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Der Pharmakonzern Astra Zeneca ging im weltweiten Rennen um einen Impfstoff gegen die Krankheit Covid-19 als Nummer drei ins Ziel.

Foto: Reuters / Dado Ruvic

Das Nationale Impfgremium empfiehlt den Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astra Zeneca nur für unter 65-Jährige. Das österreichische Expertengremium schließt sich damit den deutschen Kollegen an, die von der Anwendung dieses Covid-19-Vakins bei älteren Personen abraten. Noch rigider war die italienische Arzneimittelbehörde, die sogar dazu rät, über 55-Jährige und besonders anfällige Menschen bevorzugt mit den auf mRNA-Technologie basierenden Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna zu impfen.

Der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca ist für über 65-Jährige unbedenklich, was die Sicherheit betrifft. Offen ist aber die Frage nach der Wirksamkeit bei Senioren, weil es dafür noch zu wenig Daten aus den klinischen Studien gibt. Das Gremium empfahl die Vakzine in der Gruppe der 18- bis 64-Jährigen einstimmig, für Senioren und Hochrisikopatienten soll aber ein mRNA-Impfstoff verwendet werden. Allerdings kann der Astra-Zeneca-Impfstoff auch dieser Gruppe gegeben werden, falls es mit den mRNA-Vakzinen logistische Probleme geben sollte, denn sicher ist er laut den Experten.

Impfplan bleibt aufrecht

Für die Altersgruppe der 65-Jährigen und darüber sind dem Nationalen Impfgremium zufolge zwar "die immunologischen und Sicherheitsdaten vergleichbar gut wie bei den jüngeren Personen. Aufgrund der kleinen Gruppengröße und der niedrigen Zahl aufgetretener Erkrankungsfälle ist für diese Altersgruppe zum jetzigen Zeitpunkt (!) keine sichere Aussage zur Wirksamkeit möglich", betonten die Experten.

Auswirkungen auf den Impfplan habe die Entscheidung aber nicht, weil die Empfehlung erst einmal lediglich für das erste Quartal gelte, sagte die Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt, im Ö1-"Morgenjournal" am Montag. Alle älteren Personen sollen jetzt mit den bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffen geimpft werden. Der Impfstoff von Astra Zeneca könne im niedergelassenen Bereich und fürs Gesundheitspersonal verwendet werden und sei eine "Erleichterung", sagte die Vakzinologin. Ihre Hoffnung sei, dass bis zum Sommer alle eine Impfung bekommen, die eine wünschen.

Bedenken der Seniorenverbände

Der nunmehr dritte in der EU zugelassene Impfstoff war mit großen Hoffnungen erwartet worden, weil er aufgrund der einfacheren Handhabung (er muss nicht bei minus 80 Grad gelagert werden) die Immunisierung großer Bevölkerungsgruppen sichern sollte. Die EU-Behörde wies jedoch darauf hin, dass es noch nicht genügend Daten über die Wirksamkeit des Astra-Zeneca-Präparats bei älteren Menschen gebe, um zu beurteilen, wie effektiv es bei diesen sei. Im Zulassungsverfahren gehörten nur acht Prozent der Versuchspersonen zur Gruppe der über 65-Jährigen.

Angesichts dieser Tatsache appellierte der Präsident des SPÖ-Pensionistenverbands, Peter Kostelka, "an die Verantwortlichen in Österreich, sorgsam zu prüfen, ob man die älteren Menschen in Österreich Risiken aussetzt, die in Deutschland und Italien der Generation 55 plus bzw. 65 plus bewusst nicht aufgebürdet werden".ÖVP-Seniorenbundchefin Ingrid Korosec plädierte in der Kronen Zeitung dafür, die im Februar erwarteten Studienergebnisse abzuwarten und bis dahin Menschen über 80 Jahren nur mit den anderen zur Verfügung stehenden Stoffen zu impfen.

Astra Zeneca will nun doch mehr Impfdosen liefern

Wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Sonntag via Twitter mitteilte, will der Hersteller Astra Zeneca übrigens im ersten Quartal nun doch mehr Impfstoff an die Europäische Union liefern als angekündigt. Es kämen neun Millionen Dosen hinzu, also insgesamt 40 Millionen Dosen. Das ist allerdings noch immer nur die Hälfte der ursprünglich anvisierten Menge von 80 Millionen Dosen. Von der Leyen schrieb auch, Astra Zeneca wolle eine Woche früher mit der Lieferung beginnen als geplant. Die Firma wolle zudem ihre Produktionskapazität in Europa ausbauen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Ried im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen im Alten- und Pflegeheim Eberschwang. Dort soll es nicht nur Verletzungen bei der Priorisierung der zu impfenden Personen gegeben haben. Es gebe auch Hinweise, dass mehr Impfstoff als gebraucht bestellt worden sei, um heimfremde Personen mitzuversorgen. Das könne "in Richtung Amtsmissbrauch gehen", hieß es aus der Staatsanwaltschaft. (Lisa Nimmervoll, 31.1.2021)