbank sind 71 Prozent der Befragten zufrieden. Allerdings ist auch die Wechselbereitschaft bei Nichterfüllung der Nachhaltigkeitsansprüche mit 38 Prozent in dieser Zielgruppe recht hoch. (Bettina Pfluger, 25.1.2021)