Wann bekommt wer wie viel? Diese Frage ist doppelt brisant, geht es doch um den Impfstoff gegen das Coronavirus. Wenn dann ein Impfstoffhersteller nach dem anderen Produktionsengpässe zugeben muss, steigt verständlicherweise die Nervosität.

Momentan gibt es einen Engpass bei der Lieferung von Corona-Impfstoffen.
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Dass die EU auf Einhaltung der Verträge mit dem britisch-schwedischen Konzern Astrazeneca pocht, ist so recht wie billig. Schließlich nahm der Hersteller nach dem Abschluss des Vorvertrags mit Brüssel eine Anzahlung in dreistelliger Millionenhöhe entgegen, die das Risiko des Zulassungsverfahrens abdeckt. Trotzdem muss man dem Hersteller auch eingestehen, dass gewisse Unwägbarkeiten bei der Impfstoffherstellung einfach nicht auszuschließen sind. Schließlich stellt man nicht Kräuterzuckerln her, sondern einen hochkomplexen Impfstoff, und das noch dazu im Schnellverfahren.

Eine Lösung muss jedenfalls gefunden werden. Der Konzern könnte beispielsweise auf andere Produktionsstätten ausweichen, das bedarf allerdings der Abstimmung mit der EU.

Rufe in verschiedenen EU-Staaten jedoch, man hätte doch auf eigene Faust Impfstoffe bestellen sollen, weil man sich auf die zentrale EU-Beschaffung wieder nicht verlassen könne, sind weder zielführend noch gerechtfertigt. Die Vorstellung, jeder einzelne EU-Staat würde sich in eine Preisschlacht werfen, hat das Potenzial, Europa zu spalten. Mit Solidargemeinschaft hat das jedenfalls nichts zu tun. (Manuela Honsig-Erlenburg, 25.1.2021)