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Tim Cook und Mark Zuckerberg werden wohl keine Freunde mehr.

Foto: Eric Risberg / AP

Dass große Unternehmen oftmals in einem direkten Konkurrenzverhältnis zueinander stehen, liegt in der Natur der Sache. Offen ausgetragene Konflikte – das gibt es hingegen nur selten. Umso erstaunlicher ist, was sich gerade zwischen Facebook und Apple abspielt. Liefern sich die beiden Firmen doch gerade einen mit ziemlich harten Bandagen geführten Schlagabtausch.

Kommt die Klage?

Aktueller Höhepunkt: Laut einem Bericht von "The Information" bereitet Facebook derzeit eine Kartellrechtsklage gegen Apple vor. Auslöser ist eine aktuelle Änderung bei Apples iPhone-Betriebssystem iOS, durch das App-Anbieter gezwungen werden, von den Nutzern eine explizite Erlaubnis für das vor allem für Werbung genutzte Tracking über mehrere Apps oder Webseiten hinweg einzuholen. Facebook befürchtet dadurch massive Einbrüche beim Werbegeschäft und sieht sich dabei auch als Vertreter kleiner Anbieter, die davon besonders stark getroffen würden, so die Argumentation.

Die Kartellklage soll nun aber etwas allgemeiner ausgelegt werden, und zwar im Hinblick auf die – zuletzt auch von anderen Firmen kritisierten – strikten Regeln von Apple für App-Entwickler unter iOS. Dazu gehört nicht zuletzt die fixe Beteiligung Apples an allen Finanztransaktionen und das Verbot, andere Bezahlwege zu nutzen. So hatte etwa Spotify beklagt, dass Apple sich durch diese Vorschriften einen unfairen Wettbewerb verschaffe – in diesem Fall also für Apple Music. Der Spielehersteller Epic Games befindet sich aus ähnlichen Gründen ohnehin schon länger in einem Konflikt mit Apple. In diesen Fällen soll Facebook übrigens dem US-Justizministerium schon seit mehreren Monaten beratend zur Seite stehen.

Zarte Zweifel

Ob es zu dieser Kartellklage wirklich kommt, scheint derzeit aber noch offen zu sein. So soll vor allem Facebook-Chef Mark Zuckerberg diese Variante forcieren, während andere Mitarbeiter davor warnen, dass man hier angesichts der Privacy-Diskussion eigentlich nur verlieren könne, da man kein sonderlich überzeugendes Opfer abgeben könne.

Datenausbeutung

Während Zuckerberg Apple am Mittwoch am Rande der Verkündung der aktuellen Quartalszahlen noch offen angriff, reagiert Apple-Chef Tim Cook zwar nicht ganz so direkt – aber nicht minder deutlich. Im Rahmen einer Keynote zur Privacy-Konferenz CPDP fand er deutliche Worte für Facebook, ohne das Unternehmen direkt beim Namen zu nennen: "Wenn ein Unternehmen darauf ausgerichtet ist, seine Nutzer irrezuführen, auf Datenausbeutung und auf Wahlmöglichkeiten, die keine sind, braucht es eine Reformierung – und nicht Lob." Und weiter: Wenn Algorithmen Desinformation und Verschwörungstheorien verbreiten, nur um die Nutzer bei der Plattform zu halten, dann könne man nicht länger zusehen. Sonst würde aus dem sozialen Dilemma bald eine soziale Katastrophe.

CPDPConferences

Unterschiedliche Zugänge

Interessant ist das offensive Vorgehen von Facebook aber auch aus einer anderen Perspektive: Steht es doch im krassen Gegensatz zu Google, das von diesen Änderungen nicht minder betroffen ist, sie aber lieber schweigend akzeptiert – wohl wissend, dass es hier in der öffentlichen Meinung nicht viel zu gewinnen gibt. Facebook scheint es hingegen darauf ankommen zu lassen, wohl auch in der Hoffnung, dass den Nutzern die Verfügbarkeit kostenloser – und werbefinanzierter – Produkte schlussendlich doch wichtiger ist als die Privatsphäre. (Andreas Proschofsky, 29.1.2021)