Jom haScho’a ist ein israelischer Nationalfeiertag und Gedenktag für die Opfer der Shoah einerseits und den jüdischen Widerstand und das Heldentum jüdischer Untergrundkämpfer andererseits. Der 1951 von der Knesset festgesetzte "Tag des Gedenkens an Holocaust und Heldentum" findet seit einigen Jahren auch weltweit am 27. Jänner (sofern dieser Tag nicht auf einen Sabbat fällt) als Gedenktag Beachtung. Zur Eröffnungszeremonie am Vorabend des Jom haScho’a werden üblicherweise sechs Fackeln entzündet, die symbolisch für die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust stehen. Der Morgen beginnt mit Gedenkveranstaltungen in Yad Vashem. Im gesamten Land heulen um 10 Uhr für zwei Minuten die Sirenen. Der öffentliche Verkehr und normalerweise alle anderen Fahrzeuge halten an, die meisten Passanten bleiben schweigend stehen. Zu Füßen der sechs Fackeln in Yad Vashem werden Kränze von diversen Institutionen und Gruppen Überlebender niedergelegt.

Danielle Spera, "100 x Österreich: Judentum". € 26,00 / 256 Seiten. Amalthea-Signum, 2020
Foto: Amalthea-Signum

Der Jom haScho’a ist nur einer der zahlreichen Begriffe aus dem Judentum, die Danielle Spera in 100 Miniaturen im Rahmen der Reihe "100 x Österreich erklärt". Von A bis Z, von Alija bis zum Zionismus, von Abraham Adler bis Samuel Zwieback reicht das Spektrum, das die Direktorin des Jüdischen Museum Wien präsentiert.

Über die Geschichte des Judentums allgemein, der jüdischen Gemeinden in Österreich im Speziellen, über Brauchtum, Riten, Feiertage erfährt man Wissenswertes, Bekanntes und Unbekanntes. Wie Purim, Pessach, Tu Bischwat gefeiert wird und welche Bedeutungen dahinter verborgen sind, wird luzid dargestellt. Ebenso wie es zum Begriff der Mazzesinsel kam, wie bedeutsam Humor ist, wie viele Literaten, Musiker, Wissenschafter, Philosophen etc. jüdischer Abstammung prägend waren und sind. Naturgemäß nimmt die Geschichte des Antisemitismus, die Historie der Verfolgungen, der Anerkennung und Assimilation im Laufe der Jahrhunderte, die Blütezeit im Fin de Siècle sowie die unfassbaren Verbrechen des Nazi-Regimes, der Holocaust und der große, nach 1945 noch lange andauernde Verlust der Intelligenzija des Landes Raum in den eloquenten und elaborierten Ausführungen der ehemaligen Journalistin.

Gerade in der fragilen Zeit eines global wieder epidemisch grassierenden latenten Antisemitismus ist Speras Buch ein wertvoller Beitrag zum Verständnis, wider Ignoranz, Hass und Vorurteile, ein wichtiger Beitrag zum friedvollen Miteinander. (Gregor Auenhammer, 27.1.2021)