Peter Weidinger sitzt seit 2017 für die ÖVP im Nationalrat. Beim Verfassen seiner Arbeit 2003 will er nach seinen "besten Möglichkeiten" agiert haben.

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Nicht einmal einen Monat nach dem Rücktritt von Arbeitsministerin Christine Aschbacher sorgt der nächste Plagiatsvorwurf für Probleme bei einem ÖVP-Politiker, wie die "Kronen Zeitung" bereits Freitagmorgen berichtete. Der Nationalratsabgeordnete Peter Weidinger hatte im Jahr 2003 eine rechtswissenschaftliche Diplomarbeit an der Uni Graz eingereicht. Das Thema der 107-seitigen Arbeit war die Kompetenzverteilung im staatlichen System Kanadas.

Doch nun hat der Plagiatsgutachter Stefan Weber die Arbeit geprüft und ist dabei auf 30 Plagiatsstellen gestoßen, wie er in seinem Gutachten ausführt, das dem STANDARD vorliegt. In diesen Passagen habe Weidinger Text "ohne Kenntlichmachungen aus fremder Literatur übernommen".

Der Plagiatsjäger Weber ließ eine Software über Weidingers Arbeit laufen, die Textpassagen mit Literatur aus Datenbanken und dem Netz abgleicht.
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Zudem finde man "teils längere Übersetzungsplagiate aus englischsprachigen Quellen", die den fälschlichen Eindruck eigener Recherche erweckten, schreibt Weber:

Auszug aus Webers Bilanz.
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Weber wurde für das Gutachten beauftragt, über den Auftraggeber sei aber Verschwiegenheit vereinbart, erklärt er dem STANDARD.

Weidinger selbst sagte zur APA, dass er als Grund für die Vorwürfe die anstehenden Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen vermutet, für die er in Villach kandidiere. Beim Verfassen der Arbeit habe er sich bemüht, "nach besten Möglichkeiten zu agieren". 18 Jahre danach habe er "nicht mehr präsent, welche Quelle ich wo angegeben habe". Zu politischen Konsequenzen aus den Vorwürfen wollte er vorerst nichts sagen. Weidinger kündigte allerdings an, auf seinen Magister zu verzichten und den Titel zurückzulegen.

Uni Graz schweigt über Note Weidingers

Dies ist allerdings eine Option, die rechtlich nicht existiert, wie auch ein Sprecher der Uni Graz bestätigt. Die Hochschule habe erst in der Nacht von den Vorwürfen erfahren. Danach ging es aber schnell: Am Freitag wurde bereits ein Feststellungsverfahren eingeleitet, dafür sollen demnächst mehrere Gutachten eingeholt werden. Womöglich werde man auch die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) einschalten. Sollte sich im Ergebnis des Verfahrens ein schwerwiegendes akademisches Fehlverhalten nachweisen lassen, werde die Uni Graz Weidingers Titel nach einem Aberkennungsverfahren entziehen.

Der Betreuer der Diplomarbeit war 2003 Martin Polaschek, er ist der amtierende Rektor der Universität Graz. Über die damalige Note für Weidinger will die Uni dem STANDARD keine Auskunft geben: "Das ist ein schwebendes Verfahren, da sagen wir nichts dazu." Die Note ist allerdings für die rechtliche Beurteilung eines Verdachts auf Erschleichung relevant. (Theo Anders, 29.1.2021)