Beim Stanglwirten ist man gerührt, weil die zwangsweise ausbleibenden Promis wenigstens Insta-Videos mit Weißwürsten senden.

Screenshot: tvthek.orf.at

Journalismus ist ein toughes Geschäft, wie Sie, liebe Leserin, Sie, lieber Leser, natürlich wissen: Wir Journalistinnen und Journalisten sind immer auf der Jagd nach der heißesten Story – für Sie, what else! Zwischen uns herrscht täglich, stündlich, minütlich gnadenlose Konkurrenz – und wir gönnen den "Kollegen" von Konkurrenzmedien nicht den kleinsten Erfolg. Genau so geht’s zu, wie wir das auch aus "Journalistenfilmen" aus Hollywood kennen.

Selten, aber doch schleicht sich aber auch Mitgefühl und Sympathie füreinander in unser Denken und Fühlen. Aktuell ist mein persönliches Mitgefühlsherzkammerl von den ORF-Seitenblicken besetzt. Die Kollegen dort haben eigentlich seit Monaten nichts zu berichten. Ist ja nichts. Nirgendwo. Das hindert sie freilich nicht daran, wacker jeden Abend Beiträge zu zaubern.

Man nehme exemplarisch das Kitzbühel-Rennwochenende. Normalerweise ein Hochamt der Society-Berichterstattung. Und jetzt? Das Nichts nichtet. Trotzdem lassen sich die Seitenblicker und -innen nicht entmutigen. Sie liefern täglich Beiträge aus Kitz: Was macht die Rosi jetzt? Oder: Was macht der Stanglwirt? Aber auch: Womit beschäftigt sich die ehemalige Kommissarin von Soko Kitzbühel? Die Antworten sind beruhigend: Die Rosi singt viel, denn das befreit die Seele. Beim Stanglwirten ist man gerührt, weil die zwangsweise ausbleibenden Promis wenigstens Insta-Videos mit Weißwürsten senden. Und die Ex-Kommissarin freut sich auf neue Rollenangebote.

Nichts davon ist wichtig, aber es beruhigt zu sehen: Auch "Promis" und deren Gastgebern ist fad im Kopf. (Petra Stuiber, 25.1.2021)