Den Österreichern liegt derzeit ziemlich viel auf der Seele, das merkt man auch an den Leserreaktionen auf die eigenen Kolumnen, sei es per Direktmail, sei es im STANDARD-Forum mit seinen breiten, oft wilden Diskussionen. Hier sei versucht, auf ein paar der brennendsten Fragen einzugehen.

Zu der türkisen Abschiebeshow um ein paar Schulmädchen merken einige Leser und Poster zu Recht an, dass die Mutter der georgischen Kinder schon eine ganze Latte von rechtskräftigen Asylablehnungen hinter sich hat. Poster "Bernhard von Aosta" formuliert dazu: "An der, zweifelsfreien, Tragödie für ihre Töchter ist genau eine Person schuld: nicht der Richter, nicht der Kurz, nicht der Nehammer, nicht der Polizeihund, sondern einzig und allein die Mutter". Er ist nicht der Einzige, der so denkt.

Aber Poster "Chiemseepirate" entgegnet: "Nur hat der Staat auch die Verpflichtung, Schaden von Minderjährigen abzuwenden … Fakt ist, dass eine Abschiebung einer Zwölfjährigen IMMER eine Traumatisierung hervorruft und das vorsätzliche Körperverletzung ist. Punkt."

Anti-Corona-Demo in Wien.
Foto: imago/SKATA

Überdies ist es meiner Meinung nach eben nicht nur eine rein rechtliche Frage, sondern es gibt auch einen politischen Hintergrund, und den spricht die Posterin "Treue Leserin" an: "Ich sehe diese Abschiebung bei Nacht und Nebel, mit Unmengen an Wega-Leuten, grimmigen Hunden, als Ablenkungsmanöver." Nämlich von der schleudernden Corona-Politik.

Bürgerinitiativen

Womit wir bei dem zweiten großen Thema dieser Tage wären: Wie gut ist die Corona-Politik? Und wo gehe ich hin, wenn ich nicht einverstanden bin? Etliche Leserinnen sagen: "Wenn ich meine Wut und meine Verunsicherung loswerden will, nehme ich halt in Kauf, dass ein paar Rechte mitmarschieren."

Dazu ist zu sagen, dass die Rolle der Rechtsextremen und bedenklichen Obskurantisten bei diesen Demos noch lange nicht ausgeleuchtet und viel größer ist, als manche denken (siehe Querdenker und Corona-Leugner).

Aber wie wirklich gegen den Lockdown demonstrieren, ohne dass Kryptonazis dabei sind? Die Antwort ist wohl: selber machen. Es sind zig Bürgerinitiativen zu anderen Themen entstanden, durch Selbstorganisation. Ich habe schon einmal versucht zum Thema "Zivilgesellschaft" einen Überblick zu geben. Ein Update ist wohl fällig.

Womit wir beim letzten großen Thema wären: "Es gibt viele Personen, die durch die Maßnahmen der Regierung wirtschaftlich, beruflich, privat und psychisch an den Rand – und teilweise darüber hinaus – gedrängt werden. Ich bin einer davon" (Poster "Vielefragen").

Entlastung

Ja, Homeoffice mit Kindern ist eine Zumutung. Und das Eingesperrtsein, die fehlende "Ansprache" ist eine ernste Belastung. Mit einer Bezugsperson spazieren zu gehen kann übrigens eine erstaunliche Entlastung sein. Manche Firmen bieten professionelle Betreuung an oder veranstalten Videokonferenzen ("Wie kommen wir durch den Lockdown"), in denen auch ein gegenseitiges Aussprechen möglich ist.

Ökonomisch macht die Regierung einiges richtig. Sie wendet viel Geld auf, um durch Kurzarbeit, Fixkosten- und Umsatzersatz die Unternehmen über Wasser zu halten; ihre Weigerung, das Arbeitslosengeld zu erhöhen, um den Konsum anzukurbeln, ist aber wohl unklug.

Aber der Punkt ist: Das ist alles Fahren auf Sicht, ohne Plan. Wann, wo, was und unter welchen Vorkehrungen sperren wir wieder auf, wie schaffen wir regelmäßige Tests auf Massenbasis, und wie holen wir die versäumte Organisation des Impfens nach? (Hans Rauscher, 29.1.2021)