Ja, ich weiß. Sie können es nicht mehr hören. Weil außer Spazierengehen geht derzeit sowieso nicht viel. Es ist für viele die einzige Möglichkeit, Leute zu treffen – um gemeinsam spazieren zu gehen. Und wer schon die eigene Hood in den letzten 300 Tagen abgelatscht ist, dem brauch ich jetzt sicher nicht noch mal mit Spazierengehen kommen. Aber, ich probiere es dennoch mit einem Reframing vom öden, altvatrischen Spazierengehen.

Spazierengehen ist tatsächlich eine sehr gute Möglichkeit, um erstens in Bewegung zu bleiben und zweitens an der – mehr (am Land) oder weniger (in der Großstadt) – frischen Luft zu sein. Gut gegen Übergewicht, gut für die Haut, gut für das Immunsystem, gut für den Kreislauf – das sind nur einige der Vorteile, die regelmäßiges Spazierengehen mit sich bringt.

Es kann auch entspannend wirken und als Zeit zum Abschalten dienen. Wie oft haben Sie sich früher, vor Corona, gedacht: "Ich muss mal raus, um den Kopf freizukriegen?" Oder: "Ich sollte mich mehr bewegen, vielleicht geh ich die eine Station, statt mit der Bim zu fahren?" Umso mehr wird das zum Thema, wenn Homeschooling und Homeoffice die eigenen vier Wände zum Einzigen machen, was man stundenlang sieht. Wenigstens einmal am Tag rauszugehen – und dann eben nicht nur zum Supermarkt nebenan zu hüpfen – hilft da gegen den Lagerkoller.

Es gibt sicher Aufregenderes als einen Spaziergang, aber frische Luft und Bewegung verhelfen vielen zu mehr Entspannung und Wohlbefinden.
Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Es gibt zwei Arten von Spazierengehern: Die Zielgeher und die Herumschweifer. Während der Zielgeher einen klaren Plan hat, wohin die Reise geht, ist der Herumschweifer oft planlos unterwegs. Ich zum Beispiel tendiere eher zum Herumstreifen. Unter der Woche oft einfach nur durch mein Grätzel, eine Stunde – manchmal länger, manchmal kürzer – einfach irgendwelche Straßen und Gassen abhirschen. Ich muss nirgends hin, ich muss nur gehen – und irgendwann halt auch wieder heimkommen. Ich war in Gassen in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung, die kannte ich noch nicht. Ich bin manchmal auf die andere Straßenseite gewechselt, obwohl ich sonst immer auf der einen gehe. Ja, man wird schon sehr bescheiden, aber, wie sagt man so schön: Besser als a Stan am Schädel.

Wenn sich die Aufgaben zu Hause häufen, neben Kinderbetreuung, Job und Haushalt nur wenig Zeit ist, kann es helfen, auch das Spazierengehen fix einzuplanen: die halbe Stunde in der Früh; der Sonntagsspaziergang; eine Runde am Abend, wenn alles erledigt ist; oder einfach kleinere Einkäufe und Termine zu Fuß erledigen. (roda, 2.2.2021)