Freifinanzierte Mietwohnungsprojekte werden oft schon im Bau von Investoren gekauft – und später vermietet.

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In Zeiten der Krise werden Wohnungen gekauft. Das scheint nicht nur für private Wohnungskäufer zu stimmen, die ihr Erspartes in harten Zeiten ins Betongold stecken. Auch bei institutionellen Investoren standen im Corona-Jahr 2020 Wohnungen hoch im Kurs. Fast ein Drittel des Investmentvolumens des Vorjahrs floss in Wohnungen, die von großen Investoren meist schon im Bau erworben und später als Mietwohnungen auf den Markt gebracht werden.

Besonders begehrt sind Wohnprojekte in Wien und Graz, wo für heuer tausende Wohnungen in der Pipeline sind. Zunehmend rücken aber auch andere Landeshauptstädte wie Linz in den Fokus. Allerdings seien in den letzten Jahren viele Klein- und Kleinstwohnungen errichtet worden, kritisierte Georg Fichtinger, Investmentexperte beim Maklerhaus CBRE, bei einem Pressegespräch: "Da gab es Corona-bedingt ein gewisses Umdenken."

Platz fürs Homeoffice

Denn die eigenen vier Wände werden bei vielen nun nicht mehr nur zum Schlafen genutzt, sondern auch zum Arbeiten oder für das Homeschooling. Ausreichend Platz ist also wichtiger denn je. "Das hat sicher auch Auswirkung auf den künftigen Bedarf", ist Fichtinger überzeugt.

Daher würden zukünftig wohl auch wieder mehr größere Wohnungen gebaut werden. Diese müssten dann aber auch leistbar sein. Bei den zuletzt so beliebten Kleinwohnungen, im Investorensprech Mikro-Apartments genannt, gebe es aktuell schon oder demnächst einen Überhang. "Das wird sich auch preislich widerspiegeln", so Fichtinger.

Klar ist: Das Immobilienjahr 2020 war nicht für alle gleich gut – oder gleich schlecht. Der Hotel- und Retailimmobilien-Markt brach angesichts von Corona, mehreren Lockdowns und Reisebeschränkungen stark ein. Die Logistik, die durch den wachsenden Onlinehandel befeuert wurde, ging neben dem Wohnen als Siegerin vom Platz.

Insgesamt wurden im Vorjahr 3,3 Milliarden Euro in Immobilien in Österreich investiert. Das waren um fast die Hälfte weniger als im Rekordjahr 2019. Den Einbruch führt man beim Maklerunternehmen CBRE aber nicht so sehr auf Corona zurück, sondern auf das fehlende Angebot an passenden Projekten für Investoren.

Logistik gefragt

"Die Nachfrage nach Wohnen, Industrie und auch Büro war 2020 enorm groß", berichtete Fichtinger. Beim Verkauf eines Distributionszentrums im Süden Wiens habe man zum Beispiel plötzlich "internationale Namen" auf dem Bildschirm gesehen, die sich überhaupt erstmals für Österreich interessiert hätten.

Logistik-Immobilien waren 2020 begehrt. 450 Millionen Euro wurden in Logistik-Immobilien in Österreich investiert. Zunehmend wird hier nicht mehr für den Eigenbedarf, sondern für Fremdnutzer gebaut. Insgesamt wird es 2021 an den drei Hauptlogistikstandorten Wien, Graz und Linz rund 209.000 Quadratmeter an neuen Logistikflächen geben.

Hart hat es dafür den Einzelhandel getroffen. Sowohl in der Wiener Innenstadt als auch in Einkaufszentren gaben die Spitzenmieten im Jahr 2020 laut Zahlen von CBRE um sieben bzw. acht Prozent nach. Der Trend dürfte sich auch 2021 fortsetzen. "Wenn es Gewinner gegeben hat, dann die Fachmarktzentren", berichtete CBRE-Österreich-Chef Andreas Ridder. Diese hätten meist einen Supermarkt als Ankermieter, der Kundschaft anzieht. Außerdem kann man mit dem Auto bis vor die Tür fahren und die Shops straßenseitig betreten – das sind gute Argumente in Zeiten einer Pandemie.

Strauchelnde Hotels

Am härtesten hat es aber den Hotelmarkt getroffen. "Der Markt ist durch Corona von einem Highflyer total in den Abgrund gefahren worden", sagte Fichtinger. Zwischenzeitlich habe es keine Nachfrage an Hotels mehr gegeben. Entwickler, deren Hotelprojekte noch nicht in Umsetzung waren, schwenkten daher noch teilweise zu alternativen Nutzungskonzepten um, erzählt der Experte. Andere hätten die Eröffnung neuer Projekte nach hinten verschoben.

Manche opportunistische Investoren hätten sich aber in Österreich schon inmitten der Krise auf der Suche nach strauchelnden Hotels umgeschaut. "Solche Notverkäufe haben wir bis dato nicht gesehen", so Fichtinger. "Wir gehen aber davon aus, dass das 2021 schon zum Thema werden wird." Wohl auch deshalb dürfte das Hotel-Investmentvolumen heuer wieder zulegen.

Stabiler Büromarkt

Als relativ stabil hat sich dafür der Wiener Büromarkt erwiesen. Die Vermietungsleistung ging um nur sieben Prozent zurück. Allerdings werden die stärksten Auswirkungen der Krise wohl erst heuer sichtbar werden, glaubt man bei CBRE.

Denn Corona hat Trends im Bürobereich weiter beschleunigt. Man werde künftig wohl eher ins Büro gehen, um Ideen auszutauschen, zu kommunizieren und in Teams zusammenzuarbeiten, so Ridder: "Wenn man ins Büro kommt, will man auch etwas Besonderes haben." Was diese Veränderungen für die künftige Nachfrage nach Büroflächen bedeutet, wird sich erst zeigen. (Franziska Zoidl, 27.1.2021)