Turins Bürgermeisterin Chiara Appendino wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt.

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Turin – Mehr als drei Jahre nach einer Massenpanik bei der Übertragung des Champions-League-Finales in Turin mit zwei Toten und über 1.500 Verletzten ist die Bürgermeisterin der piemontesischen Hauptstadt, Chiara Appendino, zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Verurteilt wurden weitere fünf Angeklagte, darunter der Ex-Polizeichef von Turin und der Architekt, die das Public Viewing auf dem Hauptplatz von Turin organisiert hatte, berichteten italienische Medien am Mittwoch.

Die Staatsanwaltschaft warf der Politikerin der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und den anderen Angeklagten fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. Bereits unmittelbar nach dem Geschehen waren sie dafür kritisiert worden, nicht für die nötigen Sicherheitsvorkehrungen gesorgt zu haben. Fans hatten von vollkommener Planlosigkeit und versperrten Fluchtwegen berichtet. Der STANDARD sprach damals mit einem Augenzeugen der Massenpanik. Er beschrieb die Situation als "Horror".

Diebesbande als Auslöser

Am 3. Juni 2017 hatten sich mehr als 20.000 Menschen auf einem Platz in Turin das Spiel von Juventus Turin gegen Real Madrid auf einer Großleinwand angeschaut. Warnrufe wegen einer angeblichen Bombenexplosion hatten kurz vor dem Ende der Übertragung für Panik unter den Zuschauern gesorgt. Menschen stürzten im Gedränge und wurden von Flüchtenden überrannt. Zwei Frauen starben, mehr als 1.500 weitere Menschen wurden verletzt.

Die Ermittler stellten fest, dass eine Diebesbande für die Massenpanik verantwortlich gewesen ist. Vier junge Männer sollen während der Übertragung des Spiels zwischen Juventus und Real Madrid Pfefferspray gesprüht haben, um Fans auszurauben. Die Pfefferspray-Taktik soll die Bande auch bei anderen Raubzügen angewendet haben, etwa bei Konzerten und in Clubs. (APA, red, 27.1.2021)