Die Kollegin meint, das mit der Dankbarkeit, das sei ihr zu esoterisch. Es klingt auch alles ein bisschen nach Hokuspokus, das gebe ich zu, dennoch ist es einen Versuch wert. Fangen wir mal ganz einfach an: Wann waren Sie das letzte Mal dankbar? Vielleicht, als Ihre Mutter eine schwere Krankheit überstanden hat? Oder als Ihr Kind Sie mit einer Umarmung überfallen hat? Oder als Sie eine Ausflug an einen See gemacht haben und das Wetter einfach nur perfekt war?

Sie sehen schon, dankbar kann man für vieles sein. Im Stress und wenn gerade alles nicht läuft, wie es soll – Stichwort Corona-Krise –, dann fällt es uns aber oft schwer, das Gute zu sehen und die kleinen Freuden auch als solche wahrzunehmen. Dabei spricht viel dafür: Das Immunsystem positiver Menschen ist stärker, Verletzungen heilen bei ihnen schneller, sie sind glücklicher und zufriedener.

Was hat das mit Dankbarkeit zu tun? Sie ist eine einfache Methode, um eben das Gute zu sehen und damit den Fokus zu verschieben. Kein einziges Ihrer Probleme wird dadurch verschwinden, aber Ihr Umgang damit wird anders. Und vielleicht kommen Sie dann besser damit zurecht.

Der "Besser leben"-Podcast zum Thema Dankbarkeit.

Dankbarkeit ist übrigens ansteckend, genauso wie das Jammern. Das kennen Sie doch sicher auch, wenn man sich in Rage redet mit dem Kollegen und alles noch viel furchtbarer erscheint, als es vielleicht ist. Und man auch den Ärger und die Wut des Gegenübers mitnimmt, die dann die eigene weiter verstärkt. So ähnlich funktioniert das auch mit der Dankbarkeit. Wenn Ihr Gegenüber Ihnen erzählt, wofür es dankbar ist und wie gut es ihm dabei geht, dann denken Sie vielleicht auch darüber nach, was in Ihrem Leben alles gut läuft.

Und jetzt die gute Nachricht: Dankbarkeit kann man üben, das muss man nicht schon in die Wiege gelegt bekommen haben. Versuchen Sie es mal mit der ganz einfachen Übung, die ich schon am Anfang beschrieben habe: Wann waren Sie das letzte Mal dankbar und wofür?

Sie können auch ein Dankbarkeitstagebuch führen und jeden Tag etwas aufschreiben, wofür Sie dankbar sind. Das wird nicht jeden Tag etwas Riesiges sein. Ich bin manchmal zum Beispiel einfach nur dankbar, dass die Sonne scheint und ich nicht in der Nebelsuppe sitzen muss. Das ist nicht viel. Aber es trainiert den "Dankbarkeitsmuskel" – und das macht auf jeden Fall weniger angefressen. (Daniela Rom, 11.2.2021)