Die Polizei führte mehrere Razzien in Privatwohnungen und Büros von Vertrauten Nawalnys durch.

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Moskau/Berlin – Vor einer Gerichtsentscheidung über die Haftstrafe des Kremlkritikers Alexej Nawalny sind mehrere seiner Mitarbeiter und Unterstützer festgenommen worden. So wurde etwa Nawalnys Ärztin Anastassija Wassiljewa für 48 Stunden in Gewahrsam genommen, wie sie selbst in der Nacht zum Donnerstag auf Twitter schrieb. Auch Pussy-Riot-Aktivistin Maria Aljochina soll im Zuge einer Razzienwelle gegen Nawalnys Umfeld am Mittwoch festgenommen worden sein.

Das Team des inhaftierten Oppositionellen hatte zuvor bereits bekannt gegeben, dass auch Nawalnys Bruder Oleg, seine Vertraute Ljubow Sobol sowie ein Mitarbeiter seiner Anti-Korruptions-Stiftung festgesetzt worden waren. Ihnen wird demnach vorgeworfen, gegen Corona-Hygieneauflagen verstoßen zu haben. Maskierte Uniformierte hatten am Mittwoch zahlreiche Büros und Privatwohnungen von Nawalnys Team durchsucht. Die Politologin Tatjana Stanowaja sprach von einem "beispiellosen Druck auf Oppositionelle und Aktivisten".

Geldstrafen gegen Facebook & Co.

Am Donnerstag wollte ein Gericht bei Moskau über die 30-tägige Haftstrafe Alexej Nawalnys entscheiden. Der russische Oppositionsführer war am 17. Jänner nach seiner Rückkehr aus Berlin in seine Heimat noch am Flughafen in Moskau festgenommen worden. Der 44-Jährige soll gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte.

Die Moskauer Staatsanwaltschaft warnte unterdessen mehrere Internetplattformen, Aufrufe zu den nicht genehmigten Nawalny-Demonstrationen am kommenden Sonntag zu veröffentlichen. Im Zusammenhang mit den russlandweiten Massenprotesten für die Freilassung Nawalnys am vergangenen Wochenende waren unter anderem gegen Facebook, Twitter und Youtube Geldstrafen verhängt worden.

Gegen den Chef von Nawalnys Stab, Leonid Wolkow, eröffnete das Ermittlungskomitee ein Strafverfahren wegen der "Verleitung" Minderjähriger zu den Protesten, wie die Behörde mitteilte. Wolkow hatte sich gegen diesen Vorwurf zuvor bereits verteidigt.