Dort, wo Homeoffice möglich ist, sind auch Vertrauen und Zuversicht im Hinblick auf die Zukunft am stärksten ausgeprägt.

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Das Krisenjahr hat hinsichtlich Leadership und neuer Arbeitswelt einiges aufgezeigt. Seit Monaten erproben Arbeitgeber das Führen auf Distanz, mit unterschiedlichen Erfahrungen auf beiden Seiten. Die erste zweifelsfreie Erkenntnis: Die neue Arbeitsweise kann ohne Vertrauen nicht gelingen.

Das Vertrauensverhältnis zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden in Österreichs Betrieben ist aber nur mäßig ausgeprägt. Nur 58 Prozent der Arbeitenden haben das Gefühl, dass ihre Führungskräfte Vertrauen in ihre Arbeit haben. Bei Befragten, die im Homeoffice arbeiten, fällt der Wert mit 63 Prozent höher aus. Das zeigt die im November 2020 von Great Place to Work durchgeführte Umfrage. Für die repräsentative Onlineerhebung wurden 632 unselbstständig Beschäftigte in Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitenden befragt.

Deutlich unterschiedlich fällt die Einschätzung nach Alterskohorten der Befragten aus: Während 70 Prozent der Teilnehmenden bis 25 Jahre ihren Führungskräften eine von Vertrauen geprägte Arbeitsplatzkultur attestieren, erleben dies lediglich etwas mehr als die Hälfte jener Befragten (54 Prozent), die 55 Jahre oder älter sind.

Festhalten an alten Denkweisen

Dort, wo Homeoffice noch immer möglich ist und zum Teil auch schon vor der Krise möglich war, sind auch Vertrauen und Zuversicht im Hinblick auf die Zukunft am stärksten ausgeprägt. So sehen mehr als die Hälfte in diesem Segment die Krise als Chance. Der Wert ist im Vergleich zur Umfrage von Juni 2020 unter Befragten, die erst seit Corona im Homeoffice arbeiten, sogar leicht gestiegen.

Im Gegensatz dazu ist der Rückgang dieses Werts im Vergleich zur Datenerhebung im Juni 2020 bei denjenigen am größten, die wieder ins Büro mussten. Besonders kritisch äußern sich jene elf Prozent, die durch den ersten Lockdown ins Homeoffice gewechselt sind, nun aber wieder ausschließlich an ihrem Arbeitsplatz arbeiten. Hier ist die Einschätzung der Krise als Chancenbringer um die Hälfte von 44 Prozent auf 22 Prozent gesunken.

Dennoch scheint es nicht wenige Führungskräfte zu geben, die an der strikten Anwesenheitsdoktrin und alten Denkmustern festhalten. Nur etwa vier von zehn Beschäftigten (43 Prozent) denken, dass ihre Führungskräfte die Mitarbeitenden nicht nur nach ihrer physischen Anwesenheit, sondern nach ihrem tatsächlichen Beitrag beurteilen. Auch hier sinkt die Zustimmung mit zunehmendem Alter. In der Gruppe bis 25 Jahre stimmen dieser Aussage mehr als die Hälfte der Befragten zu (54 Prozent), bei Teilnehmenden ab 55 Jahre ist es nur mehr ein Drittel (34 Prozent).

Neue Führungsqualitäten

Insgesamt sucht nur jede dritte Führungskraft (32 Prozent) das persönliche Gespräch für informellen Austausch mit den Mitarbeitenden. Lediglich die Hälfte der Beschäftigten geben an, dass ihre Führungskräfte gut erreichbar und unkompliziert anzusprechen sind. Wenig überraschend ist daher, dass nur 38 Prozent der Befragten wirksame Führung auf Distanz in ihrem Unternehmen verorten. Ein Viertel kann dieser Aussage sogar gar nicht zustimmen. Zu einer anderen Wahrnehmung kommen auch in diesem Fall jene Studienteilnehmenden, die jetzt und auch vor Beginn der Krise im Homeoffice arbeiten konnten. In dieser Gruppe geben immerhin 52 Prozent an, dass ihre Vorgesetzten auch auf Distanz wirksam führen.

Vor diesem Hintergrund wurden die Teilnehmenden außerdem gefragt, was sie sich von ihren Vorgesetzten wünschen. Demnach stehen Empathie, Kommunikationsfreudigkeit und fachliche Kompetenz ganz oben auf der Liste der Qualitäten einer Führungskraft. Das sind zugleich die wesentlichen Attribute eines New Leadership, ebenso wie Glaubwürdigkeit, Respekt und Fairness. Baut eine Führungskultur auf diesen Werten auf, führt das laut Erhebungen von Great Place to Work, zu mehr Produktivität und weniger personeller Fluktuation in Unternehmen. (red., 29.1.2021)