Die Hoffnungen in Myanmar waren in den vergangenen Jahren groß. Lange Zeit war das Land vom Militär regiert worden. Die Bevölkerung litt über Jahrzehnte nicht nur unter einem repressiven Regime, das politische Gegner einsperrte oder – wie Aung San Suu Kyi – jahrelang unter Hausarrest stellte. Die Bewohner von Myanmar litten auch unter den strengen Sanktionen, die die westlichen Länder über das Land verhängten. Ende der Nullerjahre war es nicht nur, aber auch ein verheerender Zyklon, der der Militärregierung aufzeigte, dass es so nicht weitergehen konnte, dass man auf internationale Kooperationen angewiesen ist.

Am Montag übernahm das Militär wieder die Macht.
Foto: imago/ZUMA Wire/Aung Kyaw

Als Suu Kyi den Hausarrest verlassen durfte und eine neue Verfassung den Weg für Wahlen freimachte, waren die Hoffnungen auf bessere Lebensumstände riesengroß. Natürlich passiert der Wandel von einer Militärdiktatur in eine Demokratie nicht über Nacht. In den vergangenen Jahren konnte man dem zähen Ringen um demokratische Institutionen zusehen – teils mit Schrecken, wenn etwa Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi die Unterdrückung der muslimischen Rohingya verteidigte. Doch zumindest, so konnte man sich sagen, war das Land auf dem Weg der Emanzipation aus einem halben Jahrhundert Militärdiktatur, mit all den brutalen Tücken.

Die Hoffnungen wurden nun über Nacht mit einem Putsch zerschlagen. Die internationale Staatengemeinschaft ist wieder gefangen zwischen der Wahl: Sanktionen verhängen oder beide Augen zudrücken. Die Bewohner Myanmars zwischen: Verfolgung riskieren oder resignieren. (Anna Sawerthal, 1.2.2021)