Unter anderem in der Gastronomie, die seit November von Schließungen betroffen ist, sank die Wertschöpfung in den letzten drei Monaten 2020 im Vergleich zum Quartal davor um 19,7 Prozent.

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Wien – Lockdown light, Lockdown zwei und Lockdown drei: Das Jahresende hatte es in Österreich in sich. Die Folgen für die Wirtschaft sind dramatisch, wie aktuelle Konjunkturzahlen vom Freitag zeigen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut teilte mit, dass die heimische Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 4,3 Prozent gesunken ist.

Damit fiel die Schrumpfung noch schlimmer aus als vom Wifo zuletzt – schon unter Einrechnung der Lockdowns – befürchtet. Die Lage ist auch viel schlimmer als in den meisten anderen europäischen Ländern, auch wenn noch nicht alle Staaten ihre Konjunkturdaten veröffentlicht haben.

Auch Spanien besser

Deutschland beispielsweise – das Land hat ebenfalls im November viele Wirtschaftsbereiche geschlossen – kam mit einem blauen Auge davon. Nach dem starken Aufschwung im dritten Quartal stagnierte die Volkswirtschaft von Oktober bis Dezember. Spanien legte um 0,4 Prozent zu. Auch Frankreich schnitt mit einem Minus von 1,4 Prozent deutlich besser ab als Österreich.

Das Ergebnis für die Eurozone liegt noch nicht vor, doch angesichts der tendenziell über den Erwartungen liegenden Daten aus den größten Ländern der Währungsunion rechnen Ökonomen mit einem leichten Rückgang der Wirtschaft von einem Prozent aus. Die heimische Wirtschaft dürfte auch im laufenden Quartal weiter schrumpfen, hat das Wifo erst diese Woche erläutert. Mit zwei aufeinanderfolgenden negativen Quartalen ist die Definition einer Rezession erfüllt.

Die gängigste Erklärung für die schlechtere Lage in Österreich ist die große Bedeutung des Tourismus. Sein Anteil an der Wirtschaftsleistung ist rund dreimal so groß wie in Deutschland. Manche Ökonomen meinen aber auch, dass umfassende Hilfen – vor allem die Kurzarbeit – die Wirtschaft bremsen könnten.

In Handel, Beherbergung, Gastronomie und Verkehr sank die österreichische Wertschöpfung in den letzten drei Monaten 2020 im Vergleich zum Quartal davor um 19,7 Prozent. Bei den sonstigen Dienstleistungen, die persönliche Dienstleistungen wie Friseure, Kunst, Unterhaltung und Erholung umfassen, betrug der Rückgang 25,2 Prozent, ermittelte das Wifo zu seiner Schnellschätzung für das vierte Quartal. Im dritten Quartal hatten diese beiden Bereiche noch um 32,9 bzw. 39,2 Prozent zugelegt, waren von April bis Juni aber um 21,2 bzw. 26,9 Prozent im Quartalsabstand geschrumpft.

Konsumnachfrage ging zurück

Im Gleichklang ging im vierten Quartal laut Wifo die Konsumnachfrage der privaten Haushalte (samt privaten Organisationen ohne Erwerbszweck) wieder kräftig zurück – und zwar um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im vorhergehenden Vierteljahr waren die privaten Konsumausgaben im Quartalsabstand um 12,9 Prozent gestiegen, im zweiten Quartal mit minus 11,2 Prozent dagegen noch stärker abgesackt als jetzt zuletzt.

Stabiler verlief laut Wifo gegen Jahresende die Industrie- und Baukonjunktur. Im vierten Quartal legte in der Industrie die Wertschöpfung um 1,0 Prozent zu, in der Bauwirtschaft lag sie 1,6 Prozent unter dem Vorquartal.

Exporte sanken

Die Außenwirtschaft war weiter vom weltweiten Abschwung geprägt. Die Exporte sanken im Quartalsabstand um 1,1 Prozent (nach 16,1 Prozent Anstieg im dritten und 18,4 Prozent Rückgang im zweiten Vierteljahr, jeweils gegenüber dem Vorquartal). Die Importe gingen um 0,7 Prozent zurück (nach +12,1 Prozent und -17,4 Prozent davor). Die Investitionsnachfrage entwickelte sich laut Wifo stabil, die Bruttoanlageinvestitionen veränderten sich kaum.

Detailliert will am 1. März die Statistik Austria über die BIP-Entwicklung im vierten Quartal und im gesamten Vorjahr berichten. Die nächste vierteljährliche Konjunkturprognose vom Wifo und dem Institut für Höhere Studien ist für 26. März geplant. (red, APA, 29.1.2021)