Ohne Zustimmung zum Datenaustausch bleibt Nutzern ab sofort nur noch eine Basisversion.

Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Wer bislang noch nicht einer neuen Abfrage von Gmail zugestimmt hat, der verliert schon bald den Zugriff auf diverse smarte Features und Integrationen mit anderen Google-Diensten. Doch was auf den ersten Blick wie verschärfte Nutzungsbedingungen und der Versuch, zusätzliche Daten zu sammeln, klingt, ist bei näherer Betrachtung genau genommen das Gegenteil.

Opt-in

Mit Stichtag 25. Jänner führt Google eine Art Reset bei den smarten Funktionen für seinen Mailservice durch. Das bedeutet, dass für alles, was über die Basisfunktionen hinausgeht, eine explizite Zustimmung der User notwendig ist – und zwar eben sowohl von bestehenden als auch neuen Usern. Bisher hat sich Google diese Erlaubnis schlicht über die allgemeinen Nutzungsbedingungen zum Google-Konto geholt. Nun macht man diese Zustimmung hingegen explizit, was aus einer Privatsphärenperspektive durchaus erfreulich ist. Auch weil man damit den von Haus aus vorgenommenen, internen Datenaustausch zwischen Google-Diensten beschränkt.

Zu den smarten Features, die davon betroffen sind, zählt Google etwa die automatische Filterung und Priorisierung von E-Mail, aber auch "Smart Compose", eine Funktion, die bei der E-Mail-Erstellung automatisch Begriffe und Formulierungen vorschlägt. Auch die bei manchen Mails gebotenen Zusammenfassungen – etwa zu anstehenden Flügen – oder die automatische Erstellung von Kalendereinträgen sind davon betroffen. Über eine separate Einstellung werden die diversen Integrationen mit anderen Google-Diensten abgehandelt, also etwa zum Google Assistant oder auch Google Maps.

Wer all die Abfragen ablehnt, bekommt eine Art Basisversion von Gmail, bei der von der automatischen Auswertung eigentlich nur mehr ein Spam-Filter übrig bleibt – wie er aber angesichts der E-Mail-Realität zur Grundausstattung praktisch jedes Mail-Services gehört. Google betont zudem, dass die Inhalte von Mails auch nicht für Werbezwecke genutzt würden – und zwar ganz generell. Die jetzt getroffene Entscheidung ist dabei nicht endgültig, sie kann über die Einstellungen von Gmail nach Belieben geändert werden.

Viele Hinweise

Wirklich überraschend darf das übrigens für kaum einen Gmail-User kommen. Google hat in den vergangenen Wochen sowohl über die App als auch am Desktop über entsprechende Dialoge versucht, die Nutzer zu erreichen. Auch Informationsmails wurden verschickt. Eine erste öffentliche Ankündigung dieser Maßnahme gab es Mitte November.

Umdenken

Interessant ist all das nicht zuletzt, weil es ein gewisses Umdenken bei Google zeigt. Wohl nicht zuletzt angesichts des stärker werdenden Drucks von Kartellbehörden, scheint man gewillt, einige der eigenen Ansätze in Hinblick auf das Datensammeln zu hinterfragen. Insofern ist davon auszugehen, dass in Zukunft auch bei anderen Dienste vermehrt nach einem "Opt-in" gefragt wird, wenn die Daten mit anderen Google-Diensten geteilt werden sollen. (Andreas Proschofsky, 25.1.2021)