Bild nicht mehr verfügbar.

Der US-Bann setzt Huawei zu.

Foto: MICHELE TANTUSSI / REUTERS

Nach außen gibt sich Huawei gerne unbeeindruckt vom seit mittlerweile fast zwei Jahren aufrechten Bann durch das US-Handelsministerium. Dass man auf den eigenen Smartphones keinerlei Google-Dienste mehr verwenden kann, sei zwar unerfreulich, gleichzeitig arbeite man eifrig an eigenen Alternativen. Hinter den Kulissen scheint man das Ganze aber nicht ganz so locker zu sehen, zudem hegt man offenbar keinerlei Hoffnungen mehr, dass sich an der aktuellen Situation durch die Biden-Regierung etwas ändern wird.

Verhandlungen

Huawei verhandle derzeit über den Verkauf der eigenen Premium-Smartphone-Reihen, dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters in Berufung auf mit der Angelegenheit betraute Personen. Die Gespräche mit einem Konsortium mehrere Firmen sollen demnach bereits seit Monaten laufen. Federführend sollen dabei diverse Investmentunternehmen sein, die von der Regionalregierung von Schanghai gestützt werden. Konkret geht es um die P- und Mate-Reihen, die in den vergangenen Jahren auch in Europa viel Anklang gefunden haben.

Den finalen Ausschlag für diese Überlegungen soll die schwierige Chipsituation gegeben haben. Nach einer Verschärfung des US-Banns ist es Huawei praktisch unmöglich die eigenen Kirin-Prozessor bei den üblichen Partnern weiter produzieren zu lassen. Derzeit versuche man zwar noch eine Lösung für eine interne Fertigung aufzustellen, dies erweise sich aber als äußerst schwieriges Unterfangen. Sollte der Kauf wirklich zustande kommen, wäre das Volumen wohl riesig. Laut Zahlen der Marktforscher von IDC lag der mit der P- und Mate-Serie generierte Umsatz im Jahr ab dem dritten Quartal 2019 bei 39,7 Milliarden US-Dollar.

Biden ändert wohl nichts

Sollten die Berichte stimmen, macht dies aber auch etwas anderes deutlich: nämlich dass man keinerlei Hoffnungen in den Machtwechsel im Weißen Haus legt. Und das ist durchaus nachvollziehbar. Gilt doch der neue US-Präsident, der Demokrat Joe Biden, selbst als ziemlich China-kritisch, eine rasche Abkehr vom Bann ist also nicht zu erwarten.

Ob der Deal zustande kommt, sei längst noch nicht klar, betonen die Quellen. Bei Huawei selbst sieht man das anders. In einer Stellungnahme bestreitet der Hardwarehersteller solche Gespräche vehement. "An diesen Gerüchten ist nichts dran. Huawei hat keine derartigen Pläne. Wir bleiben unserem Smartphone-Geschäft voll und ganz verpflichtet und werden weiterhin weltweit führende Produkte und Technologien für Konsumenten auf der ganzen Welt entwickeln und liefern."

Honor

Erst Mitte November hat Huawei den Verkauf seiner Billigsmartphone-Serie Honor verkündet. Käufer war dabei ein Konsortium aus 30 Händlern, die von der Regierung von Shenzhen unterstützt wurden. Ein offizieller Kaufpreis wurde damals nicht genannt, laut der Quelle von Reuters soll er aber bei knapp 15,5 Milliarden Dollar gelegen sein. (apo, 25.1.2021)