2015 im Wiener Fluc – da wurde noch getanzt.

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Wien – Man merkt es zwar nicht, weil sie nicht offen haben, aber es gibt sie noch, und zwar alle: die Wiener Clubs. Der große Kahlschlag ist (noch) nicht passiert. Neben der Eigeninitiative vieler Clubbesitzer, die sich durch Crowdfunding, das Aufbrauchen ihrer Ersparnisse oder die Aufnahme von Krediten einige Monate über Wasser halten konnten, greifen nun auch staatliche Hilfsleistungen – allerdings geht es schleppend voran.

Der 80-prozentige Lockdown-Umsatzersatz für November, der von Vereinen und Unternehmen unkompliziert beantragt werden konnte und rasch ausbezahlt wurde, half den Clubs in der Krise, war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die 50 Prozent Lockdown-Umsatzersatz für Dezember haben einige immer noch nicht gesehen. Auch Zahlungen, die mit der Kurzarbeit zusammenhängen, lassen auf sich warten. "Unsere Fixkosten und Abgaben laufen ja weiter, und die gebotenen staatlichen Zuschüsse bedienen diese nicht zur Gänze. Man muss wohl kein Mikroökonom sein, um zu verstehen, dass das in Wahrheit Konkursverschleppung ist", sagt Gregor Imhof vom Sass.

Die Anträge für die beiden Fixkostenzuschüsse sind kompliziert und können nur mithilfe von Steuerberatern gestellt werden – zu lange war auch ihnen unklar, was wann wie eingereicht werden muss; die Regelungen änderten sich im Wochentakt, auch bei den zuständigen Stellen herrschte Informationsmangel: "Oft waren die Ansprechpartner und -partnerinnen von den laufend geänderten Richtlinien genauso verwirrt wie wir", sagt Milena Košir Rantaša vom Rhiz.

Frühestens April

Mit einem Aufsperren rechnen die Clubs vor dem Sommer, die optimistischen und mit Terrassen gesegneten Betreiber sprechen von April. Allerdings fern von dem, was man sich normalerweise unter Clubbetrieb vorstellt. "Es wird sicher viele Beschränkungen wie Publikumsanzahl und Sperrstunde und zusätzliche Auflagen geben. Insofern wird es eine Teilöffnung, die uns viel abverlangen wird, und das bei geringeren Umsätzen", so Martin Wagner vom Fluc.

Schwierig ist es aber nicht nur für Clubbetreiber, sondern auch für jene Selbstständige, die zum Club gehören wie Veranstalter, DJs oder Tontechnikerinnen. Zwar haben viele ein zweites Standbein, auch der Härtefallfonds greift gut. Problematisch kann es werden, wenn gerade gestundete Beiträge auf einmal zurückgezahlt werden müssen.

Das betrifft wiederum auch die Clubbetreiber: "Ganz wichtig ist, dass die SVS und ÖGK unsere Schulden nicht im März fällig stellen. Wenn das passiert, wird es eng", sagt Wagner. Weiters wünscht er sich von der Politik mit Blick auf den Frühling, in dem viel mehr Events als sonst im Freien stattfinden werden, "allen Veranstaltern und Veranstalterinnen volle Unterstützung bei den diesbezüglichen Behördengängen zuzusichern und die Bestimmungen dahingehend auch befristet etwas aufzulockern".

Als positiv nehmen Clubbetreiber die Solidarität zwischen dem Publikum und den Clubs, aber auch den Clubs untereinander, die sich in der Krise stärker vernetzt haben, wahr. Auch ein größeres öffentliches Interesse am Thema Clubkultur wird beobachtet: "Ich glaube nicht, dass ich vor 2020 jemals einen Politiker das Wort Clubkultur in den Mund nehmen gehört hätte", sagt Gregor Imhof vom Sass. (Amira Ben Saoud, 26.1.2021)